Jean Piaget - Gewissen die heteronome Moral (alle)
Jean Piaget (1932; 1952)spricht nicht von „moralischer Autonomie“. Diese würde jeder – wenn überhaupt – erst am Ende seiner moralischen Entwicklung, also im fortgeschrittenen Alter erreichen .
Nach Piaget pflegen Kinder in der Regel eine mythisch-heteronome Moral beziehungsweise einen moralischen Realismus: Spielregeln, Lebensgewohnheiten und Gesellschaftsnormen seien, so glauben die Kinder, seit Ewigkeit vorgegeben und dürften nicht verändert werden.
Im fortgeschrittenen Jugend- und Erwachsenenalter aber wandle sich das zu einer vernünftig-autonomen Moral beziehungsweise zu moralischer Autonomie, wenn erkannt wird, dass man Regeln, Gewohnheiten und Normen vernünftig verändern kann und soll.
Solche moralische Autonomie setzte Piaget einem Gewissen gleich. Es sei das Produkt einer moralischen Entwicklung, das heißt ein Produkt aus inneren und äußeren Einflüssen, aus kognitiven und affektiven Fähigkeiten und aus Reifung und Umweltassoziation.
Es sei keine Instanz, sondern ein Bewusstsein – das Bewusstsein moralischer Autonomie. Erworben werde dieses Bewusstsein im Lebenslauf, besonders durch Sozialisation in der peer-group .
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Die heteronome Moral nach Jean Piaget ist ein Stadium der moralischen Entwicklung, das durch Gehorsam gegenüber Autoritäten und ein starres Festhalten an übernommenen Regeln und Normen gekennzeichnet ist. Dabei orientiert sich das moralische Urteil an der Höhe des angerichteten Schadens und nicht an der zugrunde liegende Absicht. Jean Piaget konzentrierte sich bei seinen Untersuchungen zur Moralentwicklung vor allem darauf ob die Regeln eines bestehenden Systems von Kindern in unterschiedlichen Altersstufen anerkannt wurden, den ihm ging es darum herauszufinden, ob die Kinder bestehende Regeln beachteten, hinterfragten und ob sie sich überhaupt der Bedeutung von Regeln bewusst waren. Die vor allem von den Erwachsenen aufgestellten Regeln sind in diesem Stadium der heteronormen Moral nicht veränderbar. Den Kindern werden von den Erwachsenen Grenzen aufgezeigt, welche wiederum deshalb notwendig sind, weil die Kinder einerseits noch sehr „egozentrisch denken“ und andererseits „nicht richtig zwischen ihren eigenen Gedanken und der realen Welt unterscheiden können
Quelle: http://lexikon.stangl.eu/7356/heteronome-moral/
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