Die Nachahmung - Le Bon (alle)

Devino M., Sonntag, 10. März 2019, 16:54 (vor 1873 Tagen) @ Devino M.

Psychologie der Massen - Gustave Le Bon
2.B.3.K.II. Die Wirkungsmittel der Führer:
Behauptung, Wiederholung, Übertragung

Die vereinigte Wirkung von Vergangenheit und gegenseitiger Nachahmung macht alle Menschen desselben Landes und desselben Zeitalters schließlich zu ähnlich, dass selbst bei denen, deren besondere Pflicht es doch wäre, sich ihr zu entziehen, bei Philosophen, Gelehrten, Schriftstellern, Gedanken und Stil eine Familienähnlichkeit zeigen, die sofort die Zeit, der sie angehören, erkennen lässt. Eine kurze Unterhaltung, mit irgendeinem Menschen genügt, um seinen Lesestoff, seine regelmäßige Beschäftigung und die Umgebung, in der er lebt, von Grund auf erkennen zu lassen.

Die Ansteckung ist stark genug, den Menschen nicht nur gewisse Meinungen, sondern auch bestimmte Arten des Fühlens aufzuzwingen. Sie bewirkt die Missachtung von Werken wie z.B. der Oper "Tannhäuser" und macht einige Jahre später aus ihren ärgsten Verleumdern Bewunderer.

Überzeugung und Glaube der Massen verbreiten sich nur durch den Vorgang der Übertragung, niemals mit Hilfe von Vernunftgründen. Im Wirtshause befestigen sich durch Behauptung, Wiederholung und Übertragung die heutigen Begriffe der Arbeiter, und der Glaube der Masse ist zu allen Zeiten ebenso geschaffen worden.
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Die prägendste Macht der Ansteckung bilden heute wohl mitunter die Medien (sei es Internet oder Fernsehen u.dgl.). Allerdings sind auch die Gestalter der Medien, jedenfalls in den meisten Fällen, solche vom Volke. Sie vermitteln also nur dem Volke mitunter das, wie das Volk aktuell selbst ist. Von vereinzelten Versuchen der vorsätzlichen Manipulation abgesehen.

Die verbreiteten Verblendungen und Illusionen über die Medien, sind diejenigen der Masse selbst. Wären die Massen anders gestrickt, dann auch die Medien. Also kann man nicht nur die gesamte Verantwortung den Medien aufhalsen. Wenngleich auch die Medien die große Rolle ihrer Verantwortung erkennen sollten.

Im Grunde ist alles um die heutigen Medien herum eine Art gegenseitiger Nachahmung. Und sei es nur deswegen, dass man sich nach der breiten Masse ausrichtet, weil man es selber einfach nicht besser weiß. Denn Ratgeber gibt es viele. Die Spreu trennt sich vom Weizen wohl nur anhand gelebter Beispiele, was die tatsächliche Repräsentanz der bestimmten Dinge bildet.


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