Über die Ästhetische Erziehung des Menschen (alle)
Über die Ästhetische Erziehung des Menschen - Friedrich Schiller
Sechster Brief
...
Einseitigkeit in Übung der Kräfte führt zwar das Individuum unausbleiblich zum Irrtum, aber die Gattung zur Wahrheit. Dadurch allein, dass wir die ganze Energie unsers Geistes in einem Brennpunkt versammeln und unser ganzes Wesen in eine einzige Kraft zusammenziehen, setzen wir dieser einzelnen Kraft gleichsam Flügel an und führen sie künstlicherweise weit über die Schranken hinaus, welche die Natur ihr gesetzt zu haben scheint. So gewiss es ist, dass alle menschlichen Individuen, zusammen genommen, mit der Sehkraft, welche die Natur ihnen erteilt, nie dahin gekommen sein würden, einen Trabanten des Jupiter auszuspähen, den der Teleskop dem Astronomen entdeckt, ebenso ausgemacht ist es, dass die menschliche Denkkraft niemals eine Analysis des Unendlichen oder eine Kritik der reinen Vernunft würde aufgestellt haben, wenn nicht in einzelnen dazu berufenen Subjekten die Vernunft sich vereinzelt, von allem Stoff gleichsam losgewunden und durch die angestrengteste Abstraktion ihren Blick ins Unbedingte bewaffnet hätte. Aber wird wohl ein solcher, in reinen Verstand und reine Anschauung gleichsam aufgelöster Geist dazu tüchtig sein, die strengen Fesseln der Logik mit dem freien Gange der Dichtungskraft zu vertauschen und die Individualität der Dinge mit treuem und keuschen Sinn zu ergreifen? Hier setzt die Natur auch dem Universalgenie eine Grenze, die es nicht überschreiten kann, und die Wahrheit wird so lange Märtyrer machen, als die Philosophie noch ihr vornehmstes Geschäft daraus machen muss, Anstalten gegen den Irrtum zu treffen.
Wie viel also auch für das Ganze der Welt durch diese getrennte Ausbildung der menschlichen Kräfte gewonnen werden mag, so ist es nicht zu leugnen, dass die Individuen, welche sie trifft, unter dem Fluch dieses Weltzwecks leiden.
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Wenn wir das Gesamte Menschenreich nehmen und annehmen, dass es ein Gattungswesen ist, dann ist jeder ausritt in eine bestimmte Richtung ein Eckpfeiler und markiert eine Grenzstelle und jeder der dann darüber hinaus gehen will, muss geistig schwimmen! Und jeder Eckpfeiler, der von der Gesamtheit genutzt wird, an selbigem zerrt das Ganze gern herum. Ist der Eckpfeiler nicht von der Gesamtheit anerkannt, dann kann er zwar frei herumschwimmen, aber da es keinen Zweck für das Ganze erfüllt ist das Ganze Unterfangen fraglich, es sei den es findet sich eine entsprechende Aufhängung im Geistigen.
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Devino M.,
01.12.2013, 10:09
- Über die Ästhetische Erziehung des Menschen -
Devino M.,
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- Über die Ästhetische Erziehung des Menschen - Devino M., 03.12.2013, 13:18
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