G.E.Lessing: Wille & Laufwege der Erkenntnis (alle)

Devino M., Donnerstag, 07. Januar 2021, 22:13 (vor 1176 Tagen) @ Devino M.

"Der Wille und nicht die Gabe macht den Geber."

- Gotthold Ephraim Lessing -
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Was wollte einer Geben, was ihm nicht aus Gott her zuförderst in irgend einer Weise zukam? Und wessen sollte man sich rühmen, wenn man in Gott ist und einem doch letztlich alles von Gott selbst zufällt? Und erst wenn der Wille nicht für die eigene Natur abzweigt, sondern gibt wie er empfängt, denn auch das Empfangen wird ja durch das Geben nicht weniger, wird auch die Gabe eine reinere Natur erhalten und von weniger Selbstsucht getrübt sein.

Man beachte in allem, das man stellvertretend für Gott ist. Ob man es wollte oder nicht, letztlich ist es dennoch so. So wie man aus Gott ist, so ist man auch sein Stellvertreter. Andernfalls ist die ausgedrückte Natur vielleicht nicht Gottes, doch der Urgrund ist doch von Gott bloß bereitet. In der Bhagavad Gita wird dies sogar verschärft so gesagt, dass wer nicht den Göttern für ihre Gabe in seiner Weise dankt, diese bestielt. Doch wozu sollte man sein, wenn Gott nicht wollte dass man ist? Also ist man auch da, um ein Individuum in seiner Weise zu sein, wie es kein anderes an der eigenen Stelle für Gott gibt.

Für Gott kommt es nicht auf die äußeren Dinge so sehr an, als auf den Willen; denn bis zu einem gewissen Grad ist man ja auch dafür da ein Individuum an sich mit zu sein für sich. Um wirklich in Einheit sein zu können, vor allem mit Gott im weiteren Umfang, ist es erforderlich allein und nicht in Einheit sein zu können. Es ist doch nicht so, dass ein einzelner Mensch je außerhalb des Menschlichen Kollektivs im Geiste wäre. Gerade der Umstand, dass er sich nie daraus zu lösen vermag, weil er es liebt in Einheit zu sein, bildet die Unfähigkeit sich allein im Geiste nicht aufrecht halten zu können. Unbewusste Einheit ist womöglich die Ursache dafür, dass weder echte Einheit erkannt noch gelebt wird. Man erträgt das um sich am besten, was man im selbst bereits eingepflegt hat, oder überhaupt kommt man nur mit diesem wirklich in umfassenderen Kontakt [umgekehrt, kann das, was in einem ist, auch Schwierigkeiten im Umgang machen, bis hin, dass gerade das es ist, was einem den Zugang zum göttlichen Willen versperrt].

Wenn man nicht von der Einheit verschlungen wird, dann kann man sich mit der Einheit als Individuum erst in Verbindung setzen ohne davon in irgend einer Weise beherrscht zu werden und darin unterzugehen. Ebenso findet man sich Geistig nur dort mit Gott auf Augenhöhe vor, wo man diese Verwirklichung auch hat. Es fehlt ansonsten nicht Gott an der Stelle, sondern man selbst fehlt an der Stelle. Und dann fehlt dies auch im Selbst. Dann fehlt dies in Einsicht und dann fehlt es im Verständnis jeglicher Art (und ist alles bloß als Sinnbild zugegen, jedoch ohne Kraft, oder als etwas rein äußerliches). Man kann sagen, es ist für einen ohne Willen Gottes. Die Sicht des Menschlichen Kollektivs ist an vieler Stelle verdreht. Die Entwirrung wird an vieler Stelle bei den Verwirrten für Verwirrung sorgen (obwohl sich ja doch an dem was wahr war und was nicht war, eigentlich nicht wirklich etwas ändert, nur in den Verwirrten ändert es sich zur notwendigen Erkenntnis). Ist die Wahrheit recht und die Zentrierung darin echt, dann kann es keine äußeren Wirrnisse geben, die etwas ändern können, außer dass nur weniger Störelemente da sind, die die Wahrheit verzerren oder entstellen.

Und was zählt letztlich? So viel Wahrheiten man auch umwirft und wie viel Verhältnisse umgedeutet werden mögen. Was am meisten zählt, ist vorher wie nachher, der Wille. Weil dieser eine noch größere Wahrheit bildet, als die der Intelligenz. Deswegen mag die Intelligenz lieber mal irren, beim Willen wirds schnell teuer, vor allem sich grob oder vorsätzlich zu irren. Man könnte sagen, die Laufwege der Erkenntnis sind deutlich weitreichender.


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