M.Luther: Auftritt und Absicht (alle)

Devino M., Dienstag, 07. Juli 2020, 23:33 (vor 1388 Tagen) @ Devino M.

"Tritt frisch auf, tu's Maul auf, hör bald auf."

- Martin Luther -
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Hat man was zu sagen, dann schaut man nicht erst nach anderen, was sie machen, tun, oder sprechen, sondern sagt erst, was man zu sagen hat, und dann schaut man ggf. nach anderen, oder auch nicht. Richtet man sich erst nach anderen, dann wird es wohl kaum möglich sein, etwas frischeres zu bringen, als der Schatten anderer hergäbe, die Frische verbleibt beim Ursprung.

Anderen die eigene Gesinnung zu unterstellen, ist oft die Folge von dem, wenn man sich bloß im Schatten derjenigen bewegt. Absichten zu unterstellen, die allerdings bei anderen nicht gegeben sind, ist Verleumdung. Andererseits, würde sich kein anderer stets finden, der einem die Projektion abnimmt, würde man stets nur auf langer Tour sein, um die eigenen Projektionen selbst wieder einzusammeln.

Wichtiger als das äußerlich Gesagte, ist die tatsächliche Absicht. Angenommen jemand beschimpft einen, und man merkt, es betrifft einen nicht, dann kann man den anderen ruhig sein Selbstgespräch in einem mit sich selber, beenden lassen, mit den Schultern zucken, sich umdrehen und seiner Wege gehen. Wenn jedoch unlautere Absichten unterstellt werden, die nicht gegeben sind, dann kann man sich nicht umdrehen und einfach gehen (man muss seinen Mund öffnen, und sei es nur in geistiger Hinsicht, dass man eine andere innere Ausrichtung wählt und die Absicht anderer bewusst irgendwo hin wegkippt und die eigene Gesinnung wieder an die Stelle zurecht rückt). Die Absicht ist mit weitem Abstand wichtiger (selbst hinsichtlich allem was im Emotionalkörper rumspringt). Denn wenn man die Projektion an der Stelle der Absicht annimmt, dann macht man den Willen anderer an der Stelle zum eigenen (dies kann auf lange Dauer sein - bis man wieder in die Situation kommt, etwas daran tatsächlich ändern zu können).

Deswegen ist die Einfalt meistens daran zu erkennen, dass gesprochene Worte oder die eigenen Gefühle über alles zählen, man aber die Absichten überhaupt nicht beachtet oder für nebensächlich hält. Doch längst nachdem alle Gefühle und Worte vergangen sind, hat die willentliche Absicht, wenn sie nicht geändert wird, immer noch fortbestand und sie braucht bei weitem nicht so häufig erneuert zu werden, wie alles in Worten, was sofort vergeht, oder in Emotionen, die ebenfalls vergehen und sich ausagieren. Wirkliche Verleumdung (die überhaupt nicht selten ist auf Absicht und Willen angewandt), hängt nicht in Worten (oder nur wo man es persönlich nimmt und darauf in sich innerlich reagiert - die äußere Reaktion ist auch nicht bedeutend zunächst), sondern in der Unterstellung einer falschen Absicht hängt die wahre Verleugnung. Dies wiegt immer sehr viel schwerer, als JEDES Schimpfwort. Heutzutage wird der Spieß gerne umgedreht. Man sollte dies sich nicht bieten lassen, und lieber ein paar Schimpfworte hinnehmen oder ein paar negative Emotionen, als sich falsche Absichten unterstellen zu lassen (die soweit nicht der eigenen Gesinnung entspringend, in der Regel Projektionen anderer entsprechen die man dann als eigene annimmt und die Autonomie zu Gunsten der Heteronomie hingibt). Eine rein verbale Verleumdung ist ein WITZ (so lange Wille und Absicht außen vor sind).

Bei einem Auftritt (sich irgendwo kenntlich machen, vor anderen sichtbar machen) zählt also die Absicht und Gesinnung immer als erstes, denn das ist es, was eigentlich verbleibt. Worte sind im Vergleich dazu bloß Ablenkung. Deswegen heißt zum Thema statt zur Person zu sprechen, gar nicht so sehr, dass man andere nicht ansprechen sollte, sondern dass man seine Absicht auf ein Thema statt auf andere richtet. Richtet man ständig sein Augenmerk auf andere, dann kann man noch so viel über ein Thema reden, man kommt beim Thema gar nicht an, wenn die Absicht ständig bloß nach anderen ausgerichtet ist. Dann nämlich redet man zur Person, tut jedoch so, also ginge es einem ums Thema (da sollte man dann seine eigenen Absichten und die Gesinnung einmal prüfen - statt andere mit eigenen Projektionen zu belasten/belästigen).

Noch ein Beispiel wäre gleich die Forenarbeit selbst. Wenn erklärt wird, dass man mittels eines Forums sich auch selber transformieren kann. Dann meint es, dass man etwas freisetzt (Vorlauf), den Rücklauf nimmt, und diesen gezielt abarbeitet. Darin kann man sein Selbst transformieren. Es meint nicht, dass man bloß bewusst, seinen Abfall (sei es psychischer oder energetischer Natur) auf andere richtet. Damit belastet man nur permanent andere und legt eher bloß eine parasitären Auftritt nach dem anderen hin. Aber welche Selbstpflege und Hygene soll es sein, wenn es nicht zu irgend einer Art Rücklauf kommt (vielleicht weil man längst woanders hingerannt ist). Was alles im Vorlauf steckt, hat häufig nicht einmal mit einem zu tun, der Rücklauf hat idR. nur mit einem zu tun. Ansonsten müllt man andere in der Weise bloß zu, und ansonsten bleibt man dort stehen wo man schon ehedem gestanden hat. Und alles liegt bloß an Wille und Absicht. Man sollte also erst den Willen aufbringen, an sich selbst auch arbeiten zu wollen. Alles andere ist eigentlich nur Projektionen die man verteilt, kaum mehr oder weniger, wie auch immer es dargestellt werden mag. Man kann nur sich selbst retten, die Welt braucht nicht gerettet werden. Sobald alle sich gerettet haben, in diesem Sinne, gibt es in der Welt nichts mehr zu tun, und es geht dann weiter bei der Pflege seiner selbst und ferner geht es um Selbstverwirklichungen. Kaum hat man wo endlich alles in Ordnung, wird schnell auf anderer Seite wo gegen gearbeitet. Ob es sein muss? Man steckt in vielem nicht drin, und dies ist oft wahrlich auch gut so.


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