Glückseligkeit - KdpV (alle)
Kritik der praktischen Vernunft - I. Kant - 1.Buch §8 AI
Alle Materie praktischer Regeln beruht immer auf subjektiven Bedingungen, die ihr keine Allgemeinheit für vernünftige Wesen, als lediglich die bedingte (im Falle ich dieses oder jenes begehre, was ich alsdann tun müsse, um es wirklich zu machen,) verschaffen, und sie drehen sich insgesamt um das Prinzip der eigenen Glückseligkeit.
Nun ist freilich unleugbar, daß alles Wollen auch einen Gegenstand, mithin eine Materie haben müsse; aber diese ist darum nicht eben der Bestimmungsgrund und Bedingung der Maxime; denn, ist sie es, so läßt diese sich nicht in allgemein gesetzgebender Form darstellen, weil die Erwartung der Existenz des Gegenstandes alsdann die bestimmende Ursache der Willkür sein würde, und die Abhängigkeit des Begehrungsvermögens von der Existenz irgend einer Sache dem Wollen zum Grunde gelegt werden müßte, welche immer nur in empirischen Bedingungen gesucht werden, und daher niemals den Grund zu einer notwendigen und allgemeinen Regel abgeben kann.
So wird fremder Wesen Glückseligkeit das Objekt des Willens eines vernünftigen Wesens sein können. Wäre sie aber der Bestimmungsgrund der Maxime, so müßte man voraussetzen, daß wir in dem Wohlsein anderer nicht allein ein natürliches Vergnügen, sondern auch ein Bedürfnis finden, so wie die sympathetische Sinnesart bei Menschen es mit sich bringt. Aber dieses Bedürfnis kann ich nicht bei jedem vernünftigen Wesen (bei Gott gar nicht) voraussetzen.
---
Dem Menschen ist das Höchste durchaus Glückseligkeit, weil das abrundet, was ihm allgemein möglich ist, in all seinem Streben zum Guten hin.
Nun, wenn man einen anderen darin zu überreden suchte, seine Habe einem zu überlassen, um nun darin die eigene Glückseligkeit zu besiegeln, wird es seinem eigenen Streben dadurch allerdings wohl im Wege stehen.
Dennoch zeugt es ja von Vernunft, die Glückseligkeit anderer begünstigen und zu befördern suchen und auch wenn es vielleicht dinglich besehen, nur nachteilhaft erschiene, ist es doch das, was die Seelennatur einem abverlangt, um in die Glückseligkeit selbiger einzutreten.
So liegt es doch wieder auch am Glauben, was worin gipfelt. Doch worin man sich wohl nur zu leicht versteigen könnte, wäre Gott beilegen zu wollen, was nun ihm worin entspräche, als wäre man dieser Beurteilung hinreichend befähigt, denn vielleicht legte man ihm so Bedürfnisse bei, die ihm gar nicht bekannt sein können, wenn auch dieses, was zum Grunde dessen gar erst führte, von ihm nicht wäre...
gesamter Thread:
- Zeit der Stille - KiW 15:1:1 -
Devino M.,
20.03.2016, 23:33
- Zweck Selbst - KiW 15:2:4 -
Devino M.,
22.03.2016, 01:35
- Befreiung - KiW 15:4:9 -
Devino M.,
25.03.2016, 01:55
- RUMI- Ozean - Vinaya El Michaela, 25.03.2016, 07:43
- Bedarf an Zeit und Wille - KiW 15:5:8 - Devino M., 27.03.2016, 03:11
- Befreiung - KiW 15:4:9 -
Devino M.,
25.03.2016, 01:55
- Das Opfer Regen lässt entstehn - BG 3:14 -
Devino M.,
24.03.2016, 01:02
- Vom Benehmen zum Einvernehmen - BG 17:3 - Devino M., 25.03.2016, 23:36
- Glückseligkeit - KdpV - Devino M., 26.03.2016, 01:11
- Zweck Selbst - KiW 15:2:4 -
Devino M.,
22.03.2016, 01:35