Masseneindrücke - Le Bon (alle)

Devino M., Montag, 18. Februar 2019, 00:18 (vor 1894 Tagen) @ Devino M.

Psychologie der Massen - Gustave Le Bon
1.B.2.K.II. Beeinflussbarkeit und Leichtgläubigkeit der Massen

So muss die Masse, die stets an den Grenzen des Unbewussten umherirrt, allen Einflüssen unterworfen ist, von der Heftigkeit ihrer Gefühle erregt wird, welche allen Wesen eigen ist, die sich nicht auf die Vernunft berufen können, alles kritischen Geistes bar, von einer übermäßigen Leichtgläubigkeit sein. Nichts erscheint ihr unwahrscheinlich, und das darf man nicht vergessen, wenn man begreifen will, wie leicht die unwahrscheinlichsten Legenden und Berichte zustande kommen und sich verbreiten.
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Wenn man als Teil der Masse erwacht, ist das noch blöder wohl, als wenn man als Persönlichkeit erwacht. Denn im letzteren Fall nimmt man lauter Persönlichkeiten um sich lediglich war. Wenn man als ein Teil der Masse erwacht, so nimmt man nur die Dinge der jeweils betreffenden Masse wahr und handelt in ihrem Interesse, da man sich selbst für diese Dinge hält. Dann ist die Heftigkeit der Gefühle der Massen das Größte, welchem man unbedingt freien Lauf lassen möchte, um das ganze nicht einzuschränken, was doch so toll und mächtig einem erscheint.

Wenn man als Selbst oder Wesenheit erwacht, dann heißt es auch, dass ein Teil der Masse irgendwo mit aufwacht, allerdings ist man selber nicht dieser Teil und Teil davon, sondern es ist ein Teil von einem. Meist der Teil, den man darin am meisten gepflegt hat. Letztlich also auch das, womit man sich ein stückweit mit identifiziert und befasst.

Man möchte ganz starke Emotionen oder ganz viel Intensität haben? Die Masse und wenn man sich ganz von dieser einnehmen lässt, ist in dem Sinne die größte Intensität. Wie wenn man in ein riesiges Gebäude kommt, und von der Größe völlig beeindruckt ist, so ist es nicht das Gewahrsein, was sich durch das Gebäude plötzlich geweitet hat, dass man diese Größe umfasst, sondern es ist die Wirkung des Raumes auf das eigene Gewahrsein [wobei das Gewahrsein immer noch denselben Umfang hatte wie zuvor] und in dem man selber sich im Verhältnis klein macht, woraus dann die unglaubliche Größe für das Gebäude gesponnen wird. Macht man sich jedoch als Teil einer Masse groß, dann ist man immer noch bloß Masse, und so wie am Beispiel eines riesigen Gebäudes im Gewahrsein, wäre man bestrebt, dieses immer weiter im Gewahrsein auszudehnen.


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