Das Philosophen-Leben - KiW L198 (alle)

Devino M., Samstag, 30. April 2016, 09:47 (vor 3177 Tagen) @ Devino M.

LEKTION 198

Nur meine Verurteilung verletzt mich.

1. Verletzung ist unmöglich. Und dennoch bringt die Illusion die Illusion hervor. Wenn du verurteilen kannst, kannst du verletzt werden. Denn du hast geglaubt, dass du verletzen kannst, und das Recht, das du für dich festgesetzt hast, kann nun gegen dich verwendet werden, bis du es als wertlos, unerwünscht und unwirklich niederlegst. Dann hört die Illusion auf, Wirkungen zu haben, und die, die sie zu haben schien, werden aufgehoben. Dann bist du frei, denn Freiheit ist deine Gabe, und du kannst jetzt die Gabe, die du gegeben hast, empfangen.

2. Verurteile, und du wirst zu einem Gefangenen gemacht. Vergib, und du wirst befreit. Also ist das Gesetz, das über die Wahrnehmung herrscht. Es ist kein Gesetz, das von der Erkenntnis verstanden wird, denn Freiheit ist ein Teil der Erkenntnis. Deshalb ist Verurteilen in Wahrheit unmöglich. Das, was sein Einfluss und seine Wirkungen zu sein scheinen, ist gar nicht geschehen. Doch müssen wir uns eine Weile so mit ihnen befassen, als seien sie es doch. Die Illusion bringt Illusion hervor. Außer einer. Vergebung ist eine Illusion, die eine Antwort auf die andern ist.

3. Die Vergebung fegt alle anderen Träume hinweg, und wenngleich sie selbst ein Traum ist, so bringt sie keine weiteren hervor. Alle Illusionen außer dieser einen müssen sich tausendfach vermehren. Bei dieser aber enden Illusionen. Die Vergebung ist das Ende der Träume, weil sie ein Traum des Erwachens ist. Sie ist nicht selbst die Wahrheit. Doch zeigt sie dorthin, wo die Wahrheit sein muss, und weist die Richtung mit der Gewissheit Gottes selbst. Sie ist ein Traum, in welchem Gottes Sohn zu seinem Selbst und seinem Vater aufwacht und erkennt, dass sie eins sind.

8. Die Stille deines Selbst bleibt unbewegt, von solchen Gedanken unberührt und jeglicher Verurteilung ungewahr, die Vergebung nötig haben könnte. Träume jeglicher Art sind für die Wahrheit sonderbar und ihr fremd. Und was außer der Wahrheit könnte einen Gedanken haben, der eine Brücke zu ihr baut, die Illusionen auf die andere Seite bringt?

12. Keine Verurteilung ist in ihm. Er ist vollkommen in seiner Heiligkeit. Er braucht keine Gedanken der Barmherzigkeit. Wer könnte ihm Gaben geben, wenn alles sein ist? Und wer könnte sich träumen lassen, dem Sohn der Sündenlosigkeit selbst Vergebung anzubieten, der ihm, dessen Sohn er ist, so gleicht, dass den Sohn zu erblicken heißt, nicht länger wahrzunehmen, sondern nur den Vater zu erkennen? In dieser Schau des Sohnes, die so kurz ist, dass kein einziger Augenblick zwischen diesem einen Anblick und der Zeitlosigkeit selbst steht, siehst du die Schau deiner selbst, und dann entschwindest du für alle Ewigkeit in Gott.

13. Heute kommen wir dem Ende aller Dinge näher, die noch zwischen dieser Schau und unserer Sicht stehen. Und wir sind froh, dass wir so weit gekommen sind, und begreifen, dass er, der uns hierhergebracht hat, uns jetzt nicht verlassen wird. Denn er möchte uns jene Gabe geben, die Gott uns heute durch ihn gab. Jetzt ist die Zeit für deine Befreiung. Die Zeit ist gekommen. Die Zeit ist heute da.
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Auf einer Ebene der Illusion, spielt die Art der Illusion keine Rolle und genau darin liegt oft das Verhängnis, dass in der Ansicht, eine andere Art von Illusion anzunehmen, die Lösung wäre. Ist es aber nicht und man bleibt ebenso weiter auf der Ebene.

Es geht nicht einmal darum die Ebene gänzlich zu verlassen, denn gibt man von sich aus die Illusion auf, d.h. man setzt keine Aktiven Handlungen mehr um, die zur Illusion führen, man sagt auch: "Gott allein handelt", dann lässt man das Höhere die Handlungen ausführen, ist selbst aber nicht aktiv darin und so auch frei davon und von den Auswirkungen dessen.

Obwohl man ja letztlich weiterhin dort verbleibt und Tätigkeiten ausführt, denn ohne seine Körper zu pflegen, würde man ja bekanntlich eingehen. So kann dies auch ja nicht die Lösung bieten. Letztlich sind es lauter Verwechslungen des einen mit dem anderen, auch dessen, wofür man sich selbst hält usw.

Ein gutes Leben führen, ist das Leben eines Philosophen, es bietet nicht immer alle Annehmlichkeiten und sieht von außen betrachtet vielleicht auch nicht so dolle aus, nur bietet es einem zur rechten Zeit die passenden Erkenntnisse um überflüssige (d.i. leidvolle) Erfahrungen sich einsparen zu können.

Und auch wenn man sich nicht allerlei aussuchen kann, ist es doch nicht ausgenommen, dass es einem im Leben zukommt. Allerdings auch dann soweit mit Erkenntnis, dass auch die Freiheit weiter inklusive ist und man nicht aus Leidenschaft darin ist. Es ist immer noch etwas anderes als ein tiefreligiöses Leben und doch wie es in der Bhagavad Gita sinngemäß heißt, der Weg der Anbetung/Andacht und der der Weisheit gehen letztlich überein, und hat man den einen erlangt, erlangt man auch den anderen.

Eher bleibt die Frage, was liegt einem mehr, und welchen Weg kann man angemessen mit eigenen Mitteln und Möglichkeiten beschreiten? Denn nicht alle haben das selbe hinter sich und nicht einmal das gleiche vor sich, in dem, worin es bekanntlich keine Grenzen gibt. So ist Askese auch nur dort angemessen, wo sie dem Geiste zuträgt und nicht irgend welcher Art von Geltung u.ä...


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