Vermögen der Spezies und des Individuums - LU (alle)

Devino M., Montag, 07. August 2017, 00:39 (vor 2475 Tagen)

Logische Untersuchungen - Edmund Husserl - 2B.II.3K §19. Einwände.
a) Das ausschließliche Achten auf ein Merkmalsmoment behebt nicht dessen Individualität

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Wie immer die Aufmerksamkeit charakterisiert werden mag, sie ist eine Funktion, die in deskriptiv eigenartiger Weise Gegenstände des Bewusstseins bevorzugt und sich (von gewissen graduellen Unterschieden abgesehen) von Fall zu Fall auch nur durch die Gegenstände unterscheidet, denen sie diese Bevorzugt erteilt. Folglich kann nach der Theorie, die das Abstrahieren mit dem Aufmerken identifiziert, zwischen dem Meinen des Individuellen, wie es z.B. zur Intention der Eigennamen gehört, und dem Meinen des Allgemeinen, das den Namen von Attributen anhaftet, kein wesentlicher Unterschied sein; er besteht eben nur darin, dass einmal der ganze individuelle Gegenstand, das andere Mal das Attribut gleichsam mit dem geistigen Blick fixiert wird. Nun fragen wir aber, ob denn das Attribut, da es doch im Sinne der Theorie ein konstituierendes Moment des Gegenstandes sein soll, nicht genauso ein individuell Einzelnes sein müsste wie der ganze Gegenstand. Angenommen, wir konzentrieren unsere Aufmerksamkeit auf das Grün des eben vor uns stehenden Baumes. Wer es bei sich zu ermöglichen vermag, steigere die Konzentration sogar bis zu der von J.St.Mill angenommenen Bewusstlosigkeit hinsichtlich aller mitverbundenen Momente. Dann sind, wie man sagt, die sämtlichen irgend fassbaren Anhaltspunkte für den Vollzug der individualisierenden Unterscheidung entschwunden.

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Es wird allgemeinhin angenommen, dass die Möglichkeiten des Menschlichen Gehirns bei weitem nicht ausreichend genutzt werden. Daran anschließend könnte man sich fragen, woran es nun denn wohl liegen mag? Möglichkeiten wären ja u.a. die Seele, oder das Gattungswesen als Material und Substratum hierzu selbst, oder auch das einzelne Individuum.

Läge es am Gattungswesen, dann wäre anzunehmen, dass das Material selbst es nicht hergäbe! Doch woher wüsste man dann davon, dass das Potenzial nicht hinreichend genutzt und ausgeschöpft würde? Und wie ließe es sich dann mit einer solchen Aussage, des nicht-hinreichenden-Nutzens, vereinbaren?

Wäre es die Seele, dann stellte sich die Frage, warum denn so wenig Aufmerksamkeit von der eigenen Seele für das Individuum gebraucht würde? Liegt es daran, dass einfach zu wenig Bereitschaft oder das gewisse Interesse seitens der Seele sich einbringen zu wollen ausblieben? Doch wozu sollte diese sich etwas anschaffen, als Werkzeug und Mittel, um es dann nicht hinreichend gebrauchen und nutzen zu wollen?

Letztlich die Frage nach dem Individuum, was sich dazu gesellt, als Summe früherer Erfahrung und Entwicklung auf einem bestimmten Gebiet und sagen wir in einem bestimmten Frequenzspektrum. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass dies das Nadelöhr letztlich ist. Denn nicht wenig der widersprüchlichen Absichten und Neigungen zeigen schnell auf, dass die möglichen Ergebnisse an dieser Stelle mangels gezielten Willens vereitelt werden.

Wenn man nun sagt, es wäre ein um ein vielfaches gesteigertes Vermögen vorhanden, um eine Aufmerksamkeit viel weitreichender auszudehnen, oder eine Konzentration über einen sehr langen Zeitraum präzise aufrecht erhalten zu können. Oder auch ein sehr detailliertes und gutes Erinnerungsvermögen u.dgl.m. Wer wollte da sagen, derlei bräuchte und wünschte er nicht? Doch woran scheitert es denn dann?

Kann es also einen Interessenkonflikt geben, zwischen diesem Wunsche ausgezeichneter Fähigkeiten und dem, dieses nicht zu erreichen, obwohl es doch Individuen gibt und gab, die unglaubliche Leistungen zustande bringen können und konnten? Nun, ein einfaches Bespiel wäre dann dieses, die Neigung bei sich zu führen, möglichst alles bequem und leicht zu haben und zugleich aber ein unglaubliches Konzentrationsvermögen zustande zu bringen.

Bei einem derartigen Interessenkonflikt, was wohl die meisten Individuen kenntlich mit sich führen dürften, ist es also auch nicht verwunderlich, dass sich der Willensakt in dieser Weise selbst zerstreut und erschöpft, so dass ein allzu zufriedenstellendes Ergebnis nicht zustande kommen kann. An dieser Stelle liegt es aber weder am Gattungswesen, noch an der Seele, sondern dann wie es wohl viele weitere Beispiele aufzeigen dürften, am Individuum und nicht zu wenig davon sondern zu viel dessen...

Eine weitere Anschauung dazu wäre also, wenn wir einfach sagen, man stelle sich ein Dreieck vor, so wird wohl jedem irgend ein Dreieck durchaus vorschweben. Wenn man nun aber versuchte dieses zusammen zu tragen, käme dabei mal ein rechtwinkeliges, mal ein rechteckiges, mal ein unförmiges Dreieck heraus, gemäß dem Individuum und dessen Anschauungsmaterialien (sofern man vorweg dieses nicht weiter spezifiziert angibt, welche Art Dreieck man meinte). So kann es sich hinsichtlich der Vielfalt zwar als etwas schönes erweisen, hinsichtlich des Nominellen und vom Gattungswesens her eher mäßiges Ergebnis hervorbringen (was einer präzisen Kommunikation abträglich wäre). Die deutliche Aufwertung kann durch die Intuition der Seele ins Spiel kommen, wenn denn der Seele hinreichend Spielraum gemeinhein eingeräumt würde im Verhältnis zur Individualität.


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