Oh, du liebe Vernunft - KdpV (alle)

Devino M., Mittwoch, 01. Juni 2016, 00:56 (vor 3145 Tagen) @ Devino M.

Kritik der praktischen Vernunft - I. Kant - 2.B.2.H.VII

... Durch Metaphysik aber von der Kenntnis dieser Welt zum Begriffe von Gott und dem Beweise seiner Existenz durch sichere Schlüsse zu gelangen, ist darum unmöglich, weil wir diese Welt als das vollkommenste mögliche Ganze, mithin, zu diesem Behuf, alle möglichen Welten (um sie mit dieser vergleichen zu können) erkennen, mithin allwissend sein müßten, um zu sagen, dass sie nur durch einen Gott (wie wir uns diesen Begriff denken müssen,) möglich war.

Vollends aber die Existenz dieses Wesens aus bloßen Begriffen zu erkennen, ist schlechterdings unmöglich, weil ein jeder Existentialsatz, d.i. der, so von einem Wesen, von dem ich mir einen Begriff mache, sagt, dass es existiere, ein synthetischer Satz ist, d.i. ein solcher, dadurch ich über jenen Begriff hinausgehe und mehr von ihm sage, als im Begriffe gedacht war: nämlich dass diesem Begriffe im Verstande noch ein Gegenstand außer dem Verstande korrespondierend gesetzt sei, welches offenbar unmöglich ist durch irgend einen Schluss herauszubringen.

Also bleibt nur ein einziges Verfahren für die Vernunft übrig, zu diesem Erkenntnisse zu gelangen, da sie nämlich, als reine Vernunft, von dem obersten Prinzip ihres reinen praktischen Gebrauchs ausgehend, (indem dieser ohne dem bloß auf die Existenz von Etwas, als Folge der Vernunft, gerichtet ist,) ihr Objekt bestimmt.
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Das allgemein gute an der Vernunft ist, dass sie an sich nur Ehrlichkeit hervorbringen kann und erst überhaupt bei dieser Eigenschaft beginnt. Vernunft ist völlig untauglich, etwas allgemein oder sich selbst vorzumachen und hat an sich keinerlei Mittel um etwas zu verschleiern. Die Eigenheit der Vernunft ist offen zu legen und auch die synthetische Wirkung dazu, Etwas in eine Reihe zu stellen mit eben dem, was auch immer dieses Etwas bedeutet.

So ist es auch mit alldem, was der Vernunft unterzogen wird, es wird meist nicht mehr möglich sein, etwas anders zu gebrauchen, als nach dem, was durch Vernunft offenbart wurde, ohne jedenfalls entgegen der Vernunft etwas zu tuen (was jedenfalls desillusioniert wäre).

Ein solcher synthetischer Satz wäre dann weniger, "man solle kein Ebenbild von Gott machen", sondern schlicht nur, "man kann überhaupt kein Ebenbild von Gott machen", weil es der Vernunft nach jedenfalls überhaupt nicht möglich ist. Womit denn auch? Und somit ein Gebot sich erübrigt, wo in der Vernunft jedenfalls bereits ein Gesetz formuliert ist.

Vernunft ist somit auch ein klarer Läuterer, im Gebrauche, ermöglicht aber auch Sätze wie:
Was nicht ist, ist auch nicht.
Was ist, ist nicht das, wovon es heißt, es wäre,
sondern wovon gänzlich und offensichtlich nicht gesagt werden kann, es wäre nicht.
Woraus von selbst ergeht, was nur sein kann...

Selbst dann, wenn man mit Worten gar nicht sagen kann, dies ist so und ist so, denn es ist immer noch in Worten, wenn Etwas aber nicht ausgesagt werden kann und dies ganz nachvollziehbar ist, warum, weil es eben nicht so ist wie es gesagt wäre und nur noch naheliegend die Deduktion verbleibt, dass es so und so wäre, dann ist damit bereits mehr gesagt, als mit Worten gesagt werden kann.

Ebenso ist das, was einem Sinne nach wäre, nicht gleich schon erwiesen, außerhalb des Sinnes, ebenso zu sein wie gemäß diesem und somit heißt es ebenfalls, wie mit Worten allein, noch nichts weiter, als was es nach seiner Art bloß hieße. Oder nach sonst einer bestimmten Art allein nur für sich, sondern erst in dem, wenn es darüber geht und alles ausgeschlossen ist, nach allen Möglichkeiten, und was dann noch verbleibt, dann ist es zumindest das, was daraus verbleibt und immer mehr, als nur nach einer bestimmten Art verbliebe.

Zumindest sollte nicht angenommen werden, dass etwas, was keinerlei Prüfung unterzogen wird oder auch nur bei sich selbst hinterfragt, dass es schon sei, was immer man nur meinte. Die Vernunft sollte man nicht unbedingt außen vor lassen, wenn nicht im kleinen, dann im größeren, worin diese auch immer ist, weil dieses zudem so sein wird, weil es der Vernunft auch entspricht.

Daher sollte man durchaus Achtung walten lassen, wenn es um synthetische Urteile (im Sinne von Aussagen geht) und etwas so oder so oder so ist und sein solle, denn ganz klar, kann dieses aufgezeigt werden. Wenn es aber so wirklich ist, dann kann nichts aufgezeigt werden, von dem, was nicht wäre und somit diesem auch kein ernsthafter Widerspruch begegnen, der etwas ändern würde, an dem, was bliebe...


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