Vom empirischen Interesse am Schönen - KdU (alle)
Kritik der Urteilskraft - I. Kant
§ 41. Vom empirischen Interesse am Schönen
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Für sich allein würde ein verlassener Mensch auf einer wüsten Insel weder seine Hütte, noch sich selbst ausputzen, oder Blumen aufsuchen, noch weniger sie pflanzen, um sich damit auszuschmücken; sondern nur in Gesellschaft kommt es ihm ein, nicht bloß Mensch, sondern auch nach seiner Art ein feiner Mensch zu sein (der Anfang der Zivilisierung): denn als einen solchen beurteilt man denjenigen, welcher seine Lust andern mitzuteilen geneigt und geschickt ist, und den ein Objekt nicht befriedigt, wenn er das Wohlgefallen an demselben nicht in Gemeinschaft mit andern fühlen kann. Auch erwartet und fordert ein jeder die Rücksicht auf allgemeine Mitteilung von jedermann, gleichsam als aus einem ursprünglichen Vertrage, der durch die Menschheit selbst diktiert ist...
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Schmückt einer einen Tannenbaum aus oder gar sich selber übermäßig, ohne das irgend ein anderer es schaut?
Wie weit mag einer dahin gehend schon gehen?!
Auch in Sachen Schönheit nur der Sache wegen oder sich selbst gegenüber wird idR. wohl kaum einer, im Übermaß etwas für tuen.. dennoch ist damit ja auch unabhängig anderer ein gewisses Selbstgewahrsein verbunden. Nur Schmuddel-Klamotten tragen, weils eh keiner sieht, trägt wohl schneller auch zur Neigung bei, die Dinge eher um sich ähnlich seiner Haltung mal schleifen zu lassen. Da setzt m.M. das oft erwähnte "pflegen" an.. denn alles, worein ein gewisses Maß an Zuwendung gelegt wird, trägt ja zur Pflege dessen bei und ehe man anfängt irgend eine Form von Schlampigkeit zu pflegen, ists vielleicht doch besser, sich auszuschmücken, auch wenns keiner sieht. Denn was wird gerade in dem Bereich nicht alles nur der anderen wegen getan, selbst nur mit geringer Aussicht, dass es Beachtung findet und wie weit wird etwas nur der Sache wegen und der Selbstachtung wegen getan?!