Was gut in jedem Ding ist... - Ethik (alle)

Devino M., Sonntag, 26. August 2018, 19:32 (vor 2077 Tagen) @ Devino M.

Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt - Baruch de Spinoza
5.T. - Von der Macht des Verstandes

Anmerkung:
... Es ist aber darauf hinzuweisen, dass wir beim Ordnen unserer Gedanken und Vorstellungsbilder immer das beachten müssen, was gut in jedem Ding ist, damit wir so immer aus einem Affekt der Freude heraus zum Handeln bestimmt werden. Wenn z.B. jemand sieht, dass er zu sehr nach Ruhm trachtet, dann sollte er über dessen rechte Funktion nachdenken, zu welchem Zweck nach ihm getrachtet werden sollte und mit welchen Mitteln er erreicht werden kann, nicht aber über seinen Missbrauch und seine Eitelkeit, noch über menschliche Unbeständigkeit und anderes dieser Art, worüber nur jemand nachdenkt, der grammvollen Gemüts ist. Gerade die, die am ehrgeizigsten sind, werden nämlich von Gedanken dieser Art besonders heimgesucht, wenn sie ohne Hoffnung sind, die Ehre, die sie erflehen, zu erlangen, Leute, die, während sie ihren Zorn ausspeien, auch noch als weise erscheinen wollen. Deshalb ist es zweifellos so, dass die am meisten nach Ruhm gieren, die am lautesten über seinen Missbrauch und über die Eitelkeit der Welt krakeelen. Freilich ist dies keine Eigenart nur der Ehrgeizigen, verbreitet ist es bei allen, denen kein Glück beschieden ist und die [zugleich] ohnmächtigen Gemüts sind. Denn der Arme redet, wenn er zudem habgierig ist, ohne Unterlass über den Missbrauch von Geld und die Laster der Reichen, womit er nichts bewirkt, als sich selbst zu quälen, und anderen zeigt, dass er nicht nur die eigene Armut, sondern auch den Reichtum anderer nicht mit Gleichmut tragen kann.

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Gerade solche, die am lautesten über etwas krakeelen, sind die, wenn sie sich in der Situation selbst vorfänden, und wenn ihnen die Erinnerung abginge, an dasjenige, wie sie zuvor der Sache gegenüberstanden, diese sind es, die noch ärgeres treiben, als jene, über welche sie ehedem klagten. Genau dies ist mit der Summe verbunden, die sie auf ihrer Seite tatsächlich mit sich führen.

Also kann man auch sagen, wenn die Verstandeserinnerung abginge, sieht die Sache doch bei vielen anders aus, als sie es sich selbst eingestehen möchten. Und das ist es auch, warum das Krakeelen einsetzt, weil oft das Gegenteil eher zutrifft, als das, wie einer sich zu geben geneigt ist, in Anlehnung daran, den entsprechenden Anteil bei sich irgendwie ausgleichen oder auch unterdrücken zu wollen.

Möchte man wirklich geistig gute Fortschritte machen, ist es allerdings genau das, wo das meiste Potenzial freigesetzt werden kann, sofern man solcherlei bei sich aufarbeitet. Man kann da nicht in dem Sinne ins Kloster gehen u.dgl. und schon verschwindet derlei von selbst. Umgekehrt, eher dezent sich dem aussetzen, womit man sich schwerer tut oder was man eher verächtlich findet, um zu schauen, was auf der eigenen Seite dann aufploppt, um dann daran zu arbeiten und Lösungen (zunächst vielleicht nur psychisch) zu erarbeiten.

Jedenfalls ist solcherlei mehr spirituelle Arbeit, als allerlei in der Richtung auszuweichen, um dann wenn man es hinreichend unterdrückt oder verleugnet hat, sich als geistreich geben zu wollen. So dass man sich dazu hinleiten lässt, dem ganzen Umfeld das vorzuwerfen, womit scheinbar nur man selbst mit uneins ist. Eine Möglichkeit, anstelle bloßen Krakeelens, wäre, nebst dem, zunächst etwas Positives darin zu sehen, oder auch im Zusammenhang damit, ist eine Lösung zu suchen, wie etwas besser gemacht werden könnte.


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