Zu sich und von sich - MdS (alle)
Die Metaphysik der Sitten - I. Kant - Tugendlehre §14
Von dem ersten Gebot aller Pflichten gegen sich selbst.
Dieses ist:
Erkenne (erforsche, ergründe) dich selbst, nicht nach deiner physischen Vollkommenheit (der Tauglichkeit oder Untauglichkeit zu allerlei dir beliebigen oder auch gebotenen Zwecken), sondern nach der moralischen, in Beziehung auf deine Pflicht - dein Herz, - ob es gut oder böse sei, ob die Quelle deiner Handlungen lauter oder unlauter, und was entweder als ursprünglich zur Substanz des Menschen gehörend, oder als abgeleitet (erworben oder zugezogen) ihm selbst zugerechnet werden kann und zum moralischen Zustande gehören mag.
Die moralische Selbsterkenntnis, die in die schwerer zu ergründenden Tiefen oder den Abgrund des Herzens zu dringen verlangt, ist aller menschlichen Weisheit Anfang. Denn die letztere, welche in der Zusammenstimmung des Willens eines Wesens zum Endzweck besteht, bedarf beim Menschen zu allererst der Wegräumung der inneren Hindernisse (eines bösen in ihm genistelten Willens) und dann der Entwicklung der nie verlierbaren ursprünglichen Anlage eines guten Willens in ihm.
Nur die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis bahnt den Weg zur Vergötterung.
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Anfangs mag man wohl mehr um sich selber Besorgungen anstellen, aber umso weniger ist man es selbst, so auch die Besorgungen die angestellt werden. Späterhin, wenn man sich um der Sache wegen nur bekümmert und umso weniger es so ausschaut, als hätte es mit einem auch nur irgend etwas zu tuen, umso mehr hängt es dann aber mit einem Selbst zusammen.
Auch ist es mit dem Aktivisten in einem so bestellt, denn der, der etwas wünscht und unbedingt etwas erreichen möchte und sucht, ist meist nicht man selbst.
Denn das, was zu den Dingen strebt, ist das, was von den Dingen kommt, aber man selbst ist nicht Dinge und die Dinge sind nicht man selbst und alles hat doch einen gewissen Drang zu sich selbst zu finden, aber doch stets auf indirekte Weise, denn es ist sich seiner ja irgendwo sicher, denn es wüsste sonst nirgends hin oder wäre auch gar nicht woanders, als dort wo es zur Ruhe gelangt.
Und so treibt das Selbst sich nicht um seiner eigenen Willen an, weil es alles schon hat, durch sich Selbst und es genügt sich vollends, wenn es sich in allem erkennen und annehmen kann und sich daher nur um der Sache Willen betätigt.
Das, was man nicht selbst ist, dieses wird so lange nach Aktivität dürsten, bis es zu sich finden kann um in ähnlicher Weise dann in sich selbst ruhen zu können und so lange strebt es dorthin, woher es ist, zurück, bis es gelassen wird und zurück zur Ruhe findet.
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