Psychologismus und Erwachen - KiW 9:1:12 (alle)

Devino M., Freitag, 23. Juni 2017, 02:22 (vor 2520 Tagen) @ Devino M.

Ein Kurs in Wundern - T 9:1:12

Jeder Versuch, das zu verleugnen, was ist, muss Furcht erregend sein, und ist es ein energischer Versuch, so löst er Panik aus. Gegen die Wirklichkeit zu wollen kann - auch wenn es unmöglich ist - zu einem sehr dauerhaften Ziel gemacht werden, selbst wenn du es nicht willst. Erwäge nur die Folge dieser seltsamen Entscheidung. Du widmest deinen Geist dem, was du nicht willst. Wie echt kann diese Hingabe dann sein? Wenn du es nicht willst, wurde es nie erschaffen. Wurde es nie erschaffen, so ist es nichts. Kannst du dich wirklich an nichts hingeben?
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Wenn sich die bestimmten Überzeugungen und Annahmen plötzlich sämtlich als falsch erweisen sollten, kann es nebst einer Ernüchterung durchaus auch erschreckend sein und bishin zur Panik gereichen. Das kann die Dinge, wie auch andere Menschen oder Verhältnisse betreffen, wenn sich diese durch ein Erlebnis oder Ereignis ganz anders rausstellen, als man sie bis dahin angenommen hatte.

Dabei ist es eigentlich nicht so sehr, dass etwas so ist wie es ist, was uns erschrecken mag. Denn hätte man es unvoreingenommen so angetroffen, würde es vielleicht kaum mehr als verdutzen oder einen kleinen inneren Aufruhr bedeuten. Was zu größerem Schrecken führt, ist meistens festzustellen, wie weit man sich mit seinen Annahmen von dem distanzieren konnte, wie es sich am Ende zeigt.

Gewisse Dinge müssen ja irgendwie sein und können auch nicht anders, sofern sie sind. Doch wird im Zweifelsfalle mehr hineininterpretiert als es bräuchte. Oft wird lieber alles mögliche beigelegt, wie etwas sei, meist in der Annahme, es wäre alles so, wie es einem vertraut ist. Es wird das erwartet und beigelegt, wie man selbst ist. Das beginnt bei der Motivation, den Eigeninteressen, den Eigenschaften und Fähigkeiten, man erwartet leichthin, alles sei so wie man selber, so lange sich nichts anderes erwiesen hat.

Das alles trägt dazu bei, dass man gerade damit, sich von dem entfernen könnte, wie und was eigentlich da ist und wie es sich damit verhält. Im wesentlichen sind es Schlüsse, die zu vorzeitig geschlossen werden. Und statt eine Erkenntnis einzukreisen und auf einen Nenner zu bringen, um der Weisheit Schluss daraus zu ziehen, sind diese Schlüsse so kurz, dass sie mehr Wahrheit ausschließen als einzuschließen vermögen.

Es mag vielleicht zunächst weniger quälend wirken, da man sich dann nicht länger damit aufwendig zu befassen bräuchte. Sich mit offenen Fragen und Verhältnissen rumplagen? Der Preis dabei ist die Wahrhaftigkeit der Dinge und Verhältnisse. Und das anhäufen von Schrecken, die mit dem Erwecken dann verbunden sind.

Das Erwachen könnte erfreulich sein, und auch leicht vor sich gehen, wenn - wie so oft wohl - nicht ausdauernd etwas konstruiert würde, was wider die Realität der Dinge gereift. Dabei ist meist nicht die Befähigung der Umsetzbarkeit ein Thema, es ist die Psychologie und Unwissenheit. Man ist Wahrheit in ihrem Umfange dann irgendwann gar nicht mehr gewohnt, wenn man sich diese zugunsten von Vorlieben und Eigeninteressen ausdauernd abgewöhnt, und wird sich schnell in Not vorfinden, wenn die eine oder andere Verleugnung nicht mehr greifen sollte.


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