Das Zeitliche segnen oder das Zeitlose? KdpV (alle)

Devino M., Samstag, 28. Mai 2016, 00:48 (vor 3149 Tagen) @ Devino M.

Kritik der praktischen Vernunft - I. Kant - 2.B.2.H.IV

Die Bewirkung des höchsten Guts in der Welt ist das notwendige Objekt eines durchs moralische Gesetz bestimmbaren Willens. In diesem aber ist die völlige Angemessenheit der Gesinnung zum moralischen Gesetze die oberste Bedingung des höchsten Guts. Sie muss also eben sowohl möglich sein, als ihr Objekt, weil sie in demselben Gebote dieses zu befördern enthalten ist. Die völlige Angemessenheit des Willens aber zum moralischen Gesetze ist Heiligkeit, eine Vollkommenheit, deren kein vernünftiges Wesen der Sinnenwelt, in keinem Zeitpunkte seins Daseins, fähig ist. Da sie indessen gleichwohl als praktisch notwendig gefordert wird, so kann sie nur in einem ins Unendliche gehenden Progressus zu jener völligen Angemessenheit angetroffen werden, und es ist, nach Prinzipien der reinen praktischen Vernunft, notwendig, eine solche praktische Fortschreitung als das reale Objekt unseres Willens anzunehmen.
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So manche Natur wird in einer anderen nicht angetroffen, weil sie entweder anderer Natur ist, manchmal aber auch einer Widersprechenden, das auch nicht ohne Grund, denn sonst könnte sowohl die eine, als auch die andere gar nicht sein.

Mit dem Endlichen z.B. in die Unendlichkeit? Geht wohl nicht zugleich, oder? Und würde man es denn wollen? Denn mit dem Willen geht es vielleicht doch. Denn der Wille ist nicht durch Zeit bedingt, vielleicht mehr durch das, was nach seiner Art diesen aufruft, aber grundsätzlich nicht der Zeit somit auch unterworfen.

Doch wäre es dann nur allzu sinnvoll dies nur in den Willen zu setzen, was aus dem Unendlichen entsteht, als das, was im Endlichen vergeht. Vielerorts mag es gar ohnehin nur willentlich gehen, was willentlich fassbar d.i. umsetzbar ist.

Ist die Welt der Erscheinungen z.B. Willentlich fassbar, obwohl dies durchaus ja zum fassbarsten ad Materialum überhaupt gehörte? Daher dass der Wille ja nicht zeitlich bedingt wird, wird er auch nicht von der Erscheinung bedingt, da die Erscheinung nur im Zeitlichen entsteht, ist es gerade deshalb eher vom Willen ausgenommen.

Man könnte auch anführen, wenn etwas durch die Zeit gewälzt wird, dann macht es daher schon wenig Sinn, es in den Willen zu setzen, damit dieser nicht womöglich ebenso von der Zeit gewälzt würde, was aber ohnehin recht unwahrscheinlich ja gar unmöglich sein dürfte.

Also ist man dazu angehalten realistisch einzuschätzen, was wodurch bedingt wird, um nicht aus endlichen Fehlern doch noch endlose Fehler zu machen. Denn besser wäre allemal dann, man bliebe dem Unendlichen so lange fern, bis es unvermeidlich oder unausweichlich wird, als vermeidliche Fehler unvermeidlich lange zu machen.

Lange kommt man damit aus, etwas Unvermeidlichem zu entgehen, am einfachsten vielleicht, in dem man Vermeidlichem beisteht, aber wehe dem, wenn man diesem ins Unvermeidliche oder Unendliche verhilft. Also deswegen doch den Willen mehr auf das eben darum lenken, was als Erwachsen zum Unendlichen gehört, als was der Zeit unendlich lang entwachsen möchte...


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