Erhabenheit und Dienst - KdU (alle)
Kritik der Urteilskraft - I.Kant - Allgemeine Anmerkung zur Exposition der Ästhetischen Reflektierenden Urteile
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Noch ist anzumerken, daß, obgleich das Wohlgefallen am Schönen eben sowohl, als das am Erhabenen, nicht allein durch allgemeine Mitteilbarkeit unter den andern ästhetischen Beurteilungen kenntlich unterschieden ist, und durch diese Eigenschaft, in Beziehung auf Gesellschaft (in der es sich mitteilen läßt), ein Interesse bekommt, gleichwohl doch auch die Absonderung von aller Gesellschaft als etwas Erhabenes angesehen werde, wenn sie auf Ideen beruht, welche über alles sinnliche Interesse hinweg sehen. Sich selbst genug zu sein, d.i. sie zu fliehen, ist etwas dem Erhabenen sich Näherndes, so wie jede Überhebung von Bedürfnissen. Dagegen ist Menschen zu fliehen, aus Misanthropie, weil man sie anfeindet, oder aus Anthropophobie (Menschenscheu), weil man sie als seine Feinde fürchtet, teils häßlich, teils verächtlich. Gleichwohl gibt es eine (sehr uneigentlich sogenannte) Misanthropie, wozu die Anlage sich mit dem Alter in vieler wohldenkenden Menschen Gemüt einzufinden pflegt, welche zwar, was das Wohlwollen betrifft, philanthropisch genug ist, aber vom Wohlgefallen an Menschen durch eine lange traurige Erfahrung weit abgebracht ist: wovon der Hang zur Eingezogenheit, der phantastische Wunsch, auf einem entlegenen Landsitze, oder auch (bei jungen Personen) die erträumte Glückseligkeit, auf einem der übrigen Welt unbekannten Eilande, mit einer kleinen Familie, seine Lebenszeit zubringen zu können, welche die Romanschreiber, oder Dichter der Robinsonaden, so gut zu nutzen wissen, Zeugnis gibt. Falschheit, Undankbarkeit, Ungerechtigkeit, das Kindische in den von uns selbst für wichtig und groß gehaltenen Zwecken, in deren Verfolgung sich Menschen selbst unter einander alle erdenklichen Übel antun, stehen mit der Idee dessen, was sie sein könnten, wenn sie wollten, so im Widerspruch, und sind dem lebhaften Wunsche, sie besser zu sehen, so sehr entgegen: daß, um sie nicht zu hassen, da man sie nicht lieben kann, die Verzichttuung auf alle gesellschaftlichen Freuden nur ein kleines Opfer zu sein scheint. Diese Traurigkeit, nicht über die Übel, welche das Schicksal über andere Menschen verhängt (wovon die Sympathie Ursache ist), sondern die sie sich selbst antun (welche auf der Antipathie in Grundsätzen beruht), ist, weil sie auf Ideen ruht, erhaben, indessen daß die erstere allenfalls nur für schön gelten kann. ...
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Mit den Äußerungen Kants über Misanthropie (Anfeindung) und auch Anthropophobie (Menschenscheu) hat Kant sicher nicht bestimmte Eingeweihte gemeint, denen es tatsächlich gar in bestimmten Phasen ihrer Entwicklung schmerzen bereiten kann, sich vor allem tiefer auf andere Menschen einzulassen, vor allem, wenn diese nicht im Einklang zu ihnen in Schwingung sind.
Dann kann man nicht richtig mit, aber auch nicht wirklich ohne Andere (schon des Alltages und Berufes wegen).
Wie kommt es zu dem sogenannten Schmerz, den ich hier meine?
Es verhält sich ungefähr so.. die eine Art, ist vorrangig allem Sinnengenuss und allem, was sich gut anzufühlen scheint ergeben, die andere sieht sich doch immerfort gewisser Zweckdienlichkeit hingegeben. Dadurch, dass ab einem bestimmten Punkt, die Schwierigkeiten überwunden sind, grundsätzlich oder für sich allein gesehen, mit allerlei Dingen umzugehen, ist es im Umgang mit anderen, wohingegen noch Schwierigkeiten im entsprechenden Umgang mit allerlei gegeben sind, diese schnell auf den übergehen, der es zu pflegen und zu lösen weiß und sich zweckdienlich aufstellt. Bis zu diesem Punkt und soweit es unter dem Punkt des Dienens verbucht werden kann, ist alles im Rahmen, wenn vielleicht nicht immer schön.
Der unangenehme Punkt (versuchen wirs möglichst allgemein zu fassen), tritt dann auf, wenn das Begehren und sich wohlfühlen wollen, in einer gewissen Zwanghaftigkeit und Hemmungslosigkeit (von der inneren Haltung her) mündet und in zusätzlicher Belastung dessen, der bereits auf sein eigenes Wohlbefinden in dem Zusammenhang verzichtet.
Weiter ins Detail muss man für den, ders kennt, nicht gehen.
Während also die eine Seite kein gesundes Maß finden mag, im Begehren, kann die Andere Seite kaum ein sittliches Mittel finden um die Grenzen abzustecken, geschweige denn den passenden Sprachlichen Ausdruck um dieses zu vermitteln, vor allem dorthin, wo überhaupt kein offenes Ohr hierfür existiert.
Die Herausforderung besteht dann darin, zwischen Befindlichkeit und Dienstgelegenheit zu unterscheiden, kann man es jedoch unter letzteres verbuchen, dann kann wohl angenommen werden, dass dieses sich im Bereich des Erhabenen befindet.
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Devino M.,
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