Partizipation - Ethik (alle)

Devino M., Donnerstag, 12. Juli 2018, 00:42 (vor 2122 Tagen)

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
3.T. - Von dem Ursprung und der Natur der Affekte

Lehrsatz 1:
Unser Geist bringt einiges aktiv hervor, anderes erleidet er jedoch; insofern er nämlich adäquate Ideen hat, bringt er notwendigerweise einiges aktiv hervor, und insofern er inadäquate Ideen hat, erleidet er notwendigerweise anderes.

Beweis:
In jedem menschlichen Geist sind einige Ideen adäquat, andere verstümmelt und verworren. Ideen, die in jemandens Geist adäquat sind, sind nun in Gott adäquat, insofern er [nur] die Essenz ebendieses Geistes ausmacht; und die, die in dem Geist inadäquat sind, sind in Gott ebenfalls adäquat, nicht insofern er nur die Essenz dieses Geistes ausmacht, sondern insofern er zugleich auch den Geist anderer Dinge in sich enthält. Ferner muss aus jeder gegebenen Idee notwendigerweise irgendeine Wirkung erfolgen, von welcher Wirkung Gott die adäquate Ursache ist, nicht insofern er unendlich ist, sondern insofern er als von dieser gegebenen Idee affiziert angesehen wird...

Folgesatz:
Hieraus folgt, dass der Geist umso mehr Formen des Erleidens unterworfen ist, je mehr inadäquate Ideen er hat, und umgekehrt umso mehr aktiv hervorbringt, je mehr adäquate Ideen er hat.

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So bitter oder unangenehm es die Erfahrung also auch abbilden mag, wenn etwas nicht angetroffen wird, so notwendig ist es auch, dass eine Aufhebung oder ein Abbruch dessen erfolgt. Denn Gott kann nicht mit sich selbst in Widerspruch sein. Wird Er also nicht darin (worin auch immer) in der Weise adäquat angetroffen, so wird notwendigerweise jeweiliges aufgehoben und die entsprechende Erfahrung daraus gemacht, da Gottes Ideen nicht ohne Wirkung sein können, ebenso aber auch nicht der Geist, den Er uns gab, unabhängig von Seinem Sein.

Auch kann man Gott nicht auf die eigene Seite in irgend einer Weise oder wodurch auch immer bringen. Denn Gott kann nicht parteiisch sein, da Er sich nicht auf einer Seite begrenzen oder beschränken und doch unbegrenzt bestehen kann. Man kann sich nur selbst auf die Seite Gottes bringen, in dem man sich adäquat zu seinen Ideen verhält, jedoch kann Er sich selbst nicht auf etwas beschränken.

Alles was Gott hervorbringt, kann nicht ohne Wirkung sein. Denn wird etwas hervorgebracht, und es ist in Gott, dann kann es nicht ohne Wirkung auch auf etwas anderes sein, da auch dieses (oder vieles) in Gott ist. Etwas anderes ist es jedoch, Gottes Wirkung für sich selber beanspruchen zu wollen. Da Gott, wie aus Vorgenanntem, nicht Parteiisch sein kann, muss dieses jeweilige notwendigerweise sich entweder im Sinne des Ganzen verstehen, oder ebenfalls Abbruch erleiden, sofern es sich dadurch unabhängig vom Gesamten partizipiert.


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