Tapsige Annäherungen - Ethik (alle)

Devino M., Sonntag, 05. August 2018, 21:18 (vor 2098 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
3.T. - Von dem Ursprung und der Natur der Affekte

Lehrsatz 58:
Unter allen Affekten, die dem Geist zukommen, insofern er aktiv ist, gibt es keine, die nicht zu Freude oder Begierde gehören.

Beweis:
Alle Affekte gehören zu Begierde, Freude oder Trauer, wie unsere Definitionen zeigen. Unter Trauer verstehen wir aber den Tatbestand, dass des Geistes Macht zu denken vermindert oder gehemmt wird; insofern der Geist traurig ist, wird mithin seine Macht einzusehen, d.h. seine Wirkungsmacht, vermindert oder gehemmt. Mithin kann es keine Affekte der Trauer geben, die dem Geist zukommen, insofern er aktiv ist, sondern allein Affekte der Freude und Begierde, die insoweit auch dem Geist zukommen.

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Eher tapsige (ehrliche) jedoch eigenständige Annäherung an gewisse Dinge, sind oft sehr lehrreich, da man mehr darin für sich zu erkennen oft vermag, als wenn etwas bereits perfekt ausgearbeitet wurde, der Bezug dazu jedoch nicht so offensichtlich ist oder man jeweiliges selbst nicht wirklich erschlossen hat. Insofern kann man sagen, woran Spinoza sich da herantastet, sind wohl die Gunas, wie sie in der Bhagavad Gita gelehrt werden. Und schließlich zählt es mitunter zu dem, was er als Affekte beschreibt.

Genau genommen, wenn man nur etwas fertiges verwendet, ist es Gebrauch und nicht Entwicklung dessen. Hat man es irgendwo bereits entwickelt, dann spricht zunächst nichts dagegen, jedoch ist der Effekt oft größer, wenn man es nicht nur reinbringt, sondern sich reinkniet und etwas ausarbeitet, weil man dann auch für die geistigen Anbindungen, welche gerade da sind, oder auch für die Menschheit als solcher, jeweiliges tatsächlich voran bringt und in der Weise mit entwickelt.

Der Passive erleidet also daher zurecht, denn er nimmt nur und bringt nichts selber hervor, sondern nutzt ausschließlich alles Gegebene und Vorhandene. Da daraus nichts wird, was seinem Geiste zugeordnet werden kann und zukommt, ist es an sich selbsterklärend, warum es so und nicht anders dadurch sein kann. Denn es wird ja der eigene Geist eher noch gehemmt, durch all das, was aufgenommen wird, jedoch erweitert, durch das, was dieser von sich her gibt.


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