Das höchste Gut in der Welt - KdU (alle)

Devino M., Samstag, 21. April 2018, 13:05 (vor 2204 Tagen) @ Devino M.

Kritik der Urteilskraft - I. Kant
§84. Von dem Endzwecke des Daseins einer Welt, d.i. der Schöpfung selbst

... Ich habe oben gesagt: dass der Endzweck kein Zweck sei, welchen zu bewirken und der Idee desselben gemäß hervorzubringen, die Natur hinreichend wäre, weil er unbedingt ist. Denn es ist nichts in der Natur (als einem Sinnenwesen), wozu der in ihr selbst befindliche Bestimmungsgrund nicht immer wiederum bedingt wäre; und dieses gilt nicht bloß von der Natur außer uns (der materiellen), sondern auch in uns (der denkenden): wohl zu verstehen, dass ich in mir nur das betrachte was Natur ist. Ein Ding aber, was notwendig, seiner objektiven Beschaffenheit wegen, als Endzweck einer verständigen Ursache existieren soll, muss von der Art sein, dass es in der Ordnung der Zwecke von keiner anderweitigen Bedingung, als bloß seiner Idee, abhängig ist.
Nun haben wir eine einzige Art Wesen in der Welt, deren Kausalität teleologisch, d.i. auf Zwecke gerichtet und doch zugleich so beschaffen ist, dass das Gesetz, nach welchem sie sich Zwecke zu bestimmen haben, von ihnen selbst als unbedingt und von Naturbedingungen unabhängig, an sich aber als notwendig, vorgestellt wird. Das Wesen dieser Art ist der Mensch, aber als Noumenon betrachtet; das einzige Naturwesen, an welchem wir doch ein übersinnliches Vermögen (die Freiheit) und sogar das Gesetz der Kausalität, samt dem Objekte derselben, welches es sich als höchsten Zweck vorsetzen kann (das höchste Gut in der Welt), von seiten seiner eigenen Beschaffenheit erkennen können.

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Bei manchem Entwicklungsstand (bei der zweiten Einweihung) werden Ideale nahezu angebetet, und doch immer wieder, wie die Natur es so mit sich bringt, ist ein Scheitern an diesen inbegriffen. Und doch in Ansehung des gewissen Göttlichen, kann Derjenige meist nicht anders, als immer wieder sich danach auszurichten. Im Grunde eine gesunde Ausrichtung, sofern nicht zu fanatisch betrieben, und in dem Wissen, dass ein Ideal von Naturwegen her nicht erreichbar bleibt.

An irgend etwas muss man sich ja ausrichten oder richtet sich so oder so ein jeder aus. Nur dass die Natur der Dinge ein vielseitige ist, und es nicht nur im und am Menschen liegt, sondern auch an der Seele die diesen Jenen als ihr mehr oder weniger taugliches Werkzeug und auch als Werk betreibt. Die Natur der Seele inbegriffen, ist ein Ideal auf seiner Ebene durchaus erreichbar, allerdings wiederum nicht vollends übersetzbar, ohne die Natur so zu verändern, dass sie in vollständigem Gebrauch der Seele steht. Denn alles was anderwärts hinzukommt, kann das Werk hierbei beeinflussen.

Die Natur der Seele ist allerdings nicht durch Eigensinn geprägt. Denn der Eigensinn (in seiner Weise durchaus nützlich) ist mehr das, was sich der Seelenkontrolle zu entziehen sucht. Auch dafür hat die Seele eine Lösung, denn sie kann daran gewisse Dinge abarbeiten, viel mehr jedoch meist auch nicht. Vom Stand her des Entziehens bedarf es bewusster Entscheidung, auf unbestimmte Zeit, allerlei Eigensinn und Eigeninteresse aufzuopfern. An der Stelle kann zwar das ein oder andere Ideal als Stütze dienen, jedenfalls so lange, bis gewisse Seelenkontrolle da ist. Letztere macht sich darin bemerkbar, dass gewisse Empfindung gegeben ist, die nicht mehr durch die Sinne zugesteuert wird, sondern als inneres Gewahrsein. Danach und soweit man sich mehr darauf ausrichtet, kann man auf Ideale verzichten, denn dann ist man (zumindest vom Stand der Mehrheit her) bei dem, was zum höchsten Gut in der Welt gehört - denn sehr viel mehr geht mehrheitlich gesehen derweil kaum.


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