Existenzbekunden - Ethik (alle)

Devino M., Freitag, 17. August 2018, 00:35 (vor 2087 Tagen)

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
4.T. - Von menschlicher Knechtschaft

Lehrsatz 21:
Niemand kann begehren, glücklich zu sein, gut zu handeln und gut zu leben, der nicht zugleich begehrte, zu sein, zu handeln und zu leben, d.h. wirklich zu existieren.

Beweis:
Der Beweis dieses Lehrsatzes oder vielmehr die Sache selbst ist durch sich selbst evident, aber auch aus der Definition von Begierde; die Begierde, glücklich, d.h. gut zu leben, zu handeln usw., ist nämlich genau des Menschen Essenz, d.h. das Streben, mit dem ein jeder sein Sein zu erhalten strebt.

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Jemand kann um sich herum alles haben, von dem viele danach aufbegehren, und dennoch sich vollständig leer und unglücklich vorkommen. Oder auch so, als hätte das alles nichts mit ihm wirklich zu tuen, weil es seine innere Essenz nicht befriedet oder erfüllt und diese in den umstehenden Dingen nicht angetroffen wird. Es kann dann darauf hinaus laufen, dass es lediglich einer äußeren Erscheinungswelt entspricht. Letztlich auch, kann es zu Dekadenz führen, so, dass es auf Seiten der Trauer und nicht auf der Seite der Freude sich für denjenigen jedenfalls befindet.

Dies liegt schlichtweg daran, dass das Innere mit dem Äußeren nicht übereinstimmig ist. Was daher kommt, dass es nicht in der Essenz desjenigen ist und/oder diese nicht entsprechend widergespiegelt wird. Die Begierde als der Essenz angeordnet ist eine speziellere Definition, im Vergleich zum allgemeinen Verständnis von Begierde. Denn wenn einer gierig danach wäre, die gewissen außenstehenden Umstände zu erreichen, wird Gier zum treibenden Motivator; auch das wäre dann auf Seiten der Trauer angesiedelt [gemäß der Definition von Spinoza].

Man darf sich also erlauben, glücklich zu sein, entsprechend hinreichend vermögend u.dgl.m. Die Begierde als Essenz in so einem Fall ist kein Begehren, sondern eines, was die Dinge als der Essenz zugehörig und zustehend anzusehen wäre. Zwar mag auch das zu Trauer führen, wenn diese Dinge nicht erfüllt sind, jedoch ist es kein aktiv ausgelöste Trauer, die durch eigenes Handeln entsteht. Und sofern auch ein Erlauben gegeben ist, dass es durch das Umfeld und Umstände erfüllt werden kann, ist die Wahrscheinlichkeit dessen, ein durchaus eher denkbares Szenario.

Denn eher wird das eintreten, worin man zu existieren bereit ist, als das, wozu man keinerlei Bezug hergestellt hat.

Bestimmungsweisen - Ethik

Devino M., Sonntag, 19. August 2018, 21:55 (vor 2084 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
4.T. - Von menschlicher Knechtschaft

Lehrsatz 59:
Zu allen Handlungen, zu denen wir aus einem Affekt heraus, der eine Leidenschaft ist, bestimmt werden, können wir ohne ihn von der Vernunft her bestimmt werden.

Beweis:
Aus Vernunft handeln ist nichts anderes als aktiv hervorzubringen, was aus der Notwendigkeit unserer Natur, in sich allein betrachtet, folgt.
...
Würde daher ein mit Freude affizierter Mensch zu einer so großen Vollkommenheit gebracht werden, dass er sich und seine Handlungen adäquat begreift, wäre er zu denselben Handlungen fähig (und sogar fähiger), zu denen er jetzt aus Affekten heraus, die Leidenschaften sind, bestimmt wird. Nun gehen alle Affekte auf Freude, Trauer oder Begierde zurück, und Begierde ist nichts anderes als genau das Streben, überhaupt zu handeln; also können wir zu allen Handlungen, zu denen wir aus einem Affekt heraus, der eine Leidenschaft ist, bestimmt werden, von der Vernunft allein, d.h. ohne ihn, gebracht werden.

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Es ist die Art und Weise, z.B., zu sagen: mir ist grad danach, oder mir ist grad danach nicht. Wenn man sich in der Weise ausrichtet, dann ist man ein Kandidat für Affekte und allerlei Handlungen welche nur auf Affekten beruhen.

Aus der Vernunft heraus, könnte man das Maximum dessen durchaus erreichen, von dem, wo einer getrieben dadurch sagt: mir ist gerade voll danach. Und das Resultat was daraus erreicht wird, in vollem Einsatz seiner Kräfte ihm dahingehend gegeben ist, dass er dieses jenes unbedingt zu erreichen verlangt.

Mehr noch, unabhängig der Affekte, sich innerlich aufgrund reiner Vernunft mit der Sache zunächst zu befassen, bis man diese soweit umkreist hat, und dann den selben Einsatz einzubringen, weil man weiß, dass man dieses oder jenes können kann z.B. So allein schon, ließe sich mehr erreichen.

Und obwohl man das selbe täte, wäre er es immer noch nicht das gleiche. Klar kann man schauen, dass man bloß nicht seine eigenen Hände dafür gebraucht, was ja nicht minder im Falle von Affekten eintritt, doch ist genau genommen die Aufhängung andernfalls nicht die eigene. Also tut man allerlei für die Affekte, nicht für sich; allerdings weniger aus Selbstlosigkeit, sondern mangels der zugehörigen Vernunft.

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