1. Erforsche den Weg - Regel XIV (alle)

Devino M., Montag, 10. Februar 2014, 19:39 (vor 3999 Tagen) @ Devino M.

1. Erforsche den Weg. Von einem Meister wird uns gesagt, dass aus einer ganzen Generation Suchender vielleicht nur ein Adept hervorgeht. Warum sollte das so sein?

Aus zwei Gründen:
Erstens ist der wahre Forscher ein Mensch, der über die Weisheit seiner ganzen Generation verfügt, der das Beste ist, was seine eigene Zeit hervorgebracht hat, und der doch unbefriedigt bleibt, denn sein inneres Verlangen nach Weisheit ist ungestillt. Es wird ihm klar, dass es etwas Wichtigeres gibt als alles Wissen, etwas, das grössere Bedeutung hat als alle Erfahrung seiner eigenen Epoche und Zeit zusammengenommen. Er erkennt eine weitere Stufe und versucht, sie zu ersteigen, um etwas zu gewinnen, das er zu dem bereits von seinen Gefährten erworbenen Anteil hinzufügen kann. Nichts befriedigt ihn, ehe er nicht den Weg findet, nichts stillt das Verlangen im Zentrum seines Wesens, als nur das, was er im Haus seines Vaters findet. Er wird zu dem, was er ist, weil er alle geringeren Wege erprobt und sie als unzureichend befunden hat, weil er vielen Führern gefolgt ist und herausfand, dass sie «blinde Führer der Blinden» waren. Es bleibt ihm nichts übrig, als sein eigener Führer zu werden und seinen Weg nach Hause allein zu finden. In der Einsamkeit, die das Los eines jeden wahren Jüngers ist, wird jene Selbsterkenntnis und jenes Selbstvertrauen geboren, die ihn wiederum befähigen, ein Meister zu werden. Diese Einsamkeit ist nicht einer absondernden Geisteshaltung, sondern den Bedingungen des Weges selbst zuzuschreiben. Die Aspiranten müssen diesen Unterschied sorgfältig beachten.

Zweitens ist der echte Forscher ein Mensch, dessen Mut von jener seltenen Art ist, die den Besitzer befähigt, aufrecht dazustehen und seinen eigenen klaren Ton inmitten der Unruhe der Welt erklingen zu lassen. Es ist ein Mensch, dessen Auge so geschult ist, dass es über die Nebel und Dünste der Erde hinweg auf jenes Zentrum des Friedens schauen kann, das über allen irdischen Geschehnissen steht; er hat das geübte, aufmerksame Gehör, das (nachdem er einmal das Flüstern der Stimme der Stille vernommen hat) auf diese hohe Schwingung abgestimmt bleibt und somit allen geringeren, verlockenden Stimmen gegenüber taub ist. Auch das bringt wieder Einsamkeit und führt zu jenem Abstand, den alle weniger entwickelten Seelen in der Gegenwart von Menschen spüren, die ihnen voraus sind.

Eine paradoxe Situation entsteht durch die Tatsache, dass dem Jünger gesagt wird, er solle den Weg erforschen, und doch ist niemand da, der ihm etwas darüber sagen würde. Diejenigen, die den Weg kennen, dürfen nicht sprechen, denn sie wissen, dass der Pfad vom Aspiranten erbaut werden muss, so wie die Spinne aus dem Mittelpunkt ihres eigenen Wesens heraus ihr Netz spinnt. So entfalten sich in jeder Generation nur jene Seelen zu Adepten, die allein durch die «Kelter des göttlichen Zornes geschritten sind», oder die - mit anderen Worten - ihr Karma allein abgetragen und einsichtsvoll die Aufgabe übernommen haben, den Pfad zu betreten.
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Wozu Einsamkeit?
Um sich selber zu finden, denn wohin man auch geht und womit man sich auch umgibt, das alles hat mindestens subjektiven Einfluss auf einen und kann zur Trübung der Unterscheidungskraft beitragen. Somit kommt man nicht umhin, die Ruhe und Stille zu suchen um sich von aller überflüssigen Beeinflussung frei zu machen.
Der Vorteil in einer Situation z.b. ist nur dann gegeben, wenn man einen besseren Standpunkt (geistig) einnehmen kann und dieser hängt nicht nur davon ab, wer man ist (d.h. wohin man sich durchgearbeitet hat) sondern es fängt bereits beim grundsätzlichen an, bei der Vorbereitung. Jeder kennt es sicher, dass er wesentlich sicherer ist, wenn er sich entsprechend auf eine Gegebenheit und Situation vorbereitet hat.
Auf ähnliche weise bereitet man sich nicht nur auf eine Situation vor, sondern kann grundsätzlich seine geistige Ausrüstung pflegen und vorbereiten um dann einen besseren Stand zu haben und Dinge vollbringen zu können, die über das natürliche hinaus gehen können, Kraft des Geistes.

Wenn man eine geistige Sicht hat (eine Vision vom umfassenderen Plan) und sich sicher an dieser orientieren kann, umso weniger lässt man sich dann noch von Belanglosem ablenken und kann dort sicher stehen bleiben, wo andere mangels dessen hin und hergezerrt werden durch die einwirkenden Kräfte, worin auch immer sich diese äußern mögen.
Das gibt auch die entsprechende Selbstsicherheit und andere merken, dass man nicht so leicht aus der Spur gerät, dass man ein Selbstvertrauen in sich trägt, dass nicht mit äußeren Mitteln zu erschüttern ist, weil es nicht auf äußeren Mitteln fußt und man auch bei Sturm, immer noch manövrieren kann.


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