Pflicht gegen sich selbst - MdS (alle)

Devino M., Donnerstag, 12. November 2015, 00:37 (vor 3360 Tagen) @ Devino M.

Die Metaphysik der Sitten - I. Kant - Tugendlehre §4

Der erste Grundsatz der Pflicht gegen sich selbst liegt in dem Spruch:
Lebe der Natur gemäß (naturae convenienter vive), d.i. erhalte dich in der Vollkommenheit deiner Natur;
der zweite in dem Satz:
Mache dich vollkommener, als die bloße Natur dich schuf (perfice te ut finem; perfice te ut medium).
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Was aber die Pflicht des Menschen gegen sich selbst bloß als moralisches Wesen (ohne auf seine Tierheit zu sehen) betrifft, so besteht sie im Formalen der Übereinstimmung der Maximen seines Willens mit der Würde der Menschheit in seiner Person; also im Verbot, daß er sich selbst des Vorzugs eines moralischen Wesens, nämlich nach Prinzipien zu handeln, d.i. der inneren Freiheit, nicht beraube und dadurch zum Spiel bloßer Neigungen, also zur Sache mache.

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Häufig wird wohl die Freiheit gerade darin gesehen, sich seiner Neigungen gemäß nach belieben auszuleben. Aber wenn man Tiere heran zieht und von ihren Instinkten absieht, welche sie ja auch in einem gewissen Zwange halten, dann ist die höhere Freiheit der Tiere, welche sie vom reinen Naturgegebenen/Gattungswesen weniger abhängig macht und so ja zu mehr Freiheit und zum eigenen Individuum führt, doch gerade dieses, eigene Neigungen zu entwickeln und diesen zu folgen.

Daher ist es beim Menschen, in Befolgung des selbigen, auch eine ebensolche Freiheit damit verbunden, d.i. diejenige der Tiernatur allein. Obwohl die größere Freiheit, welche über dieser steht und dem Menschen zugänglich wäre, ja die ist, nach Glück zu streben.

Der Schlüssel hierzu liegt in keiner Neigung, sondern seine Freiheit zu dem zu erheben, moralische Grundsätze aufzustellen und zu befolgen in reiner Selbstverpflichtung und ähnlich bloßer Instinkte beim Tiere (die beim Menschen weniger ausschlaggebend sind), liegt der Zwang dann mehr in den Neigungen und nicht seine Freiheit als Mensch gemäß.

Da Glück ja eher kein fester Zustand ist, sondern mehr durch das einwirken einer höheren Natur bedingt wird, sind die Gesetze der Natur der Seele und im bestreben einer Annäherung hieran auch vorrangig hierfür.

Und auch wenn man vorrangig sich selbst die Pflicht ist, ist man dennoch nicht aufgerufen, nach belieben mit dem Gattungswesen und den Anbindungen (das was einem ja bereit gestellt ist, im umfassenden Sinne) und seinen Kreisen zu verfahren. Denn will man günstigere Verbindungen schaffen, dann ist es an einem sich auch so aufzustellen und dieses bei sich zu verbessern, worin man eine bessere Anbindung wünscht, damit es mit ebenjenem eine Schnittmenge bilden kann. Denn womit man sich vorrangig beschäftigt, dieses nährt man in sich und bestärkt es und schafft so die Annäherung zum Jeweiligen.


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