Kultur der Zucht (Disziplin) - KdU (alle)
Kritik der Urteilskraft - I. Kant
§ 83. Von dem letzten Zwecke der Natur als eines Teleologischen Systems
... Die Hervorbringung der Tauglichkeit eines vernünftigen Wesens zu beliebigen Zwecken überhaupt (folglich in seiner Freiheit) ist die Kultur. Also kann nur die Kultur der letzte Zweck sein, den man der Natur in Ansehung der Menschengattung beizulegen Ursache hat (nicht seine eigene Glückseligkeit auf Erden, oder wohl gar bloß das vornehmste Werkzeug zu sein, Ordnung und Einhelligkeit in der vernunftlosen Natur außer ihm zu stiften).
Aber nicht jede Kultur ist zu diesem letzten Zwecke der Natur hinlänglich. Die der Geschicklichkeit ist freilich die vornehmste subjektive Bedingung der Tauglichkeit zur Beförderung der Zwecke überhaupt; aber doch nicht hinreichend, den Willen, in der Bestimmung und Wahl seiner Zwecke, zu befördern, welche doch zum ganzen Umfange einer Tauglichkeit zu Zwecken wesentlich gehört. Die letztere Bedingung der Tauglichkeit, welche man die Kultur der Zucht (Disziplin) nennen könnte, ist negativ, und besteht in der Befreiung des Willens von dem Despotism der Begierden, wodurch wir, an gewisse Naturdinge geheftet, unfähig gemacht werden, selbst zu wählen, indem wir uns die Triebe zu Fesseln dienen lassen, die uns die Natur nur statt Leitfäden beigegeben hat, um die Bestimmung der Tierheit in uns nicht zu vernachlässigen, oder gar zu verletzen, indes wir doch frei genug sind, sie anzuziehen oder nachzulassen, zu verlängern oder zu verkürzen, nachdem es die Zwecke der Vernunft erfordern.
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Früher war Disziplin in meinen Augen, sich zu etwas Sinnvollem und Nützlichem zu zwingen, was inzwischen mehr schon unter den Punkt sich Gewalt anzutun zählt. Inzwischen wird so lange an der Einsicht, warum etwas sinnvoll und gut für einen ist, gearbeitet, bis man es freiwillig und ohne Zwang macht, aus einer gesunden Überzeugung heraus, so dass Zucht immer mehr zu einer Disziplin wird, die in innerer Aktivität mündet.
Bildung ist eine Lebensaufgabe, an der wohl keiner mehr, als man selber verantwortlich sein kann und schulische Einrichtungen, vergleichbar der Natur wie o.g., vorrangig einen tauglich machen sollen, um gebildet die Bildung angehen zu können und ein höherer Zweck mit der Bildung nicht gleich mitgeliefert, sondern in sich erfunden und gefunden werden muss.
Freiheit liegt in dem Zusammenhang vor allem in der Freiwilligkeit und etwas Vortreffliches kann einen derweil vor allem weniger Vorzüglichem bewahren...
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