Begriff des allerrealesten Wesens - KdrV (alle)

Devino M., Dienstag, 13. Dezember 2016, 01:10 (vor 2963 Tagen) @ Devino M.

Kritik der reinen Vernunft - Die Transzendentale Dialektik - 2.Abt. 2.B. 3.H. 5.Abschnitt

Von der Unmöglichkeit eines kosmologischen Beweises vom Dasein Gottes

Wenn etwas existiert, so muss auch ein schlechterdingsnotwendiges Wesen existieren. Nun existiere, zum mindesten, ich selbst: also existiert ein absolutnotwendiges Wesen. Der Untersatz enthält eine Erfahrung, der Obersatz die Schlussfolge aus einer Erfahrung überhaupt auf das Dasein des Notwendigen. Also hebt der Beweis eigentlich von der Erfahrung an, mithin ist er nicht gänzlich a priori geführt, oder ontologisch, und weil der Gegenstand aller möglichen Erfahrung Welt heißt, so wird er darum der kosmologische Beweis genannt. Da er auch von aller besondern Eigenschaft der Gegenstände der Erfahrung, dadurch sich diese Welt von jeder möglichen unterscheiden mag, abstrahiert: so wird er schon in seiner Benennung auch vom physikotheologischen Beweise unterschieden, welcher Beobachtungen der besonderen Beschaffenheit dieser unserer Sinnenwelt zu Beweisgründen braucht.

Nun schließt der Beweis weiter: das notwendige Wesen kann nur auf eine einzige Art, d.i. in Ansehung aller möglichen entgegengesetzten Prädikate nur durch eines derselben, bestimmt werden, folglich muss es durch seinen Begriff durchgängig bestimmt sein. Nun ist nur ein einziger Begriff von einem Dinge möglich, der dasselbe a priori durchgängig bestimmt, nämlich der des entis realissimi: Also ist der Begriff des allerrealesten Wesens der einzige, dadurch ein notwendiges Wesen gedacht werden kann, d.i. es existiert ein höchstes Wesen notwendiger Weise.
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Anzunehmen ist wohl durchaus, dass nichts existieren könnte, ohne zuvor erschaffen worden zu sein. Ebenso wie zu einem Gegenstande eine Produktionskette erforderlich ist. So gibt es keinen Gegenstand der Erfahrung, ohne dass ein Wesen oder ein Konglomerat d.i. eine Wesenheit, dahinter stünde, die dieses hervorgebracht hätte.

Und das betrifft alle Dinge, von denen wir in irgend einer Form umgeben sind, ohne sie selbst in Vollständigkeit hervorgebracht zu haben. So zeigt sich doch, in welchem Verhältnis man sich zu vielem befindet, selbst den banalsten Dingen, ohne die vielleicht kaum noch heutzutage ein angemessenes Leben möglich wäre.

So kann sich die Würde aller Dinge an sich selbst nur zeigen, wenn man das Wesen der Dinge an sich selbst erkennt. Wenn man etwas nur zum Zwecke seines eigenen Beliebens gebrauchte, ohne das Wesen der Dinge dahinter zu prüfen oder zu erkennen, anzuerkennen und zu würdigen, hieße es auf Gedeih und Verderb damit letztlich zu verkehren.

Wenn etwas auf diese Weise verdorben ist und so nicht mehr die Stellung hat um diesen Dinge in der Weise das zu geben, was sie zu dem machte, was sie sind, so bringt es danach auch nichts mehr, etwas noch würdigen zu wollen, was in der Weise nicht mehr existent (d.h. in dem Falle tot) ist. Denn dann ist alle Liebesmüh' zu spät darum und wird das jeweilige nicht mehr antreffen können.

Allerdings ist auch klar, dass das Erschaffene nicht zugleich das Erschaffende selbst ist. So kann auch eine Annäherung über das, was Erschaffen ist, zu dem, was erschaffend ist, nicht in gleicher Weise genügen, wenn es nicht selber Beschaffenheit also ist. Allerdings braucht auch nicht erst wesentlich der Versuch unternommen werden.

Denn es gibt mehrere Seiten einer Sache, so auch die Annäherung nur in der Weise, wie es in einem erweckt ist. Also bleibt es dabei, dass man nur das würdigen kann, was man in sich selbst zur Würde entwickelt hat. So bleibt nach aller Reise, immer noch nur die Wahl, bei sich selbst anzufangen.

Nimmt man etwas, ohne dass es gegeben ist, dann kann es ebenso dazu führen, dass anderweitig etwas nicht mehr in der Weise fortgeführt werden kann, wie es war oder womöglich auch sein sollte. Und ohnehin, was man nicht wenigstens als Potenzial latent in sich führte, wird man woanders auch nicht finden. Also beginnt jeder Grundstein bei sich selbst, dann finden sich auch anderweitige die Dinge, mit denen sich ein Aufbau fortsetzen ließe.

Ansich jedoch ist alles gegeben worden, mindestens von einem Gott. Doch enthebt es einen nicht der Verantwortung, wie man nun damit umgeht, denn wenn ist es eben in der selben Weise allen gegeben, denn es gibt einen Gott für alle, doch nur ein schlechterdings notwendiges Wesen, ein allerrealestes Wesen oder ein schlechterdings erstes oder höchstes Wesen u.dgl.m., ohne dies es also nichts nicht geben könnte...


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