Fortschritte - KiW 18:5:1 (alle)

Devino M., Montag, 25. Januar 2016, 01:31 (vor 3286 Tagen)

Ein Kurs in Wundern - T 18:5:1

Bereite du dich jetzt auf die Aufhebung dessen vor, was niemals war. Wenn du den Unterschied zwischen Wahrheit und Illusion bereits verstündest, hätte die Sühne keine Bedeutung. Der heilige Augenblick, die heilige Beziehung, die Lehre des Heiligen Geistes und alle Mittel, durch welche die Erlösung vollbracht wird, hätten keinen Sinn und Zweck. Denn sie sind alle nur Aspekte jenes Planes, deine Angstträume in glückliche Träume zu verändern, aus denen du leicht zur Erkenntnis erwachst. Nimm hierbei nicht selbst das Steuer in die Hand, denn du kannst nicht zwischen Fortschritt und Rückschritt unterscheiden. Einige deiner größten Fortschritte hast du als Misserfolg beurteilt, und einige deiner größten Rückschritte hast du als Erfolge gewertet.
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In einer Richtung Erfolg, heißt ja noch nicht, dass es von Dauer ist, oder einem insgesamt hilft. Erfolg im Lernen ist selten sonderlich bequem oder angenehm, und wenn man auf Letzteres mehr aus ist, wird die Bewertung, was Erfolg ist, anders ausfallen, als wenn man aufs Erstere aus ist.

Man braucht sich als Mensch ja eh keine Illusionen zu machen, dass man überblicken würde, in welche höhere Vorsehung und welchen geistigen Plan man alles einbezogen ist und welche Rolle man wo findet, wenn man sich nur hinreichend für diese qualifiziert hat. Und das ist es woran man zumindest konsequent dran bleiben und arbeiten kann.

Bereit sein ist daher wesentlicher, als selber unbedingt etwas auf die Beine zu stellen. Entscheidend ist nicht nur, was zur Sprache kommt, denn nie wird man das alles einbeziehen können, was darüber hinaus sich vollzieht.

Noch nicht mal wo man steht und sich alles vorfindet, hat man als Mensch groß in der Hand; eher dann schon, was man daraus macht und wie man damit umgeht. Daher sollte man die guten Dinge, die man machen kann nicht unterlassen, weil man nicht weiß, was alles darauf aufgebaut werden kann oder auch wird, ohne das man davon Kenntnis hat.

So ist es auch mit den Fortschritten, selten bekommt man wirklich mit, was man an Fortschritt macht, erst wenn etwas gänzlich vorbei ist und erreicht wurde, hat man mal eine Ahnung, was woran alles hing. Aber die Zeiten lassen es auch kaum zu, sich in Ruhe damit zu befassen, wie man schon längst wieder in etwas anderes einbezogen ist.

Also lieber gleich darauf achten, dass man solide Arbeit leistet, halbwegs sicher, um deswegen nicht zurück zu müssen, um es zu wiederholen und neu machen zu müssen und sich ansonsten lieber so viel Zeit dafür nehmen, wie nötig und möglich, damit der Fortschritt auf sicheren Beinen steht. Denn man kann aus dem was da ist, auch nur so viel machen, wie man kann oder daraus überhaupt möglich ist und dann darauf vertrauen, dass das Geistige seinen Part dazu beisteuert und eben darauf achten, dass es eben dafür solide genug ist.

In Reih und Glied - BG 9:15

Devino M., Dienstag, 26. Januar 2016, 01:25 (vor 3285 Tagen) @ Devino M.

Bhagavad Gita 9:15

Yogananda:
Auch andere, die das Yajna des Wissens darbringen, beten Mich, den im Kosmos verkörperten Herrn, auf verschiedene Weise an - zuerst als Viele, und dann als den Einen.

Prabhupada:
Andere, die Opfer ausführen, in dem sie Wissen entwickeln, verehren den Höchsten Herrn als das Eine Ungeteilte, als den in viele Aufgeteilten und als die universale Form.

Reclam:
Durch Wissen opfern andere
Mir, dem "All-Einen", immerdar,
Der in der Formen Vielgestalt
Nach allen Seiten offenbar.

---
Durch Wissen bekehrt, weil dieses vermehrt,
doch erst wenn es zum Leben wird erweckt,
es zeigt dann auf, was ihn ihm steckt.

Es geschieht über Nacht, wenn die Seele erwacht,
ins geist'ge Reich dann eingekehrt,
dem Wissen nah und viel belehrt,
wodurch wird Gott noch mehr verehrt.

Am Morgen zurück, wenn die Zeit vorgerückt,
man kommt wieder an, oft müde und abgekämpft,
wenn das ird'sche Leben von neuem anfängt.

Den Tag man schon noch übersteht,
wenn man den Sinn darin versteht
man sich in Tätigkeit verliert,
bis man mit der Nacht ist wieder liiert.

Von Einem zu Vielem, hin und her,
bis beides gleicht sich noch viel mehr
und den Frieden man darin empfindet,
je mehr man sich selbst darin wieder findet.

So geht doch alles in Reih und Glied,
die Zyklen aus den Augen keiner verliert,
aufs neue sie alles stets begründen,
damit man von vorne es kann ergründen.

In Reih und Glied - BG 9:15

Vinaya El Michaela, Dienstag, 26. Januar 2016, 07:01 (vor 3285 Tagen) @ Devino M.

Bhagavad Gita 9:15

Yogananda:
Auch andere, die das Yajna des Wissens darbringen, beten Mich, den im Kosmos verkörperten Herrn, auf verschiedene Weise an - zuerst als Viele, und dann als den Einen.

Prabhupada:
Andere, die Opfer ausführen, in dem sie Wissen entwickeln, verehren den Höchsten Herrn als das Eine Ungeteilte, als den in viele Aufgeteilten und als die universale Form.

Reclam:
Durch Wissen opfern andere
Mir, dem "All-Einen", immerdar,
Der in der Formen Vielgestalt
Nach allen Seiten offenbar.

---
Durch Wissen bekehrt, weil dieses vermehrt,
doch erst wenn es zum Leben wird erweckt,
es zeigt dann auf, was ihn ihm steckt.

Es geschieht über Nacht, wenn die Seele erwacht,
ins geist'ge Reich dann eingekehrt,
dem Wissen nah und viel belehrt,
wodurch wird Gott noch mehr verehrt.

Am Morgen zurück, wenn die Zeit vorgerückt,
man kommt wieder an, oft müde und abgekämpft,
wenn das ird'sche Leben von neuem anfängt.

Den Tag man schon noch übersteht,
wenn man den Sinn darin versteht
man sich in Tätigkeit verliert,
bis man mit der Nacht ist wieder liiert.

Von Einem zu Vielem, hin und her,
bis beides gleicht sich noch viel mehr
und den Frieden man darin empfindet,
je mehr man sich selbst darin wieder findet.

So geht doch alles in Reih und Glied,
die Zyklen aus den Augen keiner verliert,
aufs neue sie alles stets begründen,
damit man von vorne es kann ergründen.

Vielen Dank für das schöne, tiefe Gedicht.
Wir lesen Deine Prosa immer sehr gerne!

Freiraum und Weltgefüge - BG 18:20

Devino M., Mittwoch, 27. Januar 2016, 23:55 (vor 3283 Tagen) @ Devino M.

Bhagavad Gita 18:20

Yogananda:
Wisse, o Arjuna, dass die sattvische Erkenntnis dem Menschen dazu verhilft, in allen Wesen den einen unzerstörbaren Geist wahrzunehmen - der ungeteilt im Geteilten besteht.

Prabhupada:
Jenes Wissen, durch das die eine ungeteilte spirituelle Natur in allen Lebewesen gesehen wird, obwohl sie in unzählige Formen aufgeteilt sind, solltest du als Wissen in der Erscheinungsweise der Tugend betrachten.

Reclam:
Wenn man in allem, was da wird,
Das Eine sieht, das dauerhaft
Und ungeteilt in allem lebt -
Das Wissen nennt man "wesenhaft".

---
Es kommt schon mal vor, ob im Falle im von Konfrontation oder auch beiläufig in ruhiger entspannter Atmosphäre, dass man merkt, in welcher Welt sich wer befindet und lebt (man könnte auch sagen, man merkt, wie einer tickt). Also wofür einer die Welt um sich hält und es kann einen auch mal verwundern, so dass man sich fragt, wie derjenige wohl da hingeraten ist? Denn sobald alles ins lebendige Treiben verfällt und in Bewegung ist, wird derlei mehr überlagert und gerät daher in den Hintergrund, weil jeder irgendwo seinen Teil ausführt und bis zu einem gewissen Grad eine Rolle darin einnimmt.

Womöglich kennt man es aber auch von sich selbst von früher, wenn man sich in irgend eine Richtung reingesteigert oder in etwas reingeschraubt hatte und sich mit derlei, und sofern mehr als außenstehend betrachtet, sich vielleicht späterhin selbst befremden würde. Denn sicher gibt es einige Hürden die man erst nur vielleicht widerwillig genommen hat und doch hinterher sehr froh darüber ist, wenn man mal darüber hinaus gegangen ist und wohl auch nicht zurück gehen wollte.

Nun sei es jedem an für sich gegönnt, was er sich für eine Aufhängung wählt und daher in welchem Gefüge die Welt sich für ihn hält. Nicht unwesentlich ist ja auch die kollektive Aufhängung und die Nationale. Das kann dann z.B. ausmachen, wie weit man innerlich mit allem mehr in Verbindung steht, oder mehr in der eigenen Weltansicht hängt.

Das Englische würde begünstigen, dass man von der Einheit nicht viel merkt, wie eine Art isolierte Einheit, denn man ist mehr auf sich scheinbar beschränkt und doch ist alles was man tut, oft von dem geprägt, womit die Mehrheit konfrontiert ist und man ist viel weniger eigenständig, als es scheint, denn alles potenziert sich gegenseitig und dies wird gern als eigene Stärke aufgefasst, nach der man hin dann tätig wird und so auch die Mittel.

Im Deutschen merkt man eher etwas von der Einheit und daher kann man im Äußeren darauf auch mehr verzichten, um sich nicht gegenseitig auf den Beinen zu stehen, wenngleich man miteinander besser umzugehen versteht und durchaus auch gerne mal unter anderen Leuten ist. Vor allem aber erkennt man sich innerlich auch eher gegenseitig und kann das besser mit dem äußeren in Verbindung bringen und auch ausleben, weil eine größere Toleranz und innerer Freiraum/Spielraum zugelassen wird. Die Wahrscheinlichkeit zu dem ist viel geringer, sich wirklich in einer isolierten Welt vorzufinden, die nicht in Übereinstimmung mit dem Umfeld ist. Ja im Deutschen wohl fast gar nicht möglich ist, weil es durch die Einheit betrachtet und daher aufgelöst würde, obwohl man dennoch seinen Freiraum hat.

Zuordnung - KiW 18:6:3

Devino M., Dienstag, 26. Januar 2016, 23:44 (vor 3284 Tagen) @ Devino M.

Ein Kurs in Wundern - T 18:6:3

Geister sind verbunden, Körper sind es nicht.
Nur wenn man dem Geist die Eigenschaften des Körpers zuweist, scheint Trennung möglich zu sein. Und es ist der Geist, der fragmentiert, privat und allein zu sein scheint. Seine Schuld, die ihn getrennt hält, wird auf den Körper, projiziert, der leidet und stirbt, weil er angegriffen wird, um die Trennung im Geist aufrechtzuerhalten und ihn seine Identität nicht erkennen zu lassen. Der Geist kann nicht angreifen, aber er kann Phantasien machen und den Körper anweisen, sie auszuagieren. Doch ist es niemals das, was der Körper tut, das zu befriedigen scheint. Wenn der Geist nicht glaubt, dass der Körper tatsächlich seine Phantasien ausagiert, wird er den Körper dadurch angreifen, dass er die Projektion seiner Schuld auf ihn vermehrt.

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Eine grundsätzliche Zuordnung falsch gemacht, schon ist alles, was darauf aufbaut auch oft nicht zu gebrauchen, weil es sich nicht mehr unter einem angemessenen Zwecke vereinigen lässt.

Ob es nun die Funktion des Körpers mit dem Geiste ist, umgekehrt, oder noch anders. Der Schritt, sich mit Zuordnungen zurück zu halten, ebnet ja den Raum dazu, die Zuordnung sich zeigen zu lassen und sie zu erkennen.

Damit nicht zu warten, oder nicht unterscheiden zu wollen, weil es einem zu anstrengend oder anspruchsvoll scheint, bewahrt einen nur nicht davor, irgendwie damit doch umgehen zu müssen. Nur dass dann die Grundlagen fehlen, damit in angemessener Weise umgehen zu können.

Bei manchen Dingen gibt es einfach keine Abkürzung. Man kommt nicht dran vorbei, eine Aufhängung an sich oder in sich dafür zu entwickeln, damit etwas greifen kann und man nicht ständig von anderen Dingen u.d.gl. abhängig ist.

Der Geist erreicht sich selbst - KiW 18:6:8

Devino M., Samstag, 30. Januar 2016, 02:22 (vor 3281 Tagen) @ Devino M.

Ein Kurs in Wundern - T 18:6:8

Doch nur so kannst du entrinnen. Das Heim der Rache ist nicht das deine; der Ort, den du dazu reserviert hast, um deinen Hass zu beherbergen, ist kein Gefängnis, sondern eine Illusion deiner selbst. Der Körper ist eine Grenze, der universellen Kommunikation auferlegt, die eine ewige Eigenschaft des Geistes ist. Aber die Kommunikation ist innerlich. Der Geist erreicht sich selbst. Er ist nicht aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, die einander erreichen. Er geht nicht hinaus. Er umfasst alles. Er umfasst dich völlig; du in ihm und er in dir. Es gibt nichts anderes, nirgendwo und niemals.
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Wohin wollte man Ihm entfliehen?
Der Geist ist überall und man kann ihm nicht entkommen daher. So ist es auch mit gewissen Eigenschaften des Geistes, die einen ebenso überall erreichen können.

Natürlich könnte es nur schön sein, nur genießen immerzu, ohne das es irgend eine Nebenwirkung nach sich zöge, aber so wird es nicht sein, denn alles besteht ja nicht von ungefähr. So kann die selbe Sache sogar Segen wie Fluch sein. Es kann einen verfolgen, oder auch nur das zu einem transportieren, was irgendwo auch nur dazu gehört. Wie man ja auch nicht die Funktion eines Werkzeugs, gänzlich ohne das Werkzeug zur Verfügung hätte.

Man kann wohl über alles was Grenzen hat, genauso froh sein, wie über alles, was keine Grenzen hat. Zum Glück kann es nicht vertauscht werden, was wohin gehört, weil alles sich selbst erhält, in der Weise, wie es sich selbst enthält.

Der Geist lässt sich nicht bestechen, er bleibt Geist, so auch lässt sich das nicht von etwas geringerem beeindrucken oder hinters Licht führen oder zu etwas hinreißen, was dieses deutlich überwunden hat, denn es kann diesem nichts mehr abgewinnen.

Warum sollte es etwas geben, was einen also bekümmern braucht?
Es gibt nur etwas, was einen bekümmert hatte und man kann sich jeden Augenblick neu entscheiden, bis es sich ausgekindet hat und alles was in der Zeit verschüttet gehen kann, wird es ohnehin, sorum braucht's einen also darüber hinaus nicht bekümmern...

Auf natürliche Weise - KiW 18:6:11

Devino M., Sonntag, 31. Januar 2016, 02:39 (vor 3280 Tagen) @ Devino M.

Ein Kurs in Wundern - T 18:6:11

Jeder hat das erfahren, was er als ein Gefühl benennen würde, über sich hinausgehoben zu werden. Dieses Gefühl der Befreiung übersteigt bei weitem den Traum von Freiheit, den man sich manchmal in besonderen Beziehungen erhofft. Es ist eine Empfindung tatsächlichen Entrinnens aus Begrenzungen. Wenn du einmal bedenkst, was dieses "Hinausgehobensein" wirklich mit sich bringt, dann wird dir klar, dass es ein plötzliches Nichtgewahrsein des Körpers und eine Verbindung von dir und etwas anderem ist, bei der dein Geist sich erweitert, um es zu umfassen. Es wird zu einem Teil von dir, während du dich mit ihm vereinst. Und beide werden ganz, weil keines als getrennt wahrgenommen wird. Was wirklich geschieht, ist, dass du die Illusion eines begrenzten Bewusstseins aufgegeben und deine Angst vor der Vereinigung verloren hast. Die Liebe, die sie augenblicklich ersetzt, dehnt sich zu dem aus, was dich befreit hat, und vereinigt sich mit ihm. Und solange das währt, bist du über deine Identität nicht ungewiss und möchtest Sie nicht begrenzen. Du bist aus der Angst in den Frieden entronnen und hast die Wirklichkeit nicht hinterfragt, sondern sie einfach akzeptiert. Du hast dies statt des Körpers angenommen und dich selbst eins sein lassen mit etwas, das jenseits von ihm ist, einfach dadurch, dass du deinen Geist durch ihn nicht hast begrenzen lassen.
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Selbst wenn es Gründe dafür geben sollte, warum man sich bei etwas geirrt haben mag, sollte man den Irrtum nicht zu rechtfertigen versuchen, denn es hieße nur, man möchte diesen behalten und aufrecht erhalten. Einfach ertragen und es sich ausagieren lassen ist da wohl eher zielführend, um aus jeweiliger Begrenzung, was einen Irrtum ausmacht, hinaus zu gelangen.

Vereinigung mit dem Umfassenderen kann schon furchteinflößend wirken. Da etwas hinzutritt, was einen zwar erweitert, aber zugleich auch zu beeinflussen vermag und die ein oder andere Kontrolle verlieren lässt, und zudem man sich vielleicht gar nicht in der Lage sieht, der Einflüsse Herr zu werden und diese recht zu händeln. Hinzukommt womöglich auch die Sorge, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, wer oder was man ist und was auch nicht.

Doch sollte man sich auch fragen, ob es nun alles nicht ohnehin geschieht, auch wenn man kein Gewahrsein davon hat? Und ob es nicht auch ein Fortschritt schon ist, schlichtweg nur erstmal ein Gewahrsein davon zu besitzen? Und dazu, ob es nicht auch letztlich gar unvermeidlich ist, diesem, und sich selbst, im größeren Umfange zu begegnen.

Wichtiger scheint mir da, ob man auf natürliche Weise dort hingekommen ist, weil es aufzeigt, dass man bereit dazu ist, zumindest am Umgang damit zu arbeiten, damit es gelingen kann es mal zu handhaben und nicht damit es nicht in die falschen Bahnen gelangt...

Übereinkommen - MdS R§19

Devino M., Freitag, 29. Januar 2016, 00:08 (vor 3282 Tagen) @ Devino M.

Die Metaphysik der Sitten - I. Kant - Rechtslehre §19

... Aber weder durch den besonderen Willen des Promitenten noch den des Promisars (als Akzeptanten) geht das Seine des ersteren zu dem letzteren über, sondern nur durch den vereinigten Willen beider, mithin sofern beider Wille zugleich deklariert wird.
Nun ist dies aber durch empirische Aktus der Deklaration, die einander notwendig in der Zeit folgen müssen und niemals zugleich sind, unmöglich. Denn wenn ich versprochen habe und der andere nun akzeptieren will, so kann ich während der Zwischenzeit (so kurz sie auch sein mag) es mich gereuen lassen, weil ich vor der Akzeptation noch frei bin; sowie andererseits der Akzeptant ebendarum an seine auf das Versprechen folgende Gegenerklärung auch sich nicht für gebunden halten darf. -
Die äußeren Förmlichkeiten (solemnia) bei Schließung des Vertrags (der Handschlag oder die Zerbrechung eines von beiden Personen angefaßten Strohhalms [stipula]) und alle hin und her geschehene Bestätigungen seiner vorherigen Erklärung beweisen vielmehr die Verlegenheit der Paziszenten, wie und auf welche Art sie die immer nur aufeinander folgenden Erklärungen als in einem Augenblicke zugleich existierend vorstellig machen wollen; was ihnen doch nicht gelingt, weil es immer nur in der Zeit einander folgende Aktus sind, wo, wenn der eine Akt ist, der andere entweder noch nicht oder nicht mehr ist. ...

---
Sprechen und Zuhören gleichzeitig ist tatsächlich schwierig, aber doch und gerade deswegen beides zugleich elementar in einem Gespräch.

Ein gegenseitiger Willensbeschluss kann daher auch nicht von der Zeit abhängen, sondern davon, dass eine Übereinstimmung erreicht wird (wenn auch zu einer Zeit, aber doch nicht direkt in dieser, als mehr unabhängig dieser) und alle anderen Willensformulierungen die nicht überein gekommen sind, auch nicht gleich verbindlich sind, indem sie verpflichten, außer womöglich sich selbst gegenüber nur, aber auch dazu bedarf es einer solchen Übereinkunft mit sich.

Denn so ist es auch mit der Selbstverpflichtung oder sich selbst auferlegten Pflichten schlechthin. Wo man nicht bereit ist diese einzuhalten, besteht kein Vertrag sich selbst gegenüber und bestimmte Dinge sind dann nicht möglich, weil diese nicht gedeckt sind und daher nichts dahinter steht, oder nicht hinreichend, um darauf aufsetzen zu können.

Klar verpflichten die Sitten einen zuerst nur und geben einem nicht zugleich einen Vorzug an die Hand. Aber sie verbinden einen mit dem, was dieses einhält und schließen ein gewisses Maß an Selbstsucht aus, was zu eben jener Übereinstimmung erst führt.

Dadurch ist es fast so, wie man nicht zugleich gut reden und zuhören kann, und bis Einigkeit erreicht wurde, dient alles was nicht die Übereinkunft erreicht nur bestenfalls einer Annährung und der Erfahrung oder Erkenntnis, dass eine Übereinstimmung nicht erreicht wurde, was doch grundlegend sein mag.

Es ist wohl jedem frei gestellt, wie er lernen möchte. Einmal dadurch, wie es nicht geht und durch die Erfahrung dessen oder dadurch, wie es recht geht, indem man etwas dafür gibt oder einsetzt, um gleich das aufzuwiegen und darüber hinaus zu kommen, als das erst erfahren zu müssen, wie es nicht geht.

Dennoch ist beides auf seine Weise wertvoll. Nurmehr die Frage dessen, ob man bereit ist mehr einzusetzen, als zwingend erfordert wird, um in rechter Weise damit auszukommen, oder um damit bloß in irgend einer Art Berührung zu sein.

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