Praktische Grundsätze & Imperativen - KdpV (alle)

Devino M., Mittwoch, 16. März 2016, 23:38 (vor 3221 Tagen) @ Devino M.

Kritik der praktischen Vernunft - I. Kant - 1.Buch §1

... In der Naturerkenntnis sind die Prinzipien dessen, was geschieht, (z.B. das Prinzip der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung in der Mitteilung der Bewegung) zugleich Gesetze der Natur; denn der Gebrauch der Vernunft ist dort theoretisch und durch die Beschaffenheit des Objekts bestimmt.
In der praktischen Erkenntnis, d.i. derjenigen, welche es bloß mit Bestimmungsgründen des Willens zu tuen hat, sind Grundsätze, die man sich macht, darum noch nicht Gesetze, darunter man unvermeidlich stehe, weil die Vernunft im Praktischen es mit dem Subjekte zu tun hat, nämlich dem Begehrungsvermögen, nach dessen besonderer Beschaffenheit sich die Regel vielfältig richten kann. - Die praktische Regel ist jederzeit ein Produkt der Vernunft, weil sie Handlung, als Mittel zur Wirkung, als Absicht, vorschreibt.
Diese Regel ist aber für ein Wesen bei dem Vernunft nicht ganz allein Bestimmungsgrund des Willens ist, ein Imperativ, d.i. eine Regel, die durch ein Sollen, welches die objektive Nötigung der Handlung ausdrückt, bezeichnet wird, und bedeutet, daß, wenn die Vernunft den Willen gänzlich bestimmete, die Handlung unausbleiblich nach dieser Regel geschehen würde.
Die Imperativen gelten also objektiv, und sind von Maximen, als subjektiven Grundsätzen, gänzlich unterschieden...

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Masse kann von Vorteil sein, denn sie wäre unbestimmt außer dem, was nur einem Bruchteil dessen entspräche, sofern darauf etwas abzielte und worauf etwas sich richtete und sodurch wenn auch auf eine bestimmten Anteil ein Imperativ zuträfe, der unbestimmte Anteil doch noch gänzlich unabhängig dessen bleiben könnte.

Von Nachteil wäre Masse jedoch hinsichtlich eigener Bewegung, denn erst wenn alles unter einem Willen oder einer Richtung vereint wäre, käme eine solche zustande, d.h. wenn alle Gegenwirkung aufgehoben würde und Gleichheit der Wirkung gegeben ist.

So kann Vernunft, die ein Gesetz oder eine Regel umfasst, einem Handlungsraum zusätzlich beisteuern, zur Notwendigkeit hinzu. Denn ließe man sich nur vom Gesetz führen, dann wäre es jederzeit mehr ein Imperativ, ließe man sich von der Vernunft leiten, die dem Gesetz zugrunde liegt, dann wäre man mit dem Gesetz im Einklang, ohne diesem unterworfen zu sein, weil Gleichheit der Wirkung bereits natürlich dabei wäre und somit kein Gegenwirken enthalten, was dem Gesetzt überhaupt unterworfen werden bräuchte oder gar könnte, wenn sich nichts finden ließe, was dem zuwider laufen könnte.

Daher ist die größere Freiheit immer auf Seiten dessen, was freiwillig und am besten, bevor etwas eingefordert werden könnte, bereits geleistet wird. Und dieses ist wohl die wesentliche Regel, welche der Tugend zugrunde liegt.


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