Gesinnungsethik - Ethik (alle)

Devino M., Mittwoch, 04. Juli 2018, 00:57 (vor 2131 Tagen)

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
2.T. - Von der Natur und dem Ursprung des Geistes

Lehrsatz 17:
Der menschliche Geist nimmt einen äußeren Körper als wirklich existierend lediglich durch die Ideen der Affektionen seines eigenen Körpers wahr.

Beweis:
Wenn der menschliche Körper von einem äußeren Körper in keiner Weise affiziert ist, dann ist auch die Idee des menschlichen Körpers, d.h. der menschliche Geist, in keiner Weise von der Idee der Existenz jenes Körpers affiziert; anders formuliert, er nimmt die Existenz jenes äußeren Körpers nicht wahr. Insofern der menschliche Körper aber von einem äußeren Körper in irgendeiner Weise affiziert wird, nimmt [der menschliche Geist] in diesem Maße den äußeren Körper wahr.

Folgesatz:
Insofern der menschliche Geist einen äußeren Körper vorstellt, hat er von ihm keine adäquate Erkenntnis.

Beweis:
Wenn der menschliche Geist äußere Körper durch Ideen der Affektionen seines eigenen Körpers betrachtet, dann sagen wir, dass er vorstellt; und der Geist kann auf keine andere Weise äußere Körper als wirklich existierend vorstellen. Mithin hat der Geist, insofern er äußere Körper vorstellt, von ihnen keine adäquate Erkenntnis.

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Es heißt von der Venus, dass sie dort soweit die Vollkommenheit erreicht haben, wie es in einer Verkörperung möglich ist diese zu entwickeln, mit dem was gegeben ward, die Körperlichkeit zu verfeinern. Dass heißt, sie sind in der Hinsicht in einem Endstadium des Möglichen.

Auf der Erde sieht's dagegen anders aus, denn es sind eher noch die Anfangsstadien. Und wenn man also genau nimmt, dann ist es im bestenfalls eine Reproduktion einer Erfahrung die adäquat zu der ist, die einem begegnet, von der man affiziert, d.h. der Idee der Erfahrung, eine Reproduktion oder Erinnerung einer ähnlichen Erfahrung in sich abruft. Nicht selten sind es sogar nur Vorstellungen, wie eine Erfahrung aussehen mag, doch ist da kein wirklich körperliches Nachempfinden gegeben.

Bei einer vollständigen Entwicklung ist anzunehmen, dass die Empfindung vollständig gleich abgerufen werden kann. Oder die Erfahrung direkt geteilt wird und übernommen, ähnlich wie es in der Empfindungsnatur der Seele vorhanden ist, allerdings ohne die körperlichen Spezifikationen und Modi.

Also kann man daran sehen, dass es lediglich Bildnisse sind, mit denen man für gewöhnlich arbeitet und in der Körperlichkeit noch bei weitem nicht die Feinfühlig genug entwickelt wurde, um damit einen direkten Erfahrungsaustausch zu gewährleisten. Vergleichbar, wie man nicht weiß, was es heißt sich die Finger zu verbrennen, ohne mal auf die heiße Herdplatte gefasst zu haben oder vergleichbares an Erfahrung. Und diese Erfahrung ist es ja, die dann affiziert wird, soweit wie man im Austausch oder auch im Gespräch sich zu diesem oder jenem befindet.

Auf der anderen Seite hat dieses allerdings auch mit der Gesinnung zu tuen. Denn so lange die Störung und Benachteiligung in einem höheren Maß gegeben ist, als der Erfahrungsaustausch einen Wert hat, macht es kaum einen Sinn sich darin übermäßig zu vertiefen. Es ist also erforderlich dass die eigenen Hausaufgaben jeweils gemacht sind. Dass eine gewisse Reinheit und Klarheit vorhanden ist, denn sonst finden gegenseitige Verkettungen statt, die lediglich die Gesamtsituation verschiedener Verhältnisse verschlimmern würden, als dass ein Erfahrungsaustausch von größerem Wert darüber hinaus wäre.

Damit kommt Gesinnungsethik ins Spiel. Es sind gewisse Vorkehrung die man bei sich gemacht haben muss unabdingbar, um wirklich auf irgendwelche Gesamtverhältnisse losgelassen zu werden. Oder eben darum jenen Zugriff zu eröffnen und zu ermöglichen, welcher direkt mit mehr als einem selber zu tuen hat. Erst wenn es für selbstverständlich gilt, ja in dem Maße, dass schon von der Seele her es gar nicht erst ermöglicht wird, dass alles zum Nachteil verwendet werden kann, weil es eine solche Idee, etwas zum eigenen Vorteil zu drehen und zu nutzen, als Modi gar nicht mehr gibt, kann es tatsächliche Einheit und Verbundenheit geben.

Eine andere Sachlage - Ethik

Devino M., Sonntag, 08. Juli 2018, 01:28 (vor 2126 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
2.T. - Von der Natur und dem Ursprung des Geistes


Lehrsatz 30:
Von der Dauer unseres Körpers können wir nur eine ganz inadäquate Erkenntnis haben.

Beweis:
Die Dauer unseres Körpers hängt nicht von seiner Essenz ab, aber auch nicht von Gottes unbedingter Natur. Zum Existieren und Wirken wird er vielmehr von Ursachen bestimmt, von solchen nämlich, die ihrerseits von anderen auf bestimmte und geregelte Weise zum Existieren und Wirken bestimmt sind, und diese wiederum von anderen und so weiter ins Unendliche...

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Auf eine bestimmte Weise kann der Mensch nicht umsonst existieren, denn er wäre nicht, wenn nicht etwas da wäre, was nur so sein kann wie es ist, dass der Mensch ist, weil er daraus werden musste. Andererseits kann, unabhängig dessen, indem er jenes nicht in sich zur Entfaltung bringt, er durchaus umsonst existieren. Schließlich ist entscheidend, was er in sich zum Erwachen bringt.

Die Schwierigkeit ist ja nicht einmal, dass alles einer anderen Ordnung folgen könnte, und die Verhältnisse in jeder Hinsicht sich bessern. Oft kann man den Menschen, der hinter all dem steht nicht verändern, die Sachlage lässt sich durchaus ändern. Nur wenn alles eine andere Ordnung besäße und dieser folgen würde, dann wären die Menschen nicht mehr da, es wären dann andere Menschen da, gemäß der Ordnung, wie sie von dieser hervorgebracht wären.

Nur wenn alles arrangiert wurde, für die Menschen (oder auch Lebewesen allgemein gesagt) welche da sind, was brächte es also, wenn eine andere Sachlage vorherrschen würde, die mit diesen letztlich nichts mehr zu tuen hätte?

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