Volk, Staat und gemeinsamer Wille - MdS (alle)
Die Metaphysik der Sitten - I. Kant - Rechtslehre §47
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Der Akt, wodurch sich das Volk selbst zu einem Staat konstituiert, eigentlich aber nur die Idee desselben, nach der die Rechtmäßigkeit desselben allein gedacht werden kann, ist der ursprüngliche Kontrakt, nach welchem alle (omnes et singuli) im Volk ihre äußere Freiheit aufgeben, um sie als Glieder eines gemeinen Wesens, d.i. des Volks als Staat betrachtet (universi), sofort wieder aufzunehmen; und man kann nicht sagen: der Mensch im Staate habe einen Teil seiner angeborenen äußeren Freiheit einem Zwecke geopfert, sondern er hat die wilde, gesetzlose Freiheit gänzlich verlassen, um seine Freiheit überhaupt in einer gesetzlichen Abhängigkeit, d.i. in einem rechtlichen Zustande, unvermindert wieder zu finden; weil diese Abhängigkeit aus seinem eigenen gesetzgebenden Willen entspringt.
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Im Grunde genommen könnte kein Mensch Boden besitzen und als seinen ausgeben, wenn es nicht an Übereinkünfte geknüpft wäre, nach welchen ihm derlei und auch nur in diesem Zusammenhang, zugesprochen würde. Denn welcher Mensch hat mehr Anteil und Anspruch an der Erde, als irgend ein anderer?
So gibt es nicht nur den Rahmen einer Zuteilung, als auch Gesetze die den Umgang regeln, dass nicht jeder sein Überleben gegen andere bestreiten braucht und nicht nur der Wehrhafteste fortbesteht, sondern die Aufmerksamkeit doch mehr auf das gerichtet werden kann, was wer beizutragen und einzubringen versteht.
Auch sind ja viele Annehmlichkeiten erst dadurch möglich, dass eine zivilisierte Organisation besteht, was oft als selbstverständlich angenommen wird, so lange alles in betrieb ist und hierauf erst vieles sich gründen lässt, was über das Überlebensnotwendigste hinaus geht.
Nicht wenige Fortschritte sind auch erst möglich und erreichbar, wenn die Menschheit sich als eine Bruderschaft versteht und erkennt, denn viele Ressourcen sind nur endlich, sei's als Mittel, durch Zeit und Raum bedingt oder aufgrund gewisser Zusammensetzung und Konstellation begünstigt. Wenn in der Weise erst die Ressourcen von dem abgezogen werden können, wofür gesorgt ist, somit frei werden und dem zugewendet werden können, was darüber hinaus geht, dann können Dinge kommen, die momentan vielleicht kaum vorstellbar sind.
Zwar kann sich vieles erst entwickeln, wenn es einmal alles durchgespielt und der Bedarf, als auch die Möglichkeiten die mit einer bestimmten Sache einhergehen erkannt und ausgelotet wurden, womit vieles doch nicht umsonst war... der Vorteil für alle liegt aber auf der Hand, wenn der Vorzug und das Bestreben sich mehr nach dem richtet, was allen, den meisten oder vielen zukommt und zuarbeitet. Damit die Zeit des wilden Westens endgültig zurück gelassen werden kann.
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