Der Grund möglicher Ursachen - KdU §88 (alle)
Kritik der Urteilskraft - I. Kant - §88
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So wie wir eine Ursache nach dem Begriffe, den wir von der Wirkung haben (aber nur in Ansehung ihrer Relation zu dieser) benennen, ohne darum die innere Beschaffenheit derselben durch die Eigenschaften, die uns von dergleichen Ursachen einzig und allein bekannt und durch Erfahrung gegeben werden müssen, innerlich bestimmen zu wollen; so wie wir z.B. der Seele unter andern auch eine vim locomotivam beilegen, weil wirklich Bewegungen des Körpers entspringen, deren Ursache in ihren Vorstellungen liegt, ohne ihr darum die einzige Art, wie wir bewegende Kräfte kennen (nämlich durch Anziehung, Druck, Stoß, mithin Bewegung, welche jederzeit ein ausgedehntes Wesen voraussetzen) beilegen zu wollen: - ebenso werden wir etwas, das den Grund der Möglichkeit und der praktischen Realität, d.i. der Ausführbarkeit, eines notwendigen moralischen Endzwecks enthält, annehmen müssen; dieses aber, nach Beschaffenheit der von ihm erwarteten Wirkung, uns als ein weises nach moralischen Gesetzen die Welt beherrschendes Wesen denken können, und der Beschaffenheit unserer Erkenntnisvermögen gemäß, als von der Natur unterschiedene Ursache der Dinge denken müssen, um nur das Verhältnis dieses alle unsere Erkenntnisvermögen übersteigenden Wesens zum Objekte unserer praktischen Vernunft auszudrücken: ohne doch dadurch die einzige uns bekannte Kausalität dieser Art, nämlich einen Verstand und Willen, ihm darum theoretisch beilegen, ja selbst auch nur die an ihm gedachte Kausalität in Ansehung der Natur (und deren Zweckbestimmungen überhaupt) objektiv unterscheiden zu wollen, sondern diesen Unterschied nur als subjektiv notwendig, für die Beschaffenheit unseres Erkenntnisvermögens und gültig für die reflektierende, nicht für die objektiv bestimmende Urteilskraft, annehmen können.
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In so mancherlei ist die Beschaffenheit, durch eine Wirkung bloß abzuleiten möglich, wenn es ja nicht die uns inhärente Beschaffenheit betrifft. Denn diese wird anders erfahren in ihrer Inhärenz, als ohnedem in der Wirkung zum anderen hin. Hinsichtlich Ersterem könnte es als treibende Kraft gelten, zum anderen hin aber bloß als anstoßende u.dgl.m.
So ist es vom Prinzip her auch mit einem Endzweck, wo die treibende Kraft ja gar nicht aus den Wirksamkeiten der Begebenheiten u.ä., sondern von der Art Endziel oder Produkt, worauf alles abzielt und teils so gearbeitet wird, als wäre es nicht bloß fiktiv sondern bereits vorhanden vorgestellt und so diesem Ursache gilt, was noch gar nicht besteht.
Nicht viel anders sind moralische Motive, die ja ein Ideal annehmen, welches vielleicht nie erreicht wird und doch dieses als Motiv den Grund eigener Handlung bildet und so Wirkungen erzeugt, welche durch Begebenheit und Umfeld allein nicht begründet werden.
Und wie ist das mit dem Hier und Jetzt zu vereinen?
Vielleicht so, dass das, was inhärent zum Grunde liegt, nicht unbedingt einen von dem entfernt, was einen umgibt, sofern es als einem inneren Antrieb gereicht, aber nicht in berauschender Weise, wie Ablenkung, Konsum, Verlangen etc. diesem abträglich wären und so kann ein entsprechender innere Antrieb in der Weise ja auch die Präsenz sogar bestärken.
Ist die Aufmerksamkeit hingegen bloß auf's Umfeld gerichtet, kann einem vielleicht der Grund abgehen, Möglichkeiten einzubeziehen, die Ursache bilden für einen bestimmten Endzweck, der allein aus den Begebenheiten nicht erreicht werden kann.