Moralische Urteile - BG 2:68 + KdrV (alle)

Devino M., Sonntag, 11. September 2016, 02:49 (vor 3219 Tagen) @ Devino M.

Bhagavad Gita 2:68

Yogananda:
O starker Held (Arjuna), wer seine Sinne in Bezug auf die Sinnesgegenstände völlig in der Gewalt hat, der ist fest in der Weisheit verankert.

Prabhupada:
Daher, o Starkarmiger, verfügt jemand, dessen Sinne von den Sinnesobjekten zurückgezogen sind, zweifelsohne über gefestigte Intelligenz.

Reclam:
Wer von den Sinnendingen drum
Die Sinne klug zurück stets hält,
Dess' Einsicht ist, o Ardschuna,
Auf einen festen Grund gestellt.

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Kritik der reinen Vernunft - Der Transzendentalen Logik
Zweite Abteilung - Die transzendentale Dialektik

... Daher sind Wahrheit sowohl als Irrtum, mithin auch der Schein, als die Verleitung zum letzteren, nur im Urteile, d.i. nur in dem Verhältnisse des Gegenstandes zu unserm Verstande anzutreffen. In einem Erkenntnis, das mit den Verstandesgesetzen durchgängig zusammenstimmt, ist kein Irrtum. In einer Vorstellung der Sinne ist (weil sie gar kein Urteil enthält) auch kein Irrtum. Keine Kraft der Natur kann aber von selbst von ihren eigenen Gesetzen abweichen.
Daher würden weder der Verstand für sich allein (ohne Einfluss einer andern Ursache), noch die Sinne für sich, irren; der erstere darum nicht, weil, wenn er bloß nach seinen Gesetzen handelte, die Wirkung (das Urteil) mit diesen Gesetzen notwendig übereinstimmen muss. In der Übereinstimmung mit den Gesetzen des Verstandes besteht aber das Formale aller Wahrheit. In den Sinnen ist gar kein Urteil, weder ein wahres, noch falsches. ..

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Somit ist oft auch falscher Idealismus, welcher über Dinge sich zu erheben versuchte, zu welchen er nicht einmal wirklichen Bezug hat und daher darüber in Urteilen begriffen, ein größerer Irrtum, als die Dinge wie sie bloß für sich wären, d.h. als wenn die Dinge einfach nur in natürlicher Weise ihren Gebrauch finden.

Dabei sollte und kann der Idealismus durchaus der Erhebung dienen, doch tut er es keineswegs in der Weise, dass er etwas herab setzt und es zu etwas Schlechtem erklärt, wodurch darüber gehend ja gar nichts erhoben würde.

Mehr ginge es, wenn vom Idealismus eine Art zusätzliche Teleologie eingeführt wird, so dass zwar die einfachen Dinge zu einer Art Mittel werden, doch kommt ein Zweck hinzu, der ehedem nicht war, der diese Dinge unter sich vereint und durch sich zu erheben versteht.

So viel, wenn alles mehr nach seiner spezifischen Eigenheit und Möglichkeiten Anwendung fände.

Was anderes wäre z.B., die Sinne an Sinnesgegenständen haften zu lassen, und sich dann in moralischen Urteilen sich selber gegenüber zu ergehen, wie es nicht selten gar in religiösen Kontexten Praxis finden mag.

Wie viel einfacher wäre es, wenn man den Zusammenhang kennt und die jeweilige Natur nach seiner Eigenheit gebraucht?! Das naheliegendste in dem Beispiel wäre doch, schlichtweg die Sinne von den Sinnesgegenständen abzuziehen, statt wider die Sinnesgegenstände in sich anzukämpfen. Denn oft wird das technische Verhältnis und die Funktion dessen nach seiner Natur, gegen falsche Moralvorstellungen den Sieg erringen. Nicht weil es viel vom Kämpfen verstünde, sondern schlicht weil es nichts davon als Kampf überhaupt ansieht. So vermag dieses die Neutralität doch besser zu erhalten, da es kein moralisches Urteil fordert und gar nicht wider die eigene oder die Natur der Dinge an sich ankämpft. Ganz nach Kant: "Keine Kraft der Natur kann aber von selbst von ihren eigenen Gesetzen abweichen."


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