Glaube - KdU (alle)

Devino M., Donnerstag, 15. Oktober 2015, 01:33 (vor 3388 Tagen) @ Devino M.

Kritik der Urteilskraft - I. Kant - §91

... Glaube (als Habitus, nicht als actus) ist die moralische Denkungsart der Vernunft im Fürwahrhalten desjenigen, was für das theoretische Erkenntnis unzugänglich ist. Er ist also der beharrliche Grundsatz des Gemüts, das, was zur Möglichkeit des höchsten moralischen Endzwecks als Bedingung vorauszusetzen notwendig ist, wegen der Verbindlichkeit zu demselben als wahr anzunehmen; ob zwar die Möglichkeit desselben, aber ebensowohl auch die Unmöglichkeit, von uns nicht eingesehen werden kann. Der Glaube (schlechthin so genannt) ist ein Vertrauen zu der Erreichung einer Absicht, deren Beförderung Pflicht, die Möglichkeit der Ausführung derselben aber für uns nicht einzusehen ist (folglich auch nicht die der einzigen für uns denkbaren Bedingungen). Der Glaube also, der sich auf besondere Gegenstände, die nicht Gegenstände des möglichen Wissens oder Meinens sind, bezieht (in welchem letztern Falle er, vornehmlich im Historischen, Leichtgläubigkeit und nicht Glaube heißen müßte), ist ganz moralisch. Er ist ein freies Fürwahrhalten, nicht dessen, wozu dogmatische Beweise für die theoretisch bestimmende Urteilskraft anzutreffen sind, noch wozu wir uns verbunden halten, sondern dessen, was wir zu Behuf einer Absicht nach Gesetzen der Freiheit, annehmen...

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Hebräer 11:1
Der Glaube ist die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge, der offenkundige Erweis von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht.

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Es ist wohl ein wenig so, wie wenn man einer Karotte nachliefe, wenngleich dieser Drang aus Verlangen heraus (also unfrei), jener aber aus moralischer Überzeugung und aus der Freiheit heraus betrieben wird.

Ja mehr noch, denn ein ausgewachsenes Exemplar eines Glaubens, ist mehr noch als ein Vertrauen auf etwas, dass es sich so verhalten müsse, worin und worauf er gesetzt ist. Denn er führt einen dann tatsächlich zu diesem hin und lässt es zum Teil eigener Realität werden, dass es bis hin zur Handhabe gereicht.

Den Glauben darauf zu setzen, dass etwas sich in einer Zukunft ereigne, ist dabei mehr noch eine Überzeugung, da hieraus kein praktischer Gebrauch entsteht, denn wie so oft, kommt es anders, als man denkt, und das Ereignis kann sich in einem anderen Zusammenhang zudem ergeben u.ä.

Wenn sich etwas nicht ereignet, mag zwar Enttäuschung aufkommen, ein aufrechter Glaube, der über einfache Meinung und Überzeugung hinaus gelangt, der also in einem die Kraft des Glaubens entfachte und wachsen ließ, ist dennoch leicht mehr, als ein bestimmtes Ereignis es womöglich ist.

Dennoch bleibt einer, aus dem keine Kraft entwickelt wird wohl mehrnur Überzeugung und hat in der Hinsicht vielleicht noch einen geringeres Gehalt, als es gar Leichtgläubigkeit an sich haben mag.

Und so zählte wie so oft, nicht wonach es ausschaut oder welche Bezeichnung dem gegeben wird, sondern das, was da wirklich und wahrhaftig ist.


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