Synthese und Dinge an sich selbst - KdrV (alle)
Kritik der reinen Vernunft - I. Kant - 1.T.§3
Dieses Prädikat wird den Dingen nur in so fern beigelegt, als sie uns erscheinen, d.i. Gegenstände der Sinnlichkeit sind. Die beständige Form dieser Rezeptivität, welche wir Sinnlichkeit nennen, ist eine notwendige Bedingung aller Verhältnisse, darin Gegenstände als außer uns angeschauet werden, und, wenn man von diesen Gegenständen abstrahiert, eine reine Anschauung, welche den Namen Raum führet. Weil wir die besonderen Bedingungen der Sinnlichkeit nicht zu Bedingungen der Möglichkeit der Sachen, sondern nur ihrer Erscheinungen machen können, so können wir wohl sagen, daß der Raum alle Dinge befasse, die uns äußerlich erscheinen mögen, aber nicht alle Dinge an sich selbst, sie mögen nun angeschaut werden oder nicht, oder auch von welchem Subjekt man wolle. Denn wir können von den Anschauungen anderer denkenden Wesen gar nicht urteilen, ob sie an die nämlichen Bedingungen gebunden seien, welche unsere Anschauung einschränken und für uns allgemein gültig sind.
...
Es gibt aber auch außer dem Raum keine andere subjektive und auf etwas Äußeres bezogene Vorstellung, die a priori objektiv heißen könnte. Denn man kann von keiner derselben synthetische Sätze a priori, wie von der Anschauung im Raume, herleiten. Daher ihnen, genau zu reden, gar keine Idealität zukommt, ob sie gleich darin mit der Vorstellung des Raumes übereinkommen, daß sie bloß zu subjektiven Beschaffenheit der Sinnesart gehören, z.B. des Gesichts, Gehörs, Gefühls, durch die Empfindungen der Farben, Töne und Wärme, die aber, weil sie bloß Empfindungen und nicht Anschauungen sind, an sich kein Objekt, am wenigsten a priori, erkennen lassen.
Die Absicht dieser Anmerkung geht nur dahin: zu verhüten, daß man die behauptete Idealität des Raumes nicht durch bei weitem unzulängliche Bespiele zu erläutern sich einfallen lasse, da nämlich etwa Farben, Geschmack etc. mit Recht nicht als Beschaffenheit der Dinge, sondern bloß als Veränderungen unseres Subjekts, die so gar bei verschiedenen Menschen verschieden sein können, betrachtet werden.
---
Im Falle eines Beispieles mit Eisbären, ist es so, dass sie an sich keine Farbpigmente in ihren Haaren haben, daher wird die Farbe einfach nur reflektiert, welche sie beleuchtet. Bei Farben sonst, ist es ja so, dass Licht in irgend einer weise absorbiert wird und so vom absorbierten, eigentlich eine Art Brechung des einfallenden Lichts erfolgt und daher das nicht absorbierte Licht zurück geworfen wird, was erst die Farbe letztlich ausmacht.
Jedenfalls so oder so ähnlich, es geht nurmehr um ein Beispiel der Anschauung. Das was für das Subjekt zählt, ist nur das, was auf das Subjekt wirkt, dies wäre dann die jeweilige Farbe, unabhängig dessen, dass alles Farbe sei und immer noch sämtliche Spektren des Lichts drumerhum sind. Und hätte die Sonne ein mehr anderes Spektrum (ne blaue Sonne z.B.), hätten alle Farben auch eine andere Zuordnung.
So ergibt sich ein Unterschied, zwischen dem Subjektiven und dem Objektiven, ja auch dem, was für ein Subjekt objektiv gilt, für einige, für viele, oder für alle und vielleicht für andere doch nicht oder etwas anderes. Und selbst wenn es für alle gilt, heißt es noch nicht, dass es wirklich die Dinge an sich selbst sind, sondern das, was objektiv für alle gilt. So dass, wenn viele einen Teil in etwas haben und aber einige davon, einen anderen in etwas anderem, dann kann von einem noch nicht aufs andere geschlossen werden, oder immer nur im jeweiligen Verhältnis, worin beides sich zugleich vorfindet.
Damit kommen wir zu dem, was einen synthetischen Satz bildet. Es ist leicht etwas einfach nur zu benennen, ja sich dazu zu bekennen oder auch zu sagen, so und so verhält es sich. Zu oft wird aber verkannt, dass das, was nur für einen selbst gilt, nicht allgemein sein muss, dass was allgemein gilt, auch für einen gilt und man entweder es mit einbezieht oder damit nicht auf einen Nenner kommen kann. Damit wäre es nicht synthetisch und sollte man doch sagen, es wäre so, dann würde einem auch der Sinn für Synthetik notwendig abgehen müssen.
Ebenso wie mit den Dingen an sich selbst. Nur in dem man sie als Dinge an sich selbst so behandelt, wie sie an sich selbst sind, sind es Dinge an sich selbst. Daher wenn man selbst nur ein Abbild nimmt, es als solches behandelt, hat man bereits mehr erreicht, als von allem anzunehmen, es wären Dinge an sich selbst, es aber nicht ist (oder auch nur einem Sinn nach), denn dann ist gar nichts mehr etwas an sich selbst. D.h. es ist alles nur noch subjektiv und nichts objektives mehr dabei. Alles gehört Gott und deswegen ist es an sich selbst und so kann man nicht selbst die Synthese festlegen wollen oder wie etwas an sich ist.
Das fängt bereits in der Sprache an, dem, wie es ist, auch die Bedeutung zu geben, oder sonst sich nur so auszudrücken, dass diesem, die Bedeutung bewahrt bleiben kann, um so sich selbst diese offen zu lassen und als solche zu erhalten.
Natürlich ist es immer leicht, sich einfach nur zu positionieren, wie man wollte, aber wenn es damit nicht übereingeht, dann steht man immer noch dort, wo etwas an sich selbst dabei ist, und nicht dort, wo man möchte, womit es an sich zu tuen haben sollte. Das worin eine Stärke sein soll, kann nur bei dem beginnen, wo es mit dem übereinkommt, was die Dinge an sich selbst ausmacht, egal wie nebensächlich erst noch, es ist mehr, als wenn es irgend etwas anderes ist, als man meint.
Es braucht nicht alles auf einmal sein, es reicht erstmal, wenn es eine Übereinstimmung ergibt, nicht einmal mit dem, der Mehrheit, sondern mit dem, worin es tatsächlich sei, und darauf lässt sich immer aufbauen...
gesamter Thread:
- Und wenn's eine Prüfungssituation wäre? - KiW 12:6:6 -
Devino M.,
13.06.2016, 01:11
- Unverhofft kommt oft... - KiW 12:7:2 -
Devino M.,
14.06.2016, 00:42
- Vom Wollen und Sollen - KiW 11:1:10 - Devino M., 19.06.2016, 02:09
- Synthese und Dinge an sich selbst - KdrV - Devino M., 15.06.2016, 01:25
- Mond und Sonne sind dir Augen - BG 11:19 -
Devino M.,
16.06.2016, 00:33
- Der Zeuge - BG 9:18 - Devino M., 18.06.2016, 00:53
- Unverhofft kommt oft... - KiW 12:7:2 -
Devino M.,
14.06.2016, 00:42