Die Ameise (alle)

Felix, Dienstag, 11. August 2015, 00:43 (vor 3439 Tagen) @ Felix
bearbeitet von Felix, Sonntag, 29. September 2019, 09:03

"In Zentralthailand, nicht weit von der Grenze zu Malaysia, gibt es einen abgelegenen Ort Chayah. Mitten in einer großen Bucht liegt eine kleine Insel und auf dieser Insel ist ein buddhistisches Kloster. Es gibt dort kein Süßwasser und deshalb muss es in einem Boot vom Festland geholt und in einem großen Regenfass aufbewahrt werden.

Mein buddhistischer Lehrer erzählte mir eine Geschichte. Er sagte: "Du hast den ganzen Tag hart gearbeitet. Du kommst von der Arbeit zurück und möchtest von dem kostbaren Wasser trinken, das, wie du weißt, nicht vergeudet werden darf. Du nimmst den Deckel vom Regenfass und wenn du deine Schöpfkelle ins Wasser tauchst, siehst du eine Ameise. Du bist wütend!

Du sagst: "Wie kannst du es wagen, in meinem Regenfass unter meinem Baum in meinem Schatten auf meiner Insel - in meinem Wasser zu sein!" Und du zerquetschst die Ameise. Das heißt gebunden, verhaftet sein!

Oder du überlegst es dir, bevor du sie zerquetschst und du sagst: "Es ist ein sehr heißer Tag und dies ist der kühlste Platz auf der Insel. Du schadest meinem Wasser nicht." Dann schöpfst du das Wasser neben der Ameise und trinkst es. Das ist Gelassenheit.

Und dann sagte der Mönch: "Es gibt auch etwas und das heißt 'nicht gebunden'. Weißt du, was das ist? Im Augenblick, da du den Deckel von der Regentonne nimmst und die Ameise siehst, denkst du nicht an gut, schlecht, richtig, falsch. Du bietest der Ameise sofort ein Stückchen Zucker an. Das ist Liebe!" (Buddhistischer Kalender by Leo Buscaglia)


Kommentar: Der Fehler besteht darin, die Ameise überhaupt zu sehen. Damit würde man nämlich in das kollektive Hin und Her geraten. Will man das? Die einzige Ausnahme ist die Schnecke. Das könnte ja eine Braut sein, eine Schnegge. Die Schnecke übernimmt Verantwortung. Sie zieht eine sichtbare Schleimspur hinter sich her und eine sinnbildliche Schleimspur vor sich her.

Eine Schnecke ist ein Lebewesen mit Substanz. Das Sozialverhalten mit der Schnecke abstimmen. Einer Schnecke kann man huldigen, einer Ameise nicht. Und das gesamte Ameisenvolk ist zu heilig, um ihm zu huldigen. Der Bereich dazwischen ist einfach nur spannend. Wenn ich über jemanden etwas aussagen möchte, muss ich ihm zuerst huldigen und dann kann ich etwas über ihn aussagen. Ansonsten käme ein Grobian oder eine Domina mit ihrem spitzen Stiefel und wir würden nur noch die Gedärme sehen. Die Welt steckt voller Gefahren. ISSO.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum