Einprägsamkeit von Zeit auf Geist - Ethik (alle)

Devino M., Mittwoch, 18. Juli 2018, 23:44 (vor 2116 Tagen)

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
3.T. - Von dem Ursprung und der Natur der Affekte

Lehrsatz 9:
Der Geist strebt, sowohl insofern er klare und deutliche, auch insofern er verworrene Ideen hat, auf eine unbestimmte Dauer in seinem Sein zu verharren, und seines Strebens in dieser Form ist er sich bewusst.

Beweis:
Die Essenz des Geistes machen adäquate und inadäquate Ideen aus. Mithin strebt er sowohl insofern er diese, als auch insofern er jene Ideen hat, in seinem Sein zu verharren und zwar auf eine unbestimmte Dauer. Und weil der Geist durch die Ideen der Affektionen des Körpers notwendigerweise sich seiner selbst bewusst ist, ist er sich seines Strebens bewusst.

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Faszinierenderweise kann man sagen, ist die Zeit lediglich im Ausmaß einer Wirkung auf einen Körper messbar, insofern diese diesen zu verändern vermag. Doch auf den Geist bezogen, ist die Dauer lediglich im verharren in einem bestimmten Zustand feststellbar, denn eine Wirkung auf einen Körper kann es im Geiste unter dem Aspekt der Zeit nicht geben.

Das hieße allerdings auch, wie weit kann also Zeit vom Geist her vernommen werden? Im eigentlichen Sinne, daher dass es keine wirkliche Veränderung bewirkt, kann der Geist die Zeit in der Weise schlichtweg nicht wahrnehmen, weil sie keine Bedeutung für ihn hat. Deswegen wird die Zeit, in ihrer Realität durchaus gerne bezweifelt, und dieses daher nicht ganz ohne Grund.

Auch bedeutet es in dem Zusammenhang, dass ob nun etwas verworren oder vollkommen wäre, dieses im Geiste also gewisse Zustände sind, die vom Geist also auch in dieser oder jener Weise vernommen und erfahren werden. Doch auch hierin ist die einzige Bedeutung für den Geist, die Erfahrung des Zustandes, jedoch nicht die einer Dauer, von irgend einer Einprägsamkeit. Die Dauer des Zustandes entspräche von daher lediglich der einer gewissen Intension, nicht also dass es von der Annäherung der Zeit her, eine Frage wäre...

Bejahung und Existenz - Ethik

Devino M., Sonntag, 22. Juli 2018, 13:18 (vor 2112 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
3.T. - Von dem Ursprung und der Natur der Affekte

Lehrsatz 18:
Der Mensch wird von dem Vorstellungsbild eines vergangenen oder zukünftigen Dinges mit demselben Affekt der Freude und Trauer affiziert wie von dem Vorstellungsbild eines gegenwärtigen Dinges.

Beweis:
Solange der Mensch von dem Vorstellungsbild eines Dinges affiziert ist, wird er das Ding als gegenwärtig betrachten, selbst wenn es nicht existiert; und er stellt es als vergangen oder zukünftig nur insofern vor, als dessen Bild mit dem Bild eines vergangenen oder zukünftigen Zeit verbunden ist. In sich allein betrachtet ist das Vorstellungsbild eines Dinges deshalb dasselbe, ob es sich nun auf zukünftige, vergangene oder gegenwärtige Zeit bezieht; d.h., der Zustand des Körpers oder Affekt ist derselbe, mag das Vorstellungsbild das eines vergangenen, zukünftigen oder gegenwärtigen Dinges sein; mithin ist der Affekt der Freude und Trauer derselbe, ob nun das Vorstellungsbild das eines vergangenen, zukünftigen oder gegenwärtigen Dinges ist.

Anmerkung:
Ich nenne hier ein Ding vergangen oder zukünftig, insofern wir von ihm affiziert gewesen sind oder erst affiziert werden, z.B. insofern wir es gesehen haben oder sehen werden, es uns erquickt hat oder erquicken wird, uns gekränkt hat oder kränken wird usw. Insofern wir es nämlich so vorstellen, bejahen wir seine Existenz, d.h., der Körper wird nicht mit einem Affekt affiziert, der die Existenz des Dinges ausschließt; mithin wird der Körper von dem Vorstellungsbild dieses Dinges in gleicher Weise affiziert, wie wenn das Ding selbst gegenwärtig wäre.

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Bei vielen Dingen ist es ja so, dass sie überhaupt keinen direkten Bestandteil unseres Geistes ausmachen, sondern lediglich die Wahrnehmung stellt diesen Gegenstand als vorhanden vor. Oder die Erfahrung von etwas ist zugegen, jedoch ist sie ein Teil von uns, der Gegenstand allerdings ein Teil von etwas anderem. Daraus ergibt sich auch, dass es bei vielen Dingen also keine Rolle spielt, wie weit sie präsent sind, mehr also, in welchem Kreis die Erfahrung hierzu sich abspielt, diese jedoch auf die Dinge bezogen zunächst zeitunabhängig in unserem Geist also mehr oder weniger präsent sein kann. Was bedeutet also, wie weit wir es in unserem Geist lebendig machen und bejahen.

Somit lässt sich sehr wohl bis zu einem gewissen Grad [also den uns selbst betreffenden] sowohl mit der Vergangenheit wie auch mit der Zukunft arbeiten. Jedenfalls soweit wie wir dieses zutreffend, als Teil von Erfahrungen z.B., in unserem Bewusstseinskreis erfassen und einbringen können. Das andere ist also umgekehrt, wenn der menschliche Geist so sehr mit verschiedenen Einprägungen befasst ist oder davon affiziert wird, dass er nicht das rechte Maß an Kapazität aufzubringen vermag, um mit der Situation wie sie gerade ist, umzugehen, weil die Wahrnehmung der sich abspielenden Dinge, nicht hinreichend im Geiste also eine Bejahung erhält.

Etwas Drittes ist also noch die Einbildung von Dingen, im Gegensatz zur Vorstellungskraft. Denn Einbildung wäre also nicht nur dass, dass es keine Äquivalenz hätte, im Sinne einer Sache oder eines Dinges oder hinsichtlich von Gegenständlichkeit, sondern tatsächlich, dass gar nichts angetroffen wird, was nicht ausschließlich der eigenen Vorstellung entspricht. Anders gesagt, soweit wie etwas in einem Kreislauf besteht, welcher Art der Kreislauf in seiner Beschaffenheit auch wäre oder worauf auch immer sich dieser bezieht, so hat dieses darin seine Äquivalenz und somit ließe sich damit arbeiten und ein tatsächlicher Bezug herstellen.

Damit kommen wir also dazu, dass es wesentlich ist, was man in die einen durchdringenden oder umgebenden Kreise und Kreisläufe aufnimmt und daher für sich bejaht, oder außerhalb lässt und in sich verneint. Denn das sind die Dinge, die einem die bestimmte Realität diktieren oder mindestens beeinflussen, bis hin zum auslösen diverser Affekte. Ist etwas im Kreise enthalten, lässt sich damit nicht so umgehen, als wäre dem nicht so, jedoch ist es offen und die eigene Sache bis zu einem hohen Grad, wie man damit umgeht oder umgehen möchte. Andernfalls wäre es vergleichbar, als würde man lediglich Einbildungsbezogen mit allem umgehen wollen, so dass eine gewisse Handlung zwar da ist, jedoch stets das eine mit allem anderen keine brauchbare Übereinstimmung hinbekäme...

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