Belegkraft - Ethik (alle)

Devino M., Donnerstag, 14. Juni 2018, 00:19 (vor 2150 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
1.T. - Von Gott

Lehrsatz 14:
Außer Gott kann es keine Substanz geben und keine begriffen werden.

Beweis:
Da Gott ein unbedingt unendliches Seiendes ist, von dem kein Attribut, das eine Essenz von Substanz ausdrückt, verneint werden kann, und da er notwendigerweise existiert, müsste, wenn es irgendeine Substanz außer Gott gäbe, diese durch irgendein Attribut Gottes erklärt werden; und dann existierten zwei Substanzen desselben Attributes, was widersinnig ist; mithin kann es keine Substanz außer Gott geben und folglich auch keine begriffen werden. Denn könnte eine solche begriffen werden, müsste sie zwangsläufig als existierend begriffen werden; das ist (nach dem ersten Teil dieses Beweises) widersinnig. Also kann es außer Gott keine Substanz geben und keine begriffen werden.

Folgesatz 1:
Hieraus folgt ganz klar, 1. dass Gott einzig ist, d.h., dass es in der Natur nur eine Substanz gibt und diese unbedingt unendlich ist, wie wir in der Anmerkung zu Lehrsatz 10 schon angedeutet haben.

Folgesatz 2:
Es folgt 2., dass ein ausgedehntes Ding und ein denkendes Ding entweder Attribute Gottes sind oder Affektionen der Attribute Gottes.

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Folgerichtig kann man sagen, dass Gott nicht widerlegt werden kann, weil es nichts gibt, was außer ihm ist. Andererseits ist der Beleg schwierig, denn man kann nicht mehr oder überhaupt etwas auftürmen, was nicht Gott ist, folglich hat er den Beleg selbst auf seiner Seite, und alles andere würde wieder im ersten Satz münden.

Geht man dahin zu sagen, es gibt einen Gott und es gibt eine Schöpfung, die durch die Macht Gottes entstanden ist, wieso hat man nicht den direkten Erweis des Einwirkens der Macht auf die Schöpfung, die sich umgehend beobachten oder erkennen ließe? Und womit man Gott umgehend erkennen und erfassen könnte?

Folglich bleibt also, unter der Annahme, es sei alles eine Substanz, die zugleich Gott ist, da es nichts außer ihm gibt, zu sagen, dass wir nur selbst für uns den Erweis durch Gott in uns erzeugen und erfahren können. Denn andernfalls führte es zum Versuch, Gott widerlegen zu wollen, so wollte man außerhalb seiner Selbst hiernach suchen.


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