Selbstbewusstsein - Ethik (alle)

Devino M., Sonntag, 17. Juni 2018, 02:25 (vor 2147 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
1.T. - Von Gott


Lehrsatz 19:
Gott [ist ewig], d.h. alle Attribute Gottes sind ewig.

Beweis:
Gott ist nämlich eine Substanz, die notwendigerweise existiert, d.h. zu deren Natur es gehört zu existieren, oder (was dasselbe ist) aus dessen Definition folgt, dass er existiert; mithin ist er ewig. Sodann ist unter Gottes Attributen das zu verstehen, was eine Essenz der göttlichen Substanz ausdrückt, d.h. was zu Substanz gehört; genau das, sage ich, müssen die Attribute selbst in sich schließen. Zur Natur von Substanz gehört aber Ewigkeit. Also muss jedes der Attribute Ewigkeit in sich schließen; mithin sind alle ewig.

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Um bei Tieren ein Selbstbewusstsein festzustellen, wird ihnen zum Test ein Spiegel vorgehalten. Wenn die Tiere darauf wie auf ein anderes wildes Tier reagieren und nur die Wilde Natur darin erkennen, dann wird angenommen, dass sie kein Selbst-Bewusstsein besitzen und sich selbst nicht erkennen können. So als würde ihnen der Funke fehlen, der ihnen anzeigt, was sie selbst sind oder nicht sind.

Nun, wenn Gott nur Ewigkeit und Unendlichkeit kennt, wie könnte er sich also in irgend einer Art von Begrenztheit erfahren und erkennen können? Wenn er alles ist, und alles ist in ihm, wie kann also begrenzte Menschen überhaupt in dem Sinne in dem Einen der alles ist und aus dem alles ist und der ewig ist, existieren? Wenn dem Menschen unschwer eine gewisse Endlichkeit und Begrenztheit sich zuordnen lässt, wie könnte er in dieser Weise also göttlich und in Gott sein?

Also könnte man annehmen, dass der Mensch nur eine Idee ist, und das was gedacht wird existiert ja nicht notwendig als Substanz (von Denkstoff als solchem abgesehen). Doch wie sollte er erkennbar sein, wo nichts wäre? Doch die Auflösung ist denkbar einfach, der Mensch erkennt sich nicht, nicht als göttlich, das muss für Gott aber nicht so sein, in Ansehung des Menschen. Also besteht die Endlichkeit des Menschen zunächst in der Erkenntnis seiner selbst und im Bewusstsein seiner selbst.

So erklärt sich auch, warum viele über sich selbst reden, oder sogar nur über sich reden, in Ansehung dessen, was und wie sie sich in allem erkennen. Einmal in Selbstbewusster Weise, einmal ohne ein Bewusstsein ihrer selbst. Doch bliebe dann die Frage, existiert ein Mensch auch, wenn er seine Göttlichkeit nicht erkennt? Oder ist es nur eine Art Idee, eine Art von Stoff, eine Art von Materie, die sonst nicht ist, soweit sie in Gott nicht enthalten wäre?


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