J.Krishnamurti: Glaubenssysteme (alle)

Devino M., Donnerstag, 08. Februar 2018, 00:39 (vor 2276 Tagen) @ Devino M.

"Bei den meisten Menschen ist der Geist gespalten, fragmentarisch, und alles Fragmentarische ist korrupt."

- Jiddu Krishnamurti -
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Unterhält man sich mit einem schlichten Anhänger eines religiösen Glaubenssystems, so kann es durchaus belustigende Formen annehmen. Denn der entsprechende Anhänger meint oft den einzig richtigen Weg zu gehen, und andere schnell darin aburteilen zu wollen, dass dieses oder jenes nun nicht mit seiner Religion vereinbar wäre und dadurch nun etwas schlechteres oder an sich Schlechtes sein müsse. Dabei kann es sich um recht schlichte Dinge handeln, z.B. etwas aus der praktischeren Willenswissenschaft oder mehr Ansichten aus der Theosophie.

Also meint oft ein solcher Anhänger mit religiösem Bestreben, dass er den wahreren geistlichen Weg kennt und in umfassenderer Weise beschreitet. Nur lässt sich aber mit einfachen Fragen woraus etwas begründet ist, z.B. einer Gedankenform, einigen Emotionen und einer entsprechenden Gemütsverfassung doch erschließen, dass jeder andere, diese Dinge ebenso hat, und nur die Ansichten etwas anders sein mögen.

Hat sich einem die Weltansicht auf dem Gebiet der Willenswissenschaft oder vielleicht auch auf anderweitig tiefgehende Weise praktisch erschlossen, dann kommt es zu den anderen Dingen hinzu und erweitert diese und dies vielleicht in beträchtlicher Weise. Wieso meint also ein schlichter Anhänger irgend einer Religionswissenschaft, dass andere wäre schlecht, obwohl es ja doch nichts weniger macht, sondern alles nur erweitert?

Schon sonderbar wenn man also meinte, mit weniger Einsicht und Mittel, eine geistlichere Ausrichtung zu haben. Denn nur weil man sich der einen oder anderen Möglichkeit selbst enthebt und sie sich verbietet, vergleichbar dem, den Kopf in den Sand zu stecken, so ist man doch nicht besser gewappnet gegen das Schlechte.

Genau umgekehrt, man ist viel korrupter, dadurch, dass man weniger einsehen kann, was woraus entsteht, gespeist oder verursacht wird, was sich vielleicht erst durch den Willensgebrauch offenbart. Vieles in natürlich gesunder Weise gebraucht und entwickelt, ist weit besser, als jegliche fanatische Ausrichtung, die einen Menschen, von einem anderen separiert, obwohl die Summe weit mehr Überschneidung hat, als einzelne fanatische oder unausgewogene Ansichten. Und doch wird an den letzteren festgehalten, weil man sich so besser als andere hinzustellen pflegte, obwohl da nichts ist, was einen besser machte, und vielleicht nur deswegen überzogene Ansichten herhalten müssen.


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