Vom Standpunkt des Menschen aus ist die Wahrheit nur bruchstückhaft, relativ und fragmentarisch, da er die Ganze Wahrheit nicht erfassen kann. Er kann sie nicht ertragen, weil er nicht genug Tragkraft hierfür entwickelt hat um die Wahrheit umfassend erfahren zu können.

Entscheidend ist wohl, wie viel Licht er auf einen "Gegenstand der Betrachtung" werfen kann um den Wahrheitsgehalt des betrachteten Gegenstandes zu erfassen.

Das was dem Menschen nicht zugänglich ist, ist dadurch noch nicht unwahr, sondern nicht wahrnehmbar und der Mensch ist in einer Position der Unwissenheit der Sache gegenüber.

Somit kann der Mensch nicht als Maßstab für einen Wahrheitsgehalt dienen, er dient lediglich als eigenes Maß zur Wahrnehmungsfähigkeit und drückt mit seiner Sicht seinen relativen Standpunkt aus.

Die Seele ist das Vehikel für die kosmische Entwicklungsfähigkeit.
Beginnend bei der Erfahrungsseele, die den Ausdruck in einer Inkarnation sucht, gibt es die spirituelle Seele, die durch Ausdehnung im kosmischen Bereich echte Individualität hervorbringt.

Das Spektrum der Wahrheit, ist die Stellung der Seele zum Objekt der Betrachtung. Steht sie über der Sache, kann sie diese auch beurteilen, wird sie von dem Objekt der Betrachtung aber in irgend einer Weise beeinflusst und eingenommen, dann kann der Wahrheitsgehalt nur relativ, aber nicht umfassend zum Ausdruck gebracht werden.

Die Seele hat somit endliche und vergängliche Anteile die einem Wandel unterworfen sind als auch die unvergänglichen und bereits Verwirklichten Anteile.

Eine Wesenheit ist der kosmisch verwirklichte Teil einer individuellen Seele.

Nach entsprechendem Umfang, beinhaltet eine Wesenheit selber Wesen in sich oder im eigenen Umfeld, die ihre Erfahrung machen und für welche die Wesenheit eine absolute Wahrheit darstellen kann. Das was für ein Lebewesen die absolute Wahrheit ist, ist für die Wesenheit nur eine Teilhabe an kosmischer Entwicklung.

Die größere Wahrheit für die große Seele ist der Schöpfer und sein Wille selbst.

Die eine Wahrheit ist wohl, dass es einen gibt, der alles und alle umfasst und der Träger von allem ist, was ist, dieser ist der Herr allen Seins und stellt die Möglichkeit des Seins und der Selbstverwirklichung zur Verfügung.

Der Mensch dient dem Nächsten um die niedere Natur zu überwinden.
Die Seele dient dem Ganzen um Selbsterkenntnis zu erlangen.
Die Wesenheit dient dem Schöpfer um Ewigkeit zu erlangen.

Und der Schöpfer hat sie alle!

Die Wahrheit ist das, was der Schöpfer vor sich bestehen lässt.
Und dann liegt die Wahrheit auch im Standpunkt des Betrachters und dessen Aufnahmefähigkeit und in welchem Licht die Sache betrachtet wird.

Mensch mit 5 äußeren Sinnen:
Augen, Ohren, Nase, Geschmack, Berührung

Die inneren Sinne und Einflüsse auf den Menschen:
+ Außenwelt / Instinkt / niedere (Tier-)Natur
+ Emotional-Körper
+ Mental-Körper

+ Seele:
- das eine Herz (innere Anbindung)
- Kräfte (kosmisch) / Tätigkeit
- geistige Sicht Anbindung / Einbindung ins Ganze

+ Geist:
- göttliche Ordnung (Dienstgebiet der Seele)
- kosmische Entwicklung/Ausdehnung (Selbstverwirklichung)
- Schöpfer-Geist (Dienst für den Schöpfer allen Seins)

„Pilatus fragte Christus: „Was ist Wahrheit?“ Da haben wir eine tiefe philosophische Frage – es ist leicht, sie zu stellen, aber schwierig, sie zu beantworten. Die Wahrheit in sich ist etwas Konkretes, Reales, Unveränderliches – ewiges Licht, ewige Weisheit, ewige Liebe, ewige Gerechtigkeit, ewiges Leben. Aber diese Bestimmung selbst fordert, dass wir konkreter festlegen, was die Wahrheit ist. Ich werde vor dem Gedanken halt machen: die Wahrheit ist es, die Freiheit gibt. Die Freiheit ist Streben des menschlichen Verstandes, Herzens, Seele, Geist; die Freiheit – das ist das Leben, und das Leben ist dazu bestimmt, die Wahrheit zu suchen.“ (Beinsa Duno)

Die Schwierigkeit des Problems der Frage nach der Wahrheit liegt darin begründet, dass sie an einem Ort gestellt wird, an dem sie nicht beantwortet werden kann – in einer Welt ständiger Veränderungen, in der alle Dinge kommen und vergehen. Um sie zu finden, muss sich der Mensch an einem vollkommen anderen Ort begeben – er muss den Weg in einer anderen Welt finden, in der Welt der ewigen Wahrheit, wo die Heimat seiner Seele ist. Es liegt in der Natur des menschlichen Verstandes nach dem Wesen der Dinge zu fragen und es begreifen zu wollen. Er fühlt sich nur dann frei, wenn er das, was er begreifen will, auch begreifen kann. Kann er es nicht begreifen, empfindet er das als eine tiefe Unfreiheit, eine schmerzhafte Einschränkung in seiner Tätigkeit, als wäre er gefangen in einem Gefängnis. Und er sucht die Wahrheit, weil er intuitiv fühlt, dass nur sie ihn aus seinem Gefängnis befreien kann. Allein er muss lernen, wie er suchen muss.

Die absolute Wahrheit ist eine Qualität der Realität und nicht der menschlichen Sprache. Erst wenn die Realität selbst zum Ausdruck kommt, sprechen wir von Wahrheit in vollkommener Form oder von „Ausdruck der Wahrheit in menschlicher Sprache“. Die Realität ist in sich ewig, beständig und unveränderlich, folglich kann nur das Wahrheit sein, was immer, überall und unter allen Bedingungen wahr ist, dessen Sinn sich nicht verändert. Unter „Wahrheit“ im absoluten Sinn des Wortes verstehe ich die ewigen Formen der göttlichen Liebe, durch die sie sich manifestiert. Alle Veränderungen im Verständnis des Menschen rühren von der Tatsache her, dass sich sowohl der menschliche Verstand als auch die Welt, in der er sich zu orientieren versucht und die er begreifen will, in ständiger Weiterentwicklung und Vervollkommnung befinden. Das Wesen der Dinge wird ihm solange verborgen bleiben, bis er seine Vollkommenheit erreicht hat, d.h. bis er jenes Stadium erreicht hat, in dem er die Wahrheit selbst schauen kann. Wenn der Mensch nur auf die äußere Erscheinung der Dinge blickt und diese für die Wahrheit hält, fällt er dem Irrtum zum Opfer, leblose Fakten mit der lebendigen Wahrheit hinter den Fakten zu verwechseln. Gerade diese aber erfüllt die Dinge mit Sinn. Die Wahrheit ist nicht ein Produkt des menschlichen Verstandes, sie ist eine Welt jenseits seines Fassungsvermögens. Das, was die Menschen gewöhnlich als Wahrheit bezeichnen, ist ihr subjektives Verständnis, ihre subjektive Wahrnehmung der äußeren Erscheinungsformen dieser Wahrheit. Kann das wahr sein, was heute wahr ist und morgen nicht mehr?

Johannes 4, 23+24:
Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Gott ist als Überseele in jedem einzelnen Lebewesen. Somit kann Gott mit keiner äußeren Handlung reingelegt werden, denn er kennt auch jede Motivation die zu einer Handlung führt.

Entscheidend ist auch mehr die Motivation als eine äußere Handlung, wenngleich letztere auch ihre Konsequenzen nach sich ziehen mag, aber durch die Motivation ordnet sich die Handlung der Ebene zu.

Eine Handlung also aus niederen Motiven heraus befindet sich auf eine niederen Ebene und je nach Art der Handlung, wird entsprechendes Lebewesen an diese Ebene gebunden.
Die selbe Handlung, aber aus einem höheren Motiv heraus, hebt das Lebewesen entsprechend der Motivation auf eine andere Ebene.

Es ist also sinnvoll, die eigene Handlung bezüglich der Motivation zu hinterfragen und besser noch eine Handlung Gott zu weihen, anstelle ausschließlich persönliche bestreben anzustellen um eine niedere Natur oder Gesinnung zu fördern und zu befrieden.

Die Wahrheit lässt sich nach folgenden Kennzeichen einordnen:
a. Sie trägt den Geist selbst in sich!
b. Sie umschreibt treffend den Raum (bzw. geistigen Raum)!
c. Sie trifft auf den Standpunkt zu (wessen auch immer)!

Wahrheit ist nicht schön, sondern wahr, aber Schönheit kann Wahrhaftig Sein.

Ganz ohne Anspruch auf unbedingten Wahrheitsgehalt ein paar mögliche Abstufungen von Wahrheit und wie diese erkannt und erfahren werden kann:

Dem Oberflächlichen ist alles Buchstäbliche und Buchstabengetreue Wahrheit genug.

Dem Tiefgründigen ist nur stets die nicht offensichtlichste und tiefergehende Wahrheit mehr Wahrheit, als alles, was sich im Buchstaben wiederfinden ließe.

Dem geistig weiter Entwickelten ist erst das Wahrheit, was zum Umgang mit den Dingen an sich selbst befähigt und diese offenbart.

Dem wahrlich Verwirklichten bedeutet nur das Wahrheit, wo er Seinesgleichen wiedererkennt und diesem weiter helfen kann, da er sich in der Weise selbst vervollständigt, erkennt und in allem wiederfindet.

Dem gänzlich Vollkommenen, ist alles, was nicht diesem gleicht, die Entstellung der Wahrheit, weil sie von seinem Standpunkt aus nur zum Unvollständigen und Unvollkommenen führte, und nur so viel Wahrheit, wie auch Lüge in sich enthält, damit es nicht zugleich selber Vollkommenheit wäre.

Für Gott ist alles wohl nur ein Spiel, und der Ernst der Lage ist je nach Spielart mal mehr, mal weniger präsent. Deswegen sollten wir uns als Spielgefährten nicht wichtiger nehmen, als andere, erst recht nicht, als nun Gott selber.

Natürlich wird jeder die Wahrheit vertreten suchen, in der er ist, weil er sonst wider seine eigene Natur handeln würde. Doch wie man in der Niederen Natur ein stückweit wider die Höhere Natur handeln wird, ebenso auch umgekehrt, so kann es auch ein stückweit mit der einen oder anderen bedingten Wahrheit sein. Und dann Gnade einem Gott, wenn man nur pfuscht, denn in Pfusch ist keine tiefergehende Wahrheit.