C.G. Jung - Gewissen als Archetyp -Gewissensbildung (alle)

Vinaya El Michaela, Samstag, 23. Juli 2016, 02:35 (vor 3116 Tagen) @ Vinaya El Michaela

Carl G. Jung (1875-1961) unterschied zwischen einem moralischen und einem ethischen Gewissen (1958, 185-202).
In der Zweistöckigkeit der menschlichen Psyche (oben: Bewusstsein und Persona; unten: Unbewusstes und Archetypen) produziere das Unbewusste.

Handlungsvorstellungen, die der allgemeinen Moral oft widersprächen, die der einzelne aber mit der allgemeinen Moral meistens harmonisiere, um nicht in Konflikte zu geraten; das gebiete ihm sein moralisches Gewissen.

Sein Bewusstsein dagegen harmonisiere sich nicht mit der allgemeinen Moral, sondern durchleuchte den anstehenden Konflikt ethisch und entscheide sich gegebenenfalls gegen die allgemeine Moral; das gebiete ihm sein ethisches Gewissen.

Beide Gewissen speisten sich aus einem Archetyp-Urgewissen, das ein kollektives Unbewusstes darstelle. Es repräsentiere Mythen, Märchen, Träume und Delirien, welche die Menschheit immer wieder berührt hätten. Mutter- und Vaterfiguren, tapfere Soldaten, Heilige, Vorbilder der Nächsten- und Feindesliebe, Märtyrer und so weiter seien unbewusste Archetypen, welche das Gewissen ins Bewusstsein transportiere.

Dieses Archetyp-Gewissen sei keine Natur-Anlage, sondern ein kollektiv ererbtes Bewusstsein. Es sei frei, aber fehlbar.

Gewissensbildung hat bei Jung die Aufgabe, die unbewussten kollektiven Archetypen ins Bewusstsein zu heben und die anstehenden moralischen und ethischen Konflikte zu begleiten.

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