vom Schönen zum Erhabenen - KdU (alle)
§ 25. Namenserklärung des Erhabenen
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Erhaben ist das, mit welchem in Vergleichung alles andere klein ist. Hier sieht man leicht: daß nichts in der Natur gegeben werden könne, so groß als es auch von uns beurteilt werde, was nicht in einem andern Verhältnisse betrachtet bis zum Unendlichkleinen abgewürdigt werden könnte; und umgekehrt, nichts so klein, was sich nicht in Vergleichung mit noch kleinern Maßstäben für unsere Einbildungskraft bis zu einer Weltgröße erweitern ließe. Die Teleskope haben uns die erstere, die Mikroskope die letztere Bemerkung zu machen reichlich Stoff an die Hand gegeben. Nichts also, was Gegenstand der Sinnen sein kann, ist, auf diesen Fuß betrachtet, erhaben zu nennen. Aber eben darum, daß in unserer Einbildungskraft ein Bestreben zum Fortschritte ins Unendliche, in unserer Vernunft aber ein Anspruch auf absolute Totalität, als auf eine reelle Idee liegt: ist selbst jene Unangemessenheit unseres Vermögens der Größenschätzung der Dinge der Sinnenwelt für diese Idee die Erweckung des Gefühls eines übersinnlichen Vermögens in uns; und der Gebrauch, den die Urteilskraft von gewissen Gegenständen zum Behuf des letzteren (Gefühls) natürlicher Weise macht, nicht aber der Gegenstand der Sinne, ist schlechthin groß, gegen ihn aber jeder andere Gebrauch klein. Mithin ist die Geistesstimmung durch eine gewisse die reflektierende Urteilskraft beschäftigende Vorstellung, nicht aber das Objekt erhaben zu nennen.
Wir können also zu den vorigen Formeln der Erklärung des Erhabenen noch diese hinzutun: Erhaben ist, was auch nur denken zu können ein Vermögen des Gemüts beweiset, das jeden Maßstab der Sinne übertrifft.
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Kant definiert Erhaben nach ähnlichen Kriterien, wie Schönheit, außer, das Erstere sich auf das Formlose und Zweitere sich auf die Form bezieht.
Alles was der Formseite angehört, ist folglich irgendwo einer Grenze unterworfen und verliert an dieser das Erhabene, aber nicht das Schöne! Das Erhabene bleibt Subjektiv und hat keine eindeutige Grenze, da es formlos ist (seis nur in der Betrachtung) und zum Erhabenen wird, weil es durch seine Größe den subjektiven Betrachter beeindruckt.
Wenn wir hinzunehmen, dass alles Sichtbare, aus dem entstanden ist, was nicht in Erscheinung tritt, dann erhält das Erhabene vielmehr hieraus die tatsächliche Größe zur Erhabenheit.
Kann dann gesagt werden, dass dadurch dem Introvertierten Erhabenheit näher ist und dem Extrovertierten im Umkehrschluss die Schönheit? Oder liegt am Ende doch alles nur im Auge des Betrachters?
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