Die Zigeunerin (alle)
Ja, dass erinnert einen auch an eine Begebenheit, welche doch weit über ein Jahrzehnt zurückliegen mag...
Bei einem Spaziergang kam uns eine Zigeunerin (ein passenderer Ausdruck lässt sich kaum finden, weniger der Wertung als schnelleren Umschreibung wegen), etwa mittleren Alters, entgegen und fragte nach einer bestimmten Straße, welche irgendwo in der Gegend sein sollte. Kann mich nicht an alle Einzelheiten mehr genau entsinnen, jedoch war ihr Sprachumfang mangels Deutschkenntnissen wohl nur sehr eingeschränkt und nicht sehr deutlich.
Es könnte auch so gewesen sein, dass sie den Straßennamen nicht recht auszusprechen wusste, jedenfalls hatte sie einen Brief, und aus dem Briefkopf konnte die Adresse dann entnommen werden. Nun war nebenan eine Bushaltestelle mit einer Karte, so ging man kurzerhand hin, suchte nach dieser Straße und war auch fündig.
Als man ihr nun den Weg so gut es möglich war erklärt hatte, und es war doch ein gutes Stück Strecke (vielleicht an die 2 Kilometer), konnte man es ihr schon ansehen, dass sie wohl von sich aus da nicht so ohne weiteres hinfinden würde. Also fasste man kurzerhand den Entschluss diese Dame nun dorthin zu geleiten.
Auf dem Weg dorthin erklärte sie, dass sie schon seit fast 2 Wochen den Brief dort abliefern wolle, der fälschlicherweise ihr zugegangen war, aber sie einfach den Weg nicht finden würde, auch wenn es eben in diesem Ort und wohl unweit sein sollte.
Nun kamen wir bei diesem schicken Haus an, mit entsprechendem Vorhof und es zeugte von gehobener Mittelschicht. Wir klingelten und es macht eine etwas ältere Dame auf, lass sie um die 60 gewesen sein. Man informierte sie kurz, dass die andere Dame (die Zigeunerin) ihr nur einen Brief überbringen wollte, der bei ihr fälschlicherweise gelandet sei und dass sie allerdings sich mangels deutscher Sprache kaum verständigen könne.
Also öffnete die ältere Dame nun diesen Brief, und man hörte noch die Zigeunerin sagen (wahrscheinlich hatte sie den Brief bereits geöffnet gehabt): "das ist ein guta Brief, ein guta Brief, oder?".
Und was war das nun für ein Brief? Sie zeigte ihn kurz, es war einfach nur Werbung wegen einer Teilnahme an einem Gewinnspiel. Wogegen die Zigeunerin wohl annahm, dass es bereits ein Gewinn wäre o.ä. Der Anblick hatte schon etwas für sich! Als es auch der Zigeunerin klar wurde, und man ihr schilderte, dass es nur Werbung sei und bedeutungslos, der älteren Dame zugleich, dass diese (die Zigeunerin) nun seit fast 2 Wochen auf der Suche sei um den Brief abzuliefern, da fasste sich die ältere Dame doch ein Herz, bat einen Augenblick zu warten und verschwand im Haus. Als sie wieder heraus kam, meinte sie nur, dass sie gerade kein Geld da hätte, jedoch übergab sie ein feines und dem Anschein nach etwas edleres Teeservice an die Zigeunerin.
So schritten wir dann wieder von dannen, mit einer äußerst dankbaren Zigeunerin. Denn gemäß der Blicke und der Situation insgesamt, merkt man natürlich schon, wer wen und in welcher Weise anschaut. So wäre die Zigeunerin womöglich nur verwiesen worden, allein schon, weil sie sich kaum verständigen konnte, um zu erklären, mit welcher Mühe sie dabei war diesen Brief zuzustellen. Auch ist fraglich wann sie diese Adresse überhaupt gefunden hätte.
Da wir zu der Zeit am Luzifer-Aspekt und an einem weiblichen Anteil "Melanie" am arbeiten und integrieren waren, und nun von der Zigeunerin gefragt wurden, wie denn unser Name sei, so sagten wir kurzerhand das eben was da war, also "Melanie", denn vielleicht hätte "Luzifer" zudem unnötig aufgeschreckt und etwas unnötiges erwecken können.
Auf dem Stück Rückweg, bis wir in etwa dort waren, wo wir gemeinsam aufgebrochen sind, durften wir uns nun lauter Lobgesänge (mehr sprechend als singend) anhören, worin nun Melanie mit den schönsten ihr (der Zigeunerin) möglichen Worten gelobt wurde. Wären die Deutschkenntnisse der Zigeunerin besser, hätte es sie vielleicht stutzig gemacht, einen Mann als "Melanie" anzusprechen, aber in dem Falle keineswegs. Daher war es einem selbst nur eher dann etwas peinlich, ständig mit einem Frauennamen besungen zu werden. Jedoch ging auch das in der Freude der Zigeunerin schnell unter.. und so ein wenig sich mit dem Eigendünkel zu konfrontieren kann wohl kaum schaden...
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