Gute Lebensführung - KdU (alle)

Devino M., Dienstag, 01. Mai 2018, 14:00 (vor 2193 Tagen)

Kritik der Urteilskraft - I. Kant
§4. Das Wohlgefallen am Guten ist mit Interesse verbunden

Dass aber eines Menschen Existenz an sich einen Wert habe, welcher bloß lebt (und in dieser Absicht noch so sehr geschäftig ist) um zu genießen, sogar wenn er dabei andern, die alle ebensowohl nur aufs Genießen ausgehen, als Mittel dazu aufs beste beförderlich wäre, und zwar darum, weil er durch Sympathie alles Vergnügen mitgenösse: das wird sich die Vernunft nie überreden lassen. Nur durch das, was er tut, ohne Rücksicht auf Genuss, in voller Freiheit und unabhängig von dem, was ihm die Natur auch leidend verschaffen könnte, gibt er seinem Dasein als der Existenz einer Person einen absoluten Wert; und die Glückseligkeit ist, mit der ganzen Fülle ihrer Annehmlichkeit, bei weitem nicht ein unbedingtes Gut.
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Was spricht dagegen ein ausgewogen normales Leben zu führen? Nicht immer braucht man überdrehte Ideale an denen derjenige meist ohnehin nur das Scheitern lernt. Denn das, was geistig da ist, ist auch später noch da. Oft ist es sogar besser nicht alles in einem Leben zu erwecken, oder einzubringen, um dieses davor zu bewahren, dass es lediglich verwahrlost, weil es dann doch nicht weiter angemessen gepflegt wird.

Qualitativ gesehen, ist es durchaus eine Frage, gewisse Kräfte so zu pflegen und aufzubauen, dass sie eine Steigerung bewirken. Das heißt, oft neigt man schon zu genießen, und braucht das wieder auf, bevor etwas nennenswertes daraus entstanden ist. Das liegt daran, dass man einen gewissen Energiepegel oder gewisse Kräfte erst aushalten lernen muss. Denn oft wird schon bei einen gewissen Pegel etwas erweckt, was dann schnell einen umhertreiben oder sonst wie sich Genüssen hinzugeben anregt.

Dabei kann ein schlichtes geordnetes Leben mehr Lebensfreude und Erfüllung bringen, als wenn man ein bewegtes Leben führt, und viel umherreist u.dgl.m., ohne dass es wirklich bei einem bleibt oder einen weiterbringt. Vor allem wenn es nicht bei einem wirklich ansetzen kann, weil man nicht den Raum in sich dafür gepflegt hat. Eine Pauschalregel gibt es da wohl nicht, denn sofern man zur Trägheit neigt, wäre es nicht verkehrt etwas mehr herumzukommen (allerdings wird man danach auch nicht geneigt sein). Hingegen wenn man keine Ruhe findet, dann wäre es ratsam es auszuhalten, wenn man sich auf das schlichte und einfache besinnt, und mehr die Ruhe anstrebt.

Da nicht immer das, was in einem ist, in Ansehung der Neigung, wirklich zum Förderlichen führt, denn vielleicht ist es (und wohl auch häufiger) das, wovon man zu viel bereits hat. So dass man hier und da durchaus das Gegenteil anstreben sollte. Erst wenn vieles von der guten Lebensführung kultiviert ist, kann man sich auch darauf stützen, dass die Impulse und Anregungen in einem, mehr zum Guten gereichen und führen. Und das beschert letztlich die dauerhaftere Glückseligkeit.


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