Das reine Ich und die Bewusstheit - LU (alle)

Devino M., Montag, 04. Dezember 2017, 00:37 (vor 2342 Tagen)

Logische Untersuchungen - Edmund Husserl - 2.Buch V. 1.K.
§ 8. Das reine Ich und die Bewusstheit

Zur Tatsache des "subjektiven Erlebens" oder Bewusstseins gehöre dies reine Ich also wesentlich. "Bewusst-sein ist Beziehung auf das Ich", und was in dieser Beziehung steht, ist Bewusstseinsinhalt. "Inhalt nennen wir alles, was nur im Bewusstsein auf ein Ich bezogen ist, es habe übrigens welche Beschaffenheit es wolle."
"Diese Beziehung ist für allen noch so mannigfach wechselnden Inhalt offenbar eine und dieselbe; sie ist es eigentlich, welche das Gemeinsame und Spezifische des Bewusstseins ausmacht."
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Anders ausgedrückt: jede Vorstellung, die wir uns vom Ich machen würden, würde dasselbe zum Gegenstande machen. Wir haben aber bereits aufgehört, es als Ich zu denken, indem wir es als Gegenstand denken. Ich-sein heißt nicht Gegenstand, sondern allem Gegenstand gegenüber dasjenige sein, dem etwas Gegenstand ist. Dasselbe gilt von der Beziehung auf das Ich. Bewusst-sein heißt Gegenstand für ein Ich sein: dies Gegenstand-sein lässt sich nicht selbst wiederum zum Gegenstand machen."
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Nach uns ist die Sache ganz klar: Akte "richten sich" auf die Eigenart von Akten, in denen etwas erscheint; oder Akte richten sich auf das empirische Ich und auf seine Beziehung auf den Gegenstand. Den phänomenologischen Kern des Ich (des empirischen) bilden hierbei Akte, die ihm Gegenstände "zum Bewusstsein bringen", "in" ihnen "richtet sich" das Ich auf den betreffenden Gegenstand.

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Gegenstände an sich sind kein Bewusstseinsinhalt, sondern durch eine Summe aus Sinneseindrücken und körperlicher Wahrnehmung wird ein Objekt im Bewusstsein konstruiert, welches dem wahrgenommenen Gegenstand einer Betrachtung entsprechen soll.

Wäre ein Gegenstand also ein tatsächlicher Bewusstseinsinhalt, so würde unser Bewusstsein unmittelbare Resonanz in diesem hervorrufen und zur direkten Interaktion mit diesem führen (d.h. direkte Wirksamkeit auf den Gegenstand hervorbringen).

Doch was macht einen Gegenstand überhaupt zum Gegenstand, und würde es immer noch diesen in der Weise überhaupt geben, wenn keinerlei Bewusstsein da wäre, was auf den Gegenstand, zu welchem er bestimmt ist, in Resonanz stehend auf diesen reflektiert?

Sicher mag ein Gegenstand noch gegenständlich im Raume vertreten bleiben, doch welche Bedeutung hätte er, wenn nichts da ist, was ihm eine Bedeutung verleiht?

Im Wahrnehmungsakt kann nur das auftreten und anzutreffen sein, wozu dieser ausgerufen und in dem Sinne ausgesandt wurde. Denn es ist ein Apell an die Sinne oder die jeweiligen Körper, der allem vorweggeht. Wir nehmen nicht einfach nur alles wahr, gerade im Beispiel dessen betrachtet, wovon wir nicht wissen das es dieses gibt, und wir dafür weder einen Sinn noch einen Körper als Resonanzträger entwickelt haben.

Vom Sinneseindruck gemäß Gattungswesen und von körperlicher Resonanz ebenenbezogen abgesehen, ist doch entscheidend, was auf Seiten der Seele vorhanden ist oder auch erweckt; um den Gegenstand so konstruieren zu können, wie er einem äußeren Gegenstand am besten oder tatsächlich entspricht. Denn nur dann kann man mit dem umgehen, wie es tatsächlich ist, ohne stets auf eine Metaebene abzudriften, welche mehr einem Traum/Einbildung als denn einem reellen Gegenstande entspräche.


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