Mit Maximen Affekten vorbeugen - MdS R§62 (alle)
Die Metaphysik der Sitten - I. Kant - Rechtslehre §62
Wenn jemand nicht beweisen kann, daß ein Ding ist, so mag er versuchen zu beweisen, daß es nicht ist. Will es ihm mit keinem von beiden gelingen (ein Fall, der oft eintritt), so kann er noch fragen: ob es ihn interessierte, das eine oder das andere (durch eine Hypothese) anzunehmen, und dies zwar entweder in theoretischer oder in praktischer Rücksicht, d.i. entweder um sich bloß ein gewisses Phänomen (wie z.B. für den Astronom das des Rückgangs und Stillstands der Planeten) zu erklären, oder um einen gewissen Zweck zu erreichen, der nun wiederum entweder pragmatisch (bloßer Kunstzweck) oder moralisch, d.i. ein solcher Zweck sein kann, den sich zu setzen die Maxime selbst Pflicht ist.
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Im Grunde genommen sind viele Beweggründe und Triebfedern leicht darauf zurück zu führen, dass etwas angenommen wird, ohne dieses tatsächlich zu hinterfragen und zu prüfen, wie weit es nun ist oder nicht (weil es einen ja forderte sich selbst zugleich zu hinterfragen), worauf hin Aktionen ausgeführt werden, als wäre etwas so, wie angenommen. Klar, wenn man nicht hinterfragt, gibt es ja in einem womöglich auch keinen, der einen aufforderte, genauer hinzusehen oder sich erst hinsichtlich der eigenen Aktionen zu rechtfertigen, ausgenommen der resultierenden Folgen.
Es kann nun derart sein, dass man vermeint, jemand hätte etwas getan, gesagt oder ist mit einer bestimmten Intention oder Absicht vorgegangen. Ebenso auch in der Einschätzung einer Situation oder in Anbetracht gewisser Dinge und welchen Eindruck man von diesem oder jenem hat. Wobei dieses ja noch unter der Befassung mit etwas Realem verbunden sein mag und dennoch lässt man sich dadurch von dem bestimmen, was vielleicht gar nicht ist und erlaubt diesem, die eigenen Aktionen mit zu bestimmen.
Was abwegiger wäre, wenn man die eigenen Neigungen zu Rate zieht oder bloß auf ein bestimmtes Befinden in einem Augenblick bezogen, über jenes urteilen zu wollen, das an sich gänzlich außerhalb der eigenen Behaglichkeiten liegt, zu beschließen darauf begründet mit dem um sich in Aktion zu treten. Denn man glaubt ja das, was man darauf begründet auch ausführt mehr, als dem, was Drumherum da sein mag...
Dann ist die Frage, ob derlei Affektiertheit denn angebracht ist, für einen jeden Menschen, der sich für gebildet hält, ganz von alledem abgesehen, was darüber hinaus gehen sollte. Es ist so dann wohl besser, sich eigenen moralischen Maximen zu unterstellen, um keinen fremden Zielen zu dienen, die dieser Maxime nicht gerecht werden. Was aber vorweg eigenes Engagement erfordert, bevor man durch eine Situation zur Handlung gezwungen ist.
Denn wenn man etwas tut, was mit dem um einen ja nichts zu tuen hat, dann ist es ja besser, es folgte einer Maxime, vom eigenen Innern her, als wenn man es mit dem äußeren um sich begründete, aber doch nur Affekten folgt und sich mit dem Äußeren oft gar nicht hinreichend beschäftigt hat, womöglich auch nur, weil man nicht hinreichend Gelegenheit dazu bekommt, um etwas tatsächlich darauf zu stützen und sich so letztlich um allen Realismus der Begebenheit selbst betrügt.
Die eigene Tiefe darf man schon selbst erforschen und die dafür gegeben Zeit dafür nutzen, um nicht in jede Vertiefung gleich hinein zu fallen, die sich irgendwo auftut, weil man sich nicht hinreichend mit sich selbst befasst hat.
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