Ein Atemzug - Ethik (alle)

Devino M., Samstag, 01. September 2018, 12:34 (vor 2071 Tagen)

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
5.T. - Von der Macht des Verstandes

Lehrsatz 34:
Nur während der Dauer des Körpers ist der Geist Affekten unterworfen, die den Leidenschaften zuzurechnen sind.

Beweis:
Eine Vorstellung ist eine Idee, mit der der Geist ein Ding als gegenwärtig betrachtet, die dennoch mehr den gegenwärtigen Zustand des menschlichen Körpers anzeigt, als dass sie die Natur des äußeren Dinges [erklärt]. Also ist es die einen gegenwärtigen Zustand des Körpers anzeigende Vorstellung, die (nach der allgemeinen Definition der Affekte) einen Affekt [eine Leidenschaft sein lässt]. Mithin ist der Geist nur während der Dauer des Körpers Affekten unterworfen, die den Leidenschaften zuzurechnen sind.

Folgesatz:
Hieraus folgt, dass nur geistige Liebe und keine andere ewig ist.

Anmerkung:
Achten wir auf die unter Menschen verbreitete Auffassung, werden wir sehen, dass sie sich zwar der Ewigkeit ihres Geistes bewusst sind, sie aber mit der Dauer vermengen und der Vorstellungskraft oder Erinnerung beimessen, die, so glauben sie, über den Tod hinaus Bestand hat.

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In der Theosophie wird der Vorgang, nach dem Tode, hinreichend beschrieben. Dass die Auflösung beim äußersten physischen Körper beginnt, sich dann über Astralleib sich immer weiter ins Geistige vollzieht, bis die Seele sich hinreichend auf sich selbst und die eigene Natur nur und im wesentlichen ohne Verkörperungen, zurückgezogen hat. Um dann alles zu verarbeiten und sich wieder in die Manifestation und Verkörperung zu begeben.

Auch in der Bhagavad Gita wird erklärt, dass die Seele ihre Leiber wechselt, wie ein Mensch die Kleider. Geht man weiter ins Geistige, von der Monade aus, wobei es hier weniger um eine bestimmte Begrifflichkeit geht, so dass man allgemein vom "reinen Geist" sprechen könnte, dann sind diese Vorgänge der Verkörperung, wohl nichts anderes mehr, als bloß Atemzüge. Es findet also ein Einatmen und wieder ein Ausatmen statt.

Von dem her stirbt alles, wo es nicht zu einer Übersetzung kommt, von einer mehr äußeren [oder mehr körperlichen] in eine mehr innere [oder mehr geistige] Ebene. Wenn da nichts wäre, was zur Verkörperung gebracht werden soll, wäre also auch nichts, was wieder mitgenommen würde. Daher ist es evident anzunehmen, dass es etwas geben wird, was wieder übersetzt und vom Geiste in dem Sinne zurückgenommen wird.

So es also etwas gibt, was von einer gewissen Ewigkeit ist und sich in Manifestation begibt, so gibt es also auch etwas, was wieder den selben Weg zurück ins Geistige findet. Und so ist auch anzunehmen, dass es für einen sehr geistigen Stand sich ergibt, dass all dieses, nur einem einzigen Atemzug oder Zyklus entspricht. Wie wichtig doch das Atmen ist! Wovon das verkörperte Atmen, wie so oft, wohl nur eine geringere Entsprechung einer Höhen abbildet. Evident nach der Deduktion, dass alles was verkörpert ist, auch von einer geistigen Natur her gebildet wurde.

Gott ist die Liebe - Ethik

Devino M., Sonntag, 02. September 2018, 23:11 (vor 2069 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
5.T. - Von der Macht des Verstandes


Lehrsatz 36:
Des Geistes geistige Liebe zu Gott ist genau die Liebe Gottes, mit der Gott sich selbst liebt, nicht insofern er unendlich ist, sondern insofern er durch die unter einem Aspekt von Ewigkeit betrachtete Essenz des menschlichen Geistes ausgedrückt werden kann, d.h., des Geistes geistige Liebe zu Gott ist Teil der unendlichen Liebe, mit der Gott sich selbst liebt.

Folgesatz:
Hieraus folgt, dass Gott, insofern er sich selbst liebt, Menschen liebt, und folglich dass Gottes Liebe zu den Menschen und des Geistes geistige Liebe zu Gott ein und dasselbe sind.

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Und des weiteren folgt daraus, dass Gott zuerst geliebt hat. Durch Ihn ist erst die Liebe da, mit der wir Menschen lieben können.

Weiter folgt daraus, dass selbst wenn wir Liebe entwickeln, diese in Gott ist, so wie alles in Ihm und durch Ihn ist. Somit dehnt dieses die Liebe Gottes lediglich ist.

Also hat Gott jegliche Schöpfung immer zuerst geliebt, und nur in Widerspiegelung der Liebe zum Schöpfer, kann ein Mensch so lieben, wie Gott liebt.

Die den Tod kaum fürchten - Ethik

Devino M., Sonntag, 02. September 2018, 23:31 (vor 2069 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
5.T. - Von der Macht des Verstandes

Lehrsatz 39:
Wer einen Körper hat, der zu sehr vielem befähigt ist, hat einen Geist, dessen größter Teil ewig ist.

Beweis:
Wer einen Körper hat, der fähig ist, sehr vieles zu tun, wird weniger von Affekten bedrängt, die schlecht sind, d.h. von Affekten, die unserer Natur entgegengesetzt sind. Mithin hat er die Gewalt, die Affektionen des Körper gemäß einer Ordnung zu ordnen und zu verketten, die dem verstand gemäß ist, und folglich zuwege zu bringen, dass alle Affektionen des Körpers auf die Idee Gottes bezogen werden. Das hat zur Folge, dass er mit einer Liebe zu Gott affiziert wird, die den größten Teil des Geistes einnehmen, anders formuliert ausmachen muss. Somit hat er einen Geist, dessen größter Teil ewig ist.

Anmerkung:
Weil menschliche Körper zu sehr vielem befähigt sind, besteht kein Zweifel, dass sie von einer solchen Natur sein können, dass sie Geistern korrespondieren, die eine große Erkenntnis von sich und von Gott haben und deren größter Teil, der Hauptteil also, ewig ist, die mithin den Tod kaum fürchten.

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Sofern man es lediglich auf den physikalisch-materiellen Körper bezieht, und lediglich nach dessen Stärke ginge, würde man letztlich beim Primaten landen, als die vorzüglichere Spezies. Bezieht man jedoch alle Arten von Körperlichkeit mit ein, dann ist es tatsächlich so, dass je vollkommener jeweiliges ist, desto größer für gewöhnlich der Geist, der damit korrespondiert.

Allein schon deswegen, weil je mehr spezifische Körperlichkeit da ist, desto mehr Geistesstärke und Konzentration wird erforderlich, um derlei zu bedienen. Anzunehmen ist auch, dass alles, was sich affizieren lässt, zu irgend einer Art Verkörperung gehört. Der Geist jedoch ist das, was sich nicht affizieren lässt, daher sich als transzendent zu allen Affekten verhält, die lediglich das Körperliche zu ergreifen vermögen.

Ein Seelenzyklus wird wohl bei jeder Inkarnation vollzogen, doch ist die Frage, ob alle Körperlichkeit vollständig abgelegt wird? Da es auch größere Zyklen gibt, die eine Seele vollzieht, im Verlauf und nach Ansammlung gewisser Inkarnationen, ist anzunehmen, dass zumindest im letzteren Fall irgendwann alles aufgelöst wird, was sich irgendwie auch nur affizieren ließe. Womit dann auch alle feinere Verkörperung aufgelöst wird. Dies wird wohl dann sein, wenn die Seele den Tod nicht fürchtet, deswegen, weil alles was für sie von Wert ist, nur noch im reinen Geiste liegt.

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