Glaubensstand - Seneca (alle)

Devino M., Montag, 27. Mai 2019, 18:17 (vor 1796 Tagen)

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 116

An dieser Stelle wirst du mir die Vorwürfe entgegenhalten, die man allgemein gegen die Stoiker vorbringt: "Ihr macht zu große Versprechungen, ihr stellt zu harte Forderungen. Wir sind doch nur schwache Menschen; wir können uns nicht alles versagen. Wir wollen trauern, wenn auch nicht lange. Wir wollen begehrlich sein, wenn auch in Maßen. Wir wollen Zorn empfinden, wenn auch nicht lange. Wir wollen begehrlich sein, wenn auch in Maßen. Wir wollen Zorn empfinden, doch uns auch wieder versöhnen lassen."

Weißt du, warum wir das alles nicht können? Weil wir nicht daran glauben, dass wir es können. Es geht nämlich, beim Hercules, in Wirklichkeit um etwas ganz anderes: Wir verteidigen unsere Fehler, weil wir sie lieben, und entschuldigen sie lieber, als dass wir sie abstellen. Die Natur hat dem Menschen genügend Stärke gegeben, wir müssen sie nur einsetzen, unsere Kräfte bündeln und sie alle für uns, keinesfalls gegen uns verwenden. Wir wollen nicht, das ist der Grund, dass wir nicht können, ist bloß ein Vorwand.
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Wir könnten, wenn wir nur wollten. Das ist meistens ja so. Hat man erstmal angefangen, in irgend einer Richtung, dann stellt sich vieles passend dazu ein. Dazu bedarf es nicht einmal des Glaubens.

Allerdings lohnt es sich, den Glaubensstand regelmäßig zu überprüfen. Und allem, was uns als Ausrede dient, den Glauben entziehen. Diesen lieber auf leicht überzogenen Grundsätze richten, als erst gar nicht aufzustehen [sinngemäß].

Hat man im 4.ten Naturreich alles geordnet, dann kann man sich auch besser dem 5.ten Naturreich zuwenden.


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