Die Psychologie gewisser Spezies - LU (alle)

Devino M., Montag, 11. September 2017, 00:49 (vor 2440 Tagen)

Logische Untersuchungen - Edmund Husserl - 2.B. II. 5.K.
§ 37. Einwände gegen diese Lehre in ihrer radikalen Interpretation

... Wollte jemand alle Rede von anschaulicher Vorstellung abstrakter gegenständlicher Bestimmtheiten für eine bloße Scheinrede erklären und behaupten, wo immer wir z.B. eine Beschaffenheit Weiß wahrzunehmen glauben, sei eigentlich nur irgendeine Ähnlichkeit zwischen dem erscheinenden Gegenstand und anderen Gegenständen wahrgenommen oder sonstwie vorgestellt: so verwickelte er sich in einen unendlichen Regress, da die Rede von vorgestellten Ähnlichkeit entsprechend umzudeuten wäre.

Aber hier zeigt sich die Absurdität der bestrittenen Auffassung auch unmittelbar darin, dass, aller Evidenz zutrotze, dem intentionalen Objekt ein von ihm evident verschiedenes unterschoben wird. Was in der Intention einer Anschauung liegt, was ich wahrnehmend zu erfassen, phantasierend mit einzubilden vermeine, ist in weitem Umfange allem Streit enthoben. Über die Existenz des Gegenstandes der Wahrnehmung kann ich mit täuschen, nicht aber darüber, dass ich ihn als so und so bestimmt wahrnehme und dass er in der Meinung dieses Wahrnehmens nicht ein total anderer ist, z.B. ein Tannenbaum statt eines Maikäfers...
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Zur Selbstannahme gehört zunächst auch die Annahme der eigenen Wahrnehmung. Es spielt doch auch keine Rolle, ob diese zutreffend ist, auf die menschliche Psychologie bezogen. Denn im Sinne der Psychologie ist es die eigene Wahrnehmung und daher zumindest für einen selber so oder so rum zutreffend.

Natürlich geht es dann nicht darum dies mit irgendeiner Art von Geltungsanspruch versehen nach außen hin sogleich zu vertreten. Jedenfalls ohne die Wahrnehmung nach irgend einer Evidenz hin zu untersuchen. Denn ebenso kann es sich um etwas bei der Wahrnehmung handeln, was man einer Sache bloß selber beilegt und beimisst.

Andererseits, auch wenn es für einen Zusammenhang direkt nicht zutrifft, und daher auch zunächst für einen selber lediglich gilt, oder gar bestimmt ist, kann es für einen selbst vielleicht in einem größeren Verhältnis besehen durchaus einer Tatsächlichkeit entsprechen. Vielleicht ist diese sogar für einen noch bedeutsamer, als die Verhältnismäßigkeit zum betreffenden Gegenstand oder Ereignis u.dgl.m.

Daher, für einen selbst gilt durchaus das, wie es sich zeigt in der Wahrnehmung, auch wenn es letztlich nur einen selber betrifft. Wovon will man denn auch sonst ausgehen? Und selbst wenn es mit keiner Evidenz übereinstimmt, tut es dieses auch nicht mehr, wenn man der Wahrnehmung auszuweichen suchte und auf einen Teil seiner Vollständigkeit (wenn auch nur psychologisch) zu verzichten versuchte.

Also ist man dann lediglich aufgerufen an seiner Wahrnehmung zu arbeiten und sie tauglich zu machen und zu entwickeln, bis man mit dieser auch verlässlich arbeiten kann. Dann ist es doch auch ein gutes, wenn man zu einer bestimmten Spezies urteilsfähiger Lebewesen gehört, die gemäß ihrer Spezies eine gewisse Übereinstimmung des Bewusstseins bilden.

Schwierig wäre es doch, und eine gemeinsame Sprache gar nicht erst möglich, wenn jeder etwas anderes meinte, womit kaum eine evidente Bedeutung noch möglich wäre und noch weniger irgend eine Nachweisbarkeit oder Nachprüfbarkeit, womit alles nur noch schwammiger Natur und solcherart Charakter wäre. Allerdings, ist die gewisse Übereinstimmung mit einer Spezies gegeben, so ließe sich der bestimmte Anteil daran ebenfalls nicht leugnen oder diesem auszuweichen (wenn auch wiederum nur in einer psychologischen Weise - noch wäre man dadurch vollständiger usw..).


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