Schicksal - De ira (alle)

Devino M., Sonntag, 27. Januar 2019, 23:16 (vor 1909 Tagen) @ Devino M.

Seneca - Über den Zorn (die Wut) - De ira 2.27

Manches kann gar keinen Schaden bringen und hat nur wohltätige und heilsame Wirkung, so wie die unsterblichen Götter, die weder schaden können noch wollen; denn sie sind milde und freundlich und weit davon entfernt, anderen Unrecht zu tun, ebensowenig wie sich selbst. Ohne Verstand und ohne Kenntnis der Wahrheit sind daher die Menschen, die den Göttern das Toben des Meeres, sintflutartige Regenfälle oder einen langen, harten Winter anlasten, während doch nichts von alledem, was uns schadet und nützt, eigens auf uns zielt. Nicht wir nämlich sind für das Weltalle der Grund für den Wechsel von Winter und Sommer. Diese Naturerscheinungen haben ihre eigenen Gesetze, durch die sich der göttliche Wille vollzieht. Wir denken von uns zu groß, wenn wir meinen, wir hätten es verdient, dass so gewaltige Bewegungen unseretwegen geschehen. Nichts davon passiert also zu unserem Leid, sondern im Gegenteilt alles nur zu unserem Wohlergehen.
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Im Grunde ist es sogar die eigenbezogene Einmischung, wenn man meint, etwas, vor allem wenn es einen größeren Rahmen umfasst (seitens von Naturgewalten z.B.), hätte nur mit uns allein zu tun. Auch wenn im umgekehrten Falle meint, etwas solle nicht geschehen, weil es einem nicht zusagt (vor allem hinsichtlich von größeren Zusammenhängen oder Naturgewalten). Denn in dieser Naturgewalt kommt man als Mensch so vielleicht gar nicht vor, und setzt man sich damit eigenbezogen in ein direktes Verhältnis, dann ist man derjenige der sich in die Naturvorgänge einmischt, und nicht diese, welche sich bei einem einmischen würden.

Auch ohnehin ist es ja so, dass die Götter z.B. Nationen ihrem Willen für bestimmte Zwecke unterstellen. Und damit in ähnlicher Weise arbeiten, wie der Mensch mit seinen eigenen Händen. Es ist ja nicht die Gottheit also, die dann direkt etwas für den Einzelfall kann. Vor allem wenn der Einzelne (wie eine Zelle im menschlichen Körper) gar nicht individuell vernommen wird. Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass eine Gottheit für ein individuelles Schicksal verantwortlich ist.

Meist hat man die Wahl, wie und wo man sich in welcher Weise aufstellt. Vielleicht nicht mehr in dem Moment, allerdings dann zuvor. Vielleicht auch mehr willentlich indirekt. Wenn der Wille die und die Dinge umfasst, dann auch das, was damit verknüpft ist. In der Weise, ohne eine direkte intellektuelle Kenntnis. Gerade wenn es um weitreichendere Zusammenhänge geht. Ansonsten bleibt einem die Wahl, wie man damit umgeht. Was unvermeidlich ist, diesem kann man sich auch mutig stellen. Denn wie sollte man etwas weitreichendes umgehen, nur weil man meint, es läge allein in der eigenen Hand, obwohl man bereits seine Wahl hatte, doch dieses von der Zeit bereits davongetragen wurde...


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