Hypothesen - KdU (alle)

Devino M., Samstag, 03. Oktober 2015, 22:54 (vor 3385 Tagen) @ Devino M.

Kritik der Urteilskraft - I. Kant - § 90

... Was als Hypothese zu Erklärung der Möglichkeit einer gegebenen Erscheinung dienen soll, davon muß wenigstens die Möglichkeit völlig gewiß sein. Es ist genug, daß ich bei einer Hypothese auf die Erkenntnis der Wirklichkeit (die in einer für wahrscheinlich ausgegebenen Meinung noch behauptet wird) Verzicht tue: mehr kann ich nicht preisgegeben; die Möglichkeit dessen, was ich einer Erklärung zum Grunde lege, muß wenigstens keinem Zweifel ausgesetzt sein, weil sonst der leeren Hirngespinste kein Ende sein würde. Die Möglichkeit aber eines nach gewissen Begriffen bestimmten übersinnlichen Wesens anzunehmen, da hierzu keine von den erforderlichen Bedingungen einer Erkenntnis nach dem was in ihr auf Anschauung beruht, gegeben ist, und also der bloße Satz des Widerspruchs (der nichts als die Möglichkeit des Denkens und nicht des gedachten Gegenstandes selbst beweisen kann) als Kriterium dieser Möglichkeit übrig bleibt, würde eine völlig grundlose Voraussetzung sein.
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Sofern noch wenig Wahrheit sein Zuhause in einem finden sollte, werden Hypothesen wenig Anklang finden und Geltungsansprüche sich kaum im Zaume halten lassen. Denn wie so oft liegt der Reiz in dem, was einem nicht unbedingt eigen ist. Späterhin wird man Hypothesen umso mehr schätzen, weil es nicht gleich um Kopf und Kragen geht.

Denn eines muss klar sein, mit einer Aussage kann man nicht nur richtig liegen. Es zählt dann auch, als was und wer man welche Aussage tätigt. Davon wird der Umfang dessen abhängen, was einbezogen wird.

Im Falle des Zutreffens, hat man eine Bestärkung oder Ausdehnung zum Ausgesagten erwirkt. Ist dieses von wert, dann ist es hinterher von daher nicht von weniger wert.

Sollte es aber nicht zutreffen, dann wird etwas anderes zutreffen. So manchem kann verziehen sein, manches ist ohnehin in einem relativen Verhältnis und von selbiger Aussagekraft. Es mag auch vorkommen, dass sogar die Umstände so arrangiert werden, damit es sich als zutreffend erweist, wenn es zu schade um Jeniges wäre und der Verlust größer als die Möglichkeit ist, es mit angemessenen Mitteln zu regeln.

Aber was wenn nicht? Was ist dann mit all dem?
Dann wird dies nicht weiter bestehen bleiben können, denn es hat sich ja damit für die Unbeständigkeit entschieden, auf etwas zu setzen, was weniger Wahr ist. Welchen Grund also hätte man, nicht öfter von Hypothesen gebrauch zu machen, als unnötig Kopf und Kragen aufs Spiel zu setzen, jedenfalls und vor allem soweit es keinerlei Not tut?!


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