Gleichnis aus dem Leben Buddhas (alle)
Gleichnis aus dem Leben Buddhas
'Anathapindika war ein Mann von unschätzbarem Wohlstand, genannt >Helfer der Waisen und Freund der Armen<, der kam, um Buddha um Rat zu fragen.
Als Anathapindika vernahm, dass Buddha sich im Bambus-Hain nahe Rajagriha aufhielt, begab er sich noch in derselben Nacht auf die Reise, um dem Gesegneten zu begegnen. Und der Gesegnete gewahrte sogleich das reine Herz des Anathapndika und begrüßte ihn mit erquickenden Worten.
Anathapindika sagte: 'Ich sehe, du bist Buddha, der Gesegnete, und ich möchte dir mein ganzes Gemüt öffnen. Sobald du meinen Worten gelauscht hast, rate mir, was ich tun soll.
Mein Leben ist ausgefüllt mit Arbeit, aber nachdem ich großen Wohlstand erwarb, bin ich in Besorgnis. Doch meine Arbeit erfreut mich und ich bin mit größtem Fleiß dabei. Ich beschäftige viel Menschen die vom Erfolg meiner Unternehmen abhängig sind.
Nun, ich vernahm, dass deine Schüler den Segen des Einsiedlers preisen und die Unrast der Welt verurteilen. 'Der Heilige', sagen sie, 'hat sein Königreich, sein Erbe aufgegeben und fand den Pfad der Rechtschaffenheit, er gibt der Welt ein Beispiel, wie Nirvana erreicht werden kann.'
Mein Herz dürstet danach, Rechtes zu tun und ein Segen für meine Mitmenschen zu sein. Lass mich dich also fragen, ob ich meinen Wohlstand, mein Heim, meine Geschäftsunternehmen aufgeben muss wie du, um den Segen eines rechtschaffenen Lebens zu erlangen?'
Buddha antwortete: 'Der Segen der Rechtschaffenheit ist für jeden, der den edlen achtfachen Pfad wandelt, erreichbar.
Wer dem Wohlstand verhaftet ist, täte besser, ihn aufzugeben, als zuzulassen, dass sein Herz vergiftet wird; aber wer dem Wohlstand nicht verhaftet ist und seine Reichtümer rechtschaffen nutzt, wird für seine Mitmenschen ein Segen sein.
Ich sage dir, bleibe in deiner Lebenslage und wende deinen Fleiß für deine Unternehmen auf. Es ist nicht das Leben, der Wohlstand oder die Macht, was den Menschen versklavt, sondern das Haften am Leben, am Wohlstand, an der Macht.
Der Bikshu, der die Welt verlässt, um ein müßiges Leben zu führen, wird keinen Nutzen davon haben.
Denn ein Leben in Trägheit ist zu verabscheuen und Energiemangel zu verachten. Das Dharma des Tathagata fordert von keinem Menschen, dass er sein Heim verlässt oder die Welt aufgibt, sofern er nicht den Ruf dazu vernimmt; aber das Dharma des Tathagata verlangt von jedem Menschen, sich von der Illusion des Selbst zu befreien, sein Herz zu läutern, den Durst nach Vergnügen zu bezwingen und ein rechtschaffenes Leben zu führen.
Und was immer die Menschen tun, ob sie als Handwerker, Kaufleute oder Offiziere des Königs in der Welt verbleiben oder sich aus der Welt zurückziehen und sich einem Leben religiöser Sammlung hingeben - sie mögen ihr ganzes Herz in ihre Aufgabe legen, sie mögen fleißig und tatkräftig sein.
Und wenn sie wie der Lotos sind, der im Wasser wächst, aber vom Wasser unberührt bleibt; wenn sie im Leben kämpfen, ohne Neid und Hass zu hegen; wenn sie in der Welt ein Leben für die Wahrheit führen und nicht für sich - wahrlich, dann wird Freude, Frieden und Segen in ihren Gemütern weilen."
Aus "Briefe von Helena Roerich 1935 - 1939" Band 2, Linz, 1977, S. 182f.
gesamter Thread: